Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (²DWB)

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faul, adj.

Fundstelle: Band 9, Spalte 200, Zeile 47 [Arbeitsstelle/Peperkorn]
FAUL adj.   ahd. fûl, mhd. vûl. mnd. vūl; mnl. vuul, nnl. vuil; afrs. fūl; ae. fūl, me. ne. foul; an. isl. fúll, norw. dän. schwed. ful; got. fuls sind eine l‐bildung zu der idg. wz. *pū̆‐ ‘faulen, stinken’. 1 in zersetzung befindlich; von organischen substanzen. a in verwesung, gärung geraten sein (und dadurch verdorben): 863/71 ‘druhtiu’, quad thiu suester, ‘ther lichamo ist ju fuler/ (bi thiu zelluh thir iz er), ist fiardon dag bigrabaner’ Otfrid III 24,83 E. ⟨1150/80⟩ wir suln daz obez teilen:/ wirt ir einez drunder fûl,/ ez bringet uns daz ander ze leide Spervogel 3129,25 MF. ⟨1264⟩ sô ir niht mêr zuo valscheit müget getuon, sô kêret ir dem apfel unde der birn daz fûle hin under unde daz schœne her ûz (bearbeitung) Berthold v. Regensburg 1,17 P./S. ⟨1349/ 50⟩ ez sprechent auch die maister, daz allerlai geprâten piren gesünter sein denn rôch und gesünter geprâten wan gesoten, und die lang gelegen sint, alsô daz si niht faul sint, die sint gesünter wan die frisch von dem paum koment Konrad v. Megenberg b. d. natur 341 P. ⟨u1445⟩ wann der valckner den valcken gebadet hat, so sol er sich hütten, das er in nit stelle vff ain faules holtz oder stangen, wann dardurch möcht er vergifftet werden Mynsinger falken 29 LV. ⟨v1510⟩ zům vierden so behalt das gesaltzen wasser das fleisch, dz es nit faul würt Geiler pater noster (1515)M4d. 1565 auß dem keiben oder faulem fleisch der abgestorbnen rossen wachsen die waͤspen Heyden Plinius 218. 1627 die mägde aber vnd dienstbotten die solche sünde begangen, die haben sie heimlich mit ruhten gestriechen vnd mit faulen eyern vnfletig gemacht Piderit chr. Lippiae 1,98. 1677 der beweißthum aber ist nicht einer faulen bohnen werth Frische polygamie 12. 1731 so ist acht zu haben, daß das unreife, faule und wurmstichige obst, als spillinge und mancherley andere früchte, die der gesundheit zuwider, von den land=leuten nicht auf den marckt gebracht .. werden Rohr bürgerl. recht 514. 1786 verdorbenes faules fleisch, ist schädlich Schwabe stadt-physikus 1,109. ⟨1831⟩ an der luft erhitzt, verbrennt das selen mit röthlich-blauer flamme und verbreitung eines durchdringenden geruchs nach faulem rettig Wöhler grundriss (1833) 131. ⟨1876⟩ das faule fleisch wird ausgeschnitten werden C. F. Meyer 10,32 Z./Z. 1901 es ist eine fettige, ekelhafte schlammmasse, die .. schlimmer riecht als faule eier Bonne gewässer 42. 1976 ich lief auf den händen und warf das laub in die höhe, das faule, das duftende winterlaub Kipphardt März 88. b stinkend, von verwesung, gärung zeugend: 9.jh. funesto .. fulemo ahd. gl. 2,15,14 S./S. ⟨v1209⟩ ein wint;/ der sluoc den nebel vaste nider/ in daz vûle wazzer wider Wirnt 6868 K. ⟨1338⟩ wan dis swevels vuler dunst/ so gar verbrant diz ertrich hat Hiob 10710 DTM. ⟨u1445⟩ die würm wachsent in dem pferd von bösem fůter, so man im darzu nit gnug zu trincken geit, oder so das wasser auch bös ist vnd faul, davon das pferd trincket Mynsinger falken 79 LV. 1530 wenn einem vollen muͤnch der bauch kurret odder einen faulen wind faren lies Luther w. 30,2,383 W. 1581 ein solch sauwerwasser .. gewinnet in kurtzer zeit ein faulen stinckenden geschmack Tabernaemontanus wasserschatz 5. 1643 durch ansteckung solcher nationen, die mit jhrem stinckenden faulen athem den vmbschwebenden lufft vergifften Freytag melancholia 99. 1658 es seyn auch daselbsten bedee see .. von faul und schwartzlechtem wasser, daß die fisch darvon sterben Welsch reiß-beschr. 91. 1716 wiewol alle in der pfannen zugerichtete eyer gar wenig zur gesundheit nützen .. in galle sich leicht verwandlend und faules aufstossen verursachend Marperger küch- u. keller-dict. 292a. 1752 dieß reiniget die luft in brüchen dicker wälder,/ und allen faulen dunst der wiesen und der felder,/ den mist und schlamm gewährt Scheibel witterungen 98. 1817 das wasser schmeckt sehr salzig, aber nicht faul Goethe I 31,157 W. 1858 alles wasser in den cisternen ist faul und trübe und kaum zum essen und kochen tauglich Allmers marschenb. 61. ⟨1937⟩ er hatte .. einen faulen geschmack auf der zunge Seghers ges. w. (1951)3,24. c eitrig, brandig, entzündet: ⟨v1022⟩ mîniu uuuntmâle uuurten fûl Notker 3,1,224 ATB. ⟨u1160⟩ iz ist ein tranch der uûlin inâderen st. trudperter hohes lied 6,11 M. ⟨1349/50⟩ wer den sâmen trinkt mit ezzeich, dem benimt er den zantsmerzen und rainigt im die zend und daz zantflaisch von dem faulen pluot und von anderr unsauberkait Konrad v. Megenberg b. d. natur 420 P. hs.14.jh. gamandrea gestozen vnde mit honige getempert subert de vulen wunden in: Sudhoff beitr. gesch. chirurgie (1914)2,439. 1542 auch denen so zur wassersucht genygt seind, oder stettigs faule magen febres haben, soll man dises wassers zůtrincken geben Ryff apoteck (1541)2,132b. ⟨1576⟩ diß wasser .. ist auch gut fuͤr ander boͤse faule schaͤden Philomusus anonymus horn (1595)G1b. 1604 hastu den safft nicht, so seude nur das kraut in wein vnd wasche die wunden oder faule scheden damit Colerus oecon. 4,146. 1660 im martio gieng ein seuch vmb, daran sehr viel personen kranck lagen, vnd fast kein hauß verschonet wurde, starben zwar nicht gar viel, war ein art eines faulen fiebers Schorer memminger chr. Bb1a. 1715 ein gut gurgelwasser zu mund= und hals=geschwüren, wie auch zum faulen zahnfleisch Amaranthes frauenzimmer-lex. 1893. 1778 solchergestalt wird der gefahr fauler krankheiten auf zwiefache art vorgebeugt Forster reise 1,34. 1802 ueberall in den dörfern, vorzüglich wo infanterie lag, fanden wir durch faule fieber, wie man sie nannte, ganze familien ausgestorben reminiszenzen feldzug am Rhein 98. 1917 der eiterfraß umrändert schwarz die faule/ wunde in ausgebrannter städte rauch Hasenclever tod 84. 1974 dann sagen sie: pardon, das ist faul, das muß alles raus Muschg Albisser 40. 2 träge. a bequem, einer tätigkeit, arbeit abgeneigt: ⟨u1194⟩ er wart der fûlest, der ie wart,/ âne muot und âne maht Ulrich v. Zazikhoven 3694 H. ⟨u1230⟩ müezekeit hât daz reht,/ si machet manegen fûlen kneht Freidank 249,8 G. ⟨1386⟩ es spricht Ambrosius in seiner episteln einer, der muͤssig gat faul vnd traͤg ist an goͤtlicher uͤbung dem gibt got sein ewig reich nÿmmer Otto v. Passau (1480)114a. ⟨u1450⟩ so bistu ful und freßig/ und dar zu win-meßig rhein. ostersp. 677 R. 1533 wo man sich mit fleiß vor hitz und kelten verpauet, würden faul weich leut, die nichts leiden möchten, weder hitz noch kelten, weder sumer noch winter Turmair 4,80 ak. ⟨1563⟩ ein fauler muͤssiggenger ist mit jhm selbs nicht eins, weyß nicht was er wil fuͤrnemmen theatrvm diabolorum (1569)418b. 1638 sind nicht christliche potentaten .. sehr sorgfältig gewesen, den mißbrauch der kirchengüter, durch die faulen vnnützen mönche, pfaffen vnd nonnen eingeführet, abzuschaffen mon. sepvlcrale 109. 1673 weil die Spanier faul weren und keine lust zur arbeit hetten Dapper, n. welt 468a. 1739 die kälte macht einen cörper hurtig, die hitze der sonnen aber faul, gute speisen und tranck reitzet zur wollust Kindermann reise 50. 1769 die einwohner des landes .. werden insgemein als faule und wollüstige leute beschrieben Schröckh handlungs-wiss. 1,358. ⟨1849⟩ der mensch hat auch ein recht darauf mit unter faul zu sein oder zu scheinen, und sich, wie er will, gehn zu lassen J. Grimm kl. schr. (1864) 1,240. 1871 was wollt ihr faules, verlaufenes gesindel in der fleißigen, gesegneten reckenburger flur François Reckenburgerin 1,55. 1914 der üble zustand auf der universität, wo der faule student in der facultas artium sich viele jahre lang mit der prima pars Alexandri herumschlug Sachsens vergangenheit (1910) 2,55. 1994 es ist früh am morgen, die liebenden liegen faul auf ihren lotterlaken, und plötzlich schimmert ein lichtstrahl durch den vorhang frankf. allg. ztg. 269,B5. nicht faul tatkräftig, entschlossen: A15.jh. Bertschi sprach; er was nicht faul Wittenwiler 1430 DLE. 1527 zwar man findet vber alle masse grobe bose leute so ist der teuffel auch nicht faul Luther w. 23,368 W. 1563 graff Adolph aber war nicht faul, sondern begegnet jhm als er kam Faber Saxonia 159a. 1612 die Römer waren auch nicht faul, schickten jhren hauptman Marcum Valerium Levinum mit etlichen schiffen auff dem meer aus Megiser chr. Khärndten 1,68. 1664 der vater war über diesen unverhofften fall seiner tochter nicht faul, sondern lieff geschwinde hin zum priester, ümb der schande vorzukommen Rihlmann staats-sachen 133. ⟨1740⟩ sonst sagt das weib nicht faul:/ du nar, halt du das maul Lindenborn Diogenes (1742)1,108. 1756 die maurer waren nicht faul dabey gewesen leipz. avanturieur 1,88. 1822 wir gingen hinter weinbergsmauern hin und her, durch sie geschützt vor den kugeln, welche herauszusenden die belagerten nicht faul waren Goethe I 33,31 W. ⟨1876⟩ als Jan weg war, setzte sich Knipperdollinck, nicht faul, auf den königsstuhl und sprach gravitätisch zu der menge Scherr größenwahn 114. ⟨1917⟩ und der nicht faul, verlangt sofort seine pension Sudermann rom. I (1921)6,177. 1963 Matern, nicht faul, gibt seinerseits geschichten zum besten Grass hundejahre 21640. phraseologisch auf dem faulen polster sitzen, der faulen haut, seite liegen: 1523/4 das du priester werdest, das du andern menschen nutz seyst, mit gůtter predig, mit mitteylung der sacrament andern nutz tzů seyn, nit auff dem faulen polster sitzen flugschr. ref. 1,149 C. 1644 lege dich auch nit vff die faule seite, sondern arbeite, vnd thue was dir von gott befohlen ist Hörnigk würg-engel 255b. 1652 weg mit solchem der nur lieget/ auf der faulen schlüngelbank! Neumark lustwäldchen 102. 1736 so legt der knecht sich auf die faule seite Kottwitz ged. 26. 1787 aber Nelkron sagte, der mensch legt sich mit leib und seele so gern auf die faule haut Pestalozzi 3,461 B. ⟨1854⟩ wenn am winterabend faul der/ hausherr auf der faulen haut lag Scheffel 5,38 P. 1912 dabei war es jedoch nicht die absicht, daß man den winter über auf der faulen haut liegen sollte Amundsen, Südpol 1,368. 1995 wer sich aber ein leben lang auf die faule haut gelegt hat, muß mit 50 schon fast ein krafttraining aufnehmen, um überhaupt noch etwas zu bewirken frankf. allg. ztg. 183,6. b von müßiggang erfüllt, bestimmt: 1396 item die metzger sont in den ful manoden kain flaisch lenger vail han denn von ainer nôn zit untz ze der andren obschwäb. stadtrechte 1,152 M. ⟨1525⟩ stecken sich zu hauf in ein closter und die gemein muss sie erneren, fressen, saufen und haben faule tage akten bauernkrieg Mitteldtld. 2,747 M./F. 1554 er mocht nit wercken, hat fauler tag, fressen und sauffens gewonet Wickram 2,44 LV. ⟨1611⟩ die schüler auff die hundstag sehen/ da sie nicht in die schule gehen/ und dürffen die zeit lernen nicht,/ das macht der faule lentz sie sticht Spangenberg anbindbr. 196 LV. 1664 von solchem leben weiß ein reicher nicht zu sagen,/ der nur in üppigkeit und lauter faulen tagen/ die liebe zeit zubringt Rachel ged. 62 HND. 1712 wir hatten also wieder gute faule tage, biß in den april, da wurden die schiffe fertig, und zum marschiren die trommel gerühret reisebeschr. dt. beamte 12,122 N. 1770 eben diese art zu philosophiren hat auch den grund zu dem faulen leben gelegt, welches hernach so viele und so zahlreiche heere von mönchen geführt haben Mosheim, kirchengesch. 1,227. 1868 da kam der krieg, alles ging faul – kein handel, kein geschäft – faule zeiten skizzen feldzug 1866 77. ⟨1914⟩ und gott gebe uns ein paar rechte kerle, damit wir über diesen faulen vormärz hinüberkommen, in einen richtigen frühling hinein Tucholsky 1,170 G.‐T./R. 3 schlecht; von 1 her, nicht immer klar von einer bildlichen verwendung zu trennen. a zweifelhaft, (moralisch) verdorben: ⟨1277/87⟩ koninc Ezzel den ir da halden seit/ mit sinre voilre boeser deit,/ hait mir gegeven vrist unde stunt/ dat ich’t uch allen maichen kunt (Köln) chr. dt. städte 12,29. ⟨A/M14.jh.⟩ kumment, ir lieben, alle her, die do gestecket und gevangen sint umb alte schulde der fulen suͤnden Seuse 493 B. hs.u1485 nein, du hest nit recht gerett:/ dar vmb man dich geschlagen hett./ din sachen sind so öd vnd ful donaueschinger passionssp. 180 DLE. 1543 ah, herr gott, welch ein fauler, loser, nichtiger behelff und ausflucht ist das Luther w. 53,443 W. ⟨v1565⟩ der ehren werd helt er weder seine widersacher noch jre faule einrede Mathesius hist. Christi (1568)1,87a. 1644 also ist das eine kahle, faule, heydnische entschuldigung: wir können nicht Hoburg krieg 253. 1672 nach vielen unnützen und faulen geschwätze Aulander gesichte 1,45. ⟨1721⟩ zwar darf der gegner noch mit deiner großmuht zanken,/ und ihrer gütigkeit mit fauler läst’rung danken poesie d. Niedersachsen 1(1725)53 W./K. 1798 etwas ist faul im staate Dänemarks A. W. Schlegel Shakespeare (1797)3,175. ⟨1844⟩ o die vernunft ist aberwitz geworden,/ die ehre faul, die hoheit niederträchtig Rückert ges. poet. w. (1868)10,64. 1870 eine krisis wird freilich eintreten, wenn die neutralen sich eifersüchtig zusammentun, um einen faulen frieden zu diktieren Siemens lebensbild 2,330 M. 1918 trotz der gegenseitigen unbelehrbarkeit über die reinheit des eigenen gewissens und die faulen absichten der anderen vertrugen wir uns aber ganz gut miteinander Pochhammer fahrt 240. 1998 die befürchtungen, daß an der sache etwas faul sein könnte, werden zerstreut frankf. allg. ztg. 108,42. b geringwertig: ⟨1320/40⟩ solde schandenflec mit schœnem lip/ und vulez garn bi side,/ .. wonen und beliben? Egen v. Bamberg 1,159 M. u1477 gee hin und kouff uns das aller böst und das fülist, das du findest, zu dem nachtmal Steinhöwel Äsop 54 LV. z.j.1517 das eyss begab sich nahenndt faull zu werden font. rer. austr. I 1,114. ⟨1645⟩ man macht diser zeit so faul papyr (villeicht auß mangel guter lumpen) daß einer das radieren nothwendig vnderlassen muß Talitz reyszgespan (1663)138. ⟨1663⟩ jeder krämer .. seine faule wahr lobet Schorer medicina (1677)89. 1700 so schwimmet im kessel die faule kohle oben Gruber fortification 2,148. 1795 ist zu antworten, daß man (beim kupferstechen) richtigkeit und fleiß der zeichnung mit der schönheit des stichels verbinden muß .. wenn man sich ihnen auch nicht ganz überläßt, und das hauptverdienst nicht ganz darein sezt, welche die arbeit oft faul und ohne leben macht Gütle kupfer stechen 1,202. 1888 der eine kommther um seinen faulen wein an den mann zu bringen, der andere möchte die hypothek nicht gekündigt sehen Kretzer Timpe 122.

faulen, vb.

Fundstelle: Band 9, Spalte 204, Zeile 70 [Arbeitsstelle/Peperkorn]
FAULEN vb.   ahd. fûlên, mhd. vûlen. mnd. vūlen; mnl. vūlen, nnl. vuilen; ae. fūlian, me. foulen, ne. foul. abl. von faul adj. 1 einem verfalls‐, auflösungsprozeß unterliegen. a dahinschwinden, vergehen; selten: 9./10.jh. contabescunt fuulent ahd. gl. 2,227,31 S./S. ⟨u1210⟩ ich wæne, in lieber wære/ daz ez fûlte unt verdurbe/ danne er dâ mite erwurbe/ der werlde lop gar âne spot Otte 1391 M. ⟨M14.jh.⟩ alzo fault auch der riche yn alle seynen wegen cod. tepl. 3,3 K. u1466 vnd die weysheit ist lauter die nymmer fault 1. dt. bibel 8,145 LV. 1640 hie fault die müh so langer zeit,/ hie ist der stoltze muth geendet ged. königsb. dichterkreis 46 HND. 1827 daß er den freunden schenke/ was nie und nimmer fault Goethe I 3,319 W. 1977 er weiß nicht, wo sein gutes zu faulen beginnt Schwaiger salz 96. b verwesen, verrotten: ⟨v1022⟩ mîn lîchamo nefûlet noh nerozet so anderro tûot Notker 3,1,67 ATB. ⟨v1150⟩ si legent dich under di erde./ da mustu in der culen stinken unde vulen armer Hartmann 149,8 M. ⟨1250/4⟩ die vische fulten und lagen tot,/ dú wazer fulten ouh darzů Rudolf v. Ems weltchr. 9990 DTM. ⟨1349/50⟩ iedoch wizz, daz all öpfel schad sint und faulent leicht in dem menschen und machent pœs pluot Konrad v. Megenberg b. d. natur 330 P. ⟨1421⟩ unde do das geworme fulete, do wart die luft vorgift, unde do qwam gar eynn grosses sterben zu Rome dor vonn Rothe düring. chr. 141 L. ⟨u1520⟩ im somer, do faulen alle ding, was do ist, aus der großen hiz Paracelsus I 1,119 S. ⟨1569/70⟩ nim mistelbehre, wann sie noch grüne seind, die uff den eichen sein, die besten hierzu, dörre und stosse die, lege sie darnach 12 tage ins wasser, das sie faulen haushaltung in vorwerken 223 E./W. 1643 dann wer hat jemals gesehen, daß gold im wasser faulen? vom fewer verzehren? von der erden einen rost an sich ziehen oder von der lufft verderben? Freytag melancholia 285. ⟨1663⟩ sonsten hat man auch achtung zu geben, daß man keine solche speisen zu sich nehme, welche leichlich corrumpirt werden, und gern faulen, als da seyn allerley frücht, kraut, milch und milchspeisen Schorer medicina (1677)76. 1744 in summa es kann nichts, was versteinert werden soll, schon gefaulet haben ZimmermannHenkel, schr. 528 Z. 1778 sind die früchte im anfange des faulens begriffen, so können sie noch gekocht werden, wenn das faule ausgeschnitten worden Germershausen hausmutter 2,782. ⟨1831⟩ die riechenden materien, die sich von faulenden organischen stoffen entwickeln Wöhler grundriss (1833)12. 1881 faulendes fleisch wurde in chloroformhaltiges wasser gelegt und verlor nach kurzer zeit den üblen geruch Hesz streifzüge 154. 1931 schweigend lagen sie hinter dem faulenden stumpf einer pappel Alverdes Reinhold 86. 1996 wenn die (maniok‐)knollen erst einmal ausgegraben sind, beginnen sie innerhalb weniger tage zu faulen frankf. allg. ztg. 194,N3. stinken, den geruch, geschmack von zersetzung, verwesung haben; überwiegend im part.: 1697 so kam auch ein faulender todten=geruch mir entgegen Ettner doctor 97. 1769 die alkalischen salze .. brennen auf der zunge, undgeben einen faulenden geschmack Suckow scheidekunst 37. 1910 im offenen austausch erfüllte jetzt reines normal gesalzenes seewasser das ganze, noch eben von faulendem brackwasser erfüllte becken Walther geologie v. Dtld. 73. c sich entzünden, von einer entzündlichen krankheit befallen sein: ⟨v1022⟩ ferheiletiu uuunda fûleta unde uuard argera danne si fore uuâre Notker 3,1,224 ATB. ⟨E12.jh.⟩ ist aber daz daz vleisch swellen beginnet und vůlin, so wirt der lib sich und ůbil getan altdt. pred. 1,253 Sch. ⟨1293⟩ die zene fulent darzvo/ unde smeckint spat vnd fruo/ vnde werdent in vil gel Hugo v. Langenstein Martina 125,13 LV. ⟨1349/50⟩ wer der spinnen netzel über ain frisch wunden legt, dem geswilt diu wund niht und faulet auch niht Konrad v. Megenberg b. d. natur 295 P. 1489 das plut inn ym faulet das er kuͤrtzlich den ritten oder sucht gewinnet versehung leib sel 19b. 1538 der cecilien biß geschwilt vnd fault, das thůt auch der spinnenmauß biß Herr ackerwerck 68a. 1588 so einem die leber faulet, davon jhme der athem abscheuwlich stincket .. der nemme weinrauthen, salbeyenkraut, jedes gleichviel Tabernaemontanus kreuterb. 1,484b. 1612(or.1563) es tregt sich auch etwan in brustwunden dieser vnfall zu, daß die lunge anfanget zu faulen Würtz wundartzney 133. 1665 die wunde fängt an zu faulen und stincken: darum ist hier feuer und stahl von nöhten Francisci traur-saal 1,563. 1715 das blut stopffet, da es denn coaguliret in der lunge bleibet, anfänget zu faulen F. Hoffmann tod 1,71. 1784 bei so verschlimmerten säften, besonders bei wassergeschwülsten ist es leicht, daß bei der geringsten veranlassung faulende geschwüre entstehen können Hahnemann schäden 37. 2 träge, untätig sein; selten: ⟨u1350/77⟩ ritterschaft sol arbait han./ wil ain ritter fulen und slaffen/ und der knecht den wandel schaffen/ den ain ritter wuͤrcken solt,/ sint dem herren und frowen holt,/ das mag niempt gestraffen wol Teichner 580,135 DTM. 1519 hilff, das wir seinem ubrigen essen unnd trincken, schlaffen, faulen unnd muͤssigang widerstreben Luther w. 6,17 W. 1559 so die stolner lessig zutreiben befunden werden, sich der stewer troͤsten, vnnd also faulen wolten, sol es bey dem berckmeister vnnd geschwornen stehen, die stewr nach gelegenheit des fleisses vnd arbeit zu mitteln bergk ordenung Coͤllen J2b. 3 fäulnis erregen; selten, vgl. fäulen vb.: 1581 wenn der erdboden der baͤum zu feucht ist, so wirdt die frucht wurmessig, denn die vbrige feuchtigkeit, die die baͤume empfahen, bleibet vngedauwet vnnd faulet innerlich pflantzbuͤchl. d. lustgaͤrten 35a. 1711 weren keine wind, so müßte die luft, in deren wir leben, faulen, und wir von einer krankheit in die andere fallen Scheuchzer physica 2,220. 1752 weil dergleichen insecten sich bey faulender luft stark vermehren Scheibel witterungen 14.

fäulen, vb.

Fundstelle: Band 9, Spalte 206, Zeile 12 [Arbeitsstelle/Peperkorn]
FÄULEN vb.   mhd. viulen, vûlen. abl. von faul adj. etwas zersetzen, zerstören, in verwesung bringen: ⟨u1160⟩ consuetudo bigrebit uns, versmâhede gotis vûlet uns, malitia bulueret uns st. trudperter hohes lied 10,77 M. ⟨1225/30⟩ sô viulet aber diu sünde dich Rudolf v. Ems Barlaam 176,32 P. 1331/6 der slange hette in also ersogen,/ darumbe sin arm waz gebogen,/ hette in geswerzet und gefület sere Wisse/Colin 149 Sch. 1477 er wirt auch etwenn pleÿuar von kranckheit der lungen. das geschicht ettwen von dem flusse des haubts der auff sie fleusset vnd sie fewlet Ortolff artzneipuch 9b. ⟨1529⟩ von der arznei, so da gesezt wird an die stat erzens, brennens, schneidens und feulens Paracelsus I 1,7,387 S. ⟨1563⟩ ire wunden so sy neüwlich empfangen, verhuͤtend sy vor dem glantz der sonnen, damit sy nit von soͤlcher werme gefeült werdind Forer thierb. (1583)81a. 1600 dann putrificiret oder feuhlet er daß compositum oder die zusammen gesetzte materien Hippodamus irrwege 131. 1699 die tugend wil hiervon ihr solche frücht erziehen/ die nie kein gifftig dampf der laster fäulen soll d. schles. Helicons ged. 56. 1701 reib es mit zweymahl so viel salarmoniaci als des pulvers ist, und fäul es in einem glaß in mist kunst-büchl. 166. 1788 diese leichte soole das holzwerk, kästen, dorn, und alles was das gradierhaus ausmacht .. mehr fäule und verderbe Rösler beytr. 1,101.

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fehdemann
Zitationshilfe
„fäulen“, in: Deutsches Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm, Neubearbeitung (1965–2018), digitalisierte Version im Digitalen Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/dwb2/f%C3%A4ulen>.

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