eigentlich
Grammatik Adjektiv · ohne Komparativ
Aussprache
Worttrennung ei-gent-lich
Häufige Falschschreibung eigendlich
Wortbildung
mit ›eigentlich‹ als Erstglied:
Eigentlichkeit
·
mit ›eigentlich‹ als Letztglied:
uneigentlich
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
tatsächlich, wirklich
Beispiele:
ihre eigentliche Aufgabe bestand in der Durchsicht der Zeitschriften
die eigentliche Arbeit beginnt erst jetzt
seine eigentliche Begabung lag auf zeichnerischem Gebiet
erst nach Tagen zeigte er sein eigentliches Wesen
seine eigentlichen Pläne, Absichten verschleiern
meine eigentliche Heimat
was ist sein eigentlicher (= ursprünglich erlernter) Beruf?
das Haus wurde seiner eigentlichen (= ursprünglichen) Bestimmung zurückgegeben
die eigentliche (= wörtliche, direkte) Bedeutung eines Wortes
für das Eigentliche (= Wesentliche) fehlt ihm der Sinn
2.
in Wirklichkeit
Grammatik: adverbiell
Beispiele:
er war eigentlich Anglist
gehobenseine Erzählung war recht eigentlich eine Beichte
er hieß eigentlich ganz anders
an und für sich, im Grunde genommen
Grammatik: häufig im Aussagesatz
Beispiele:
eigentlich müsste ich jetzt gehen, aber ich bleibe noch ein bisschen
ich wollte eigentlich heute kein Geld mehr ausgeben, habe es aber doch gekauft
ich habe eigentlich gar keine Zeit
das durfte er eigentlich nicht sagen
ich wollte dich eigentlich erst morgen darum bitten
das ist eigentlich verboten
voriges Jahr hatten wir eigentlich gar keinen richtigen Sommer
3.
überhaupt, denn
Grammatik: adverbiell bzw. partikelhaft, rückt häufig, meist im Fragesatz, die Frage näher und verleiht ihr Anschaulichkeit und Vertraulichkeit
Beispiele:
wo steckst du eigentlich den ganzen Tag?
was wollt ihr eigentlich von mir?
was hat sie eigentlich?
was denkst du dir eigentlich dabei?
warum eigentlich?
wie spät ist es eigentlich?
ich habe das eigentlich (= ja) schon immer gesagt
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A2. |
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
eigen · Eigen · eigens · eigentlich · Eigenheit · Eigenschaft · Eigenschaftswort · Eigentum · Eigentümer · eigentümlich · Eigenbrötler · Eigenname · eigensinnig · Eigensinn
eigen Adj. ‘jmdm. (als Besitz) gehörend’, dann ‘einer Person oder Sache ausschließlich zukommend, für sie charakteristisch’ und daher auch ‘von besonderer Art, seltsam’, ahd. eigan (8. Jh.), mhd. eigen, asächs. ēgan, mnd. ēgen, mnl. eighen, eighijn, nl. eigen, afries. ēgen, ēin, aengl. āgen, engl. own, anord. eiginn, schwed. egen (got. nur aigin n. ‘Eigentum’, s. unten Eigen), ursprünglich Part. Prät. eines gemeingerm. Präteritopräsens mit der Bedeutung ‘haben, besitzen’, ahd. eigan, mhd. (vereinzelt) eigen, asächs. ēgan, aengl. āgan, engl. to own, anord. eiga, schwed. äga, got. *aigan (1. Pers. Sing. aih mit gammatischem Wechsel). Diesem Verb zugrundeliegendes germ. *aig-, *aih- (s. auch Fracht) steht im Ablautverhältnis zu aind. ī́śē (wohl einem ursprünglich reduplizierenden Perfekt *i-iś-ai) ‘hat zu eigen, besitzt, beherrscht’ und läßt sich mit diesem sowie awest. aēšā- ‘Vermögen, Können, Habe, Eigentum’, toch. B aik- ‘kennen, wissen’ auf eine Wurzel ie. *ēik̑- oder *eik̑- ‘zu eigen haben, vermögen’ zurückführen. Absolute Verwendung des partizipialen Adjektivs ‘in Besitz befindlich’ findet sich (in bezug auf Personen) noch in mhd. eigen ‘unfrei’ (wozu leibeigen, s. Leib). – Eigen n. ‘Eigentum, Grundbesitz’, ahd. eigan (9. Jh.), mhd. eigen. Die gemeingerm. Substantivierung der neutralen Form des Adjektivs ist auch erhalten in Wendungen wie zu eigen haben, sich zu eigen machen, sein eigen nennen, etw. ist sein eigen, wo eigen jetzt adjektivisch aufgefaßt wird. eigens Adv. ‘besonders, ausdrücklich’ (17. Jh.), zum Adjektiv eigen mit adverbialem -s gebildet (bis Mitte 19. Jh. auch eigends mit dentalem Gleitlaut). eigentlich Adj. ‘ursprünglich, wirklich’, als Adverb ‘in Wirklichkeit, genaugenommen’ und häufig partikelhaft ‘denn, überhaupt’, mhd. eigenlich Adj. ‘eigentümlich, eigen, leibeigen, ausdrücklich’, eigenlīche Adv. ‘als Eigentum, ausdrücklich, bestimmt’; Einfügung des Gleitlauts -t- (wie z. B. in öffentlich, ordentlich, s. d.) vereinzelt schon mhd. und allgemein im Frühnhd. Eigenheit f. ‘auffällige Besonderheit’, mhd. eigenheit ‘Eigenschaft, Eigentümlichkeit’, frühnhd. selten, in pietistischen Schriften des 17./18. Jhs. als ‘Ichbezogenheit, auf die eigene Person gerichteter Sinn’ abgelehnt, seit Ende des 18. Jhs. verbreiteter, besonders im Sinne von ‘Originalität’. Eigenschaft f. ‘charakteristisches Merkmal, Wesenszug’, ahd. eiganscaft (Hs. 12. Jh.), mhd. eigenschaft ‘Eigentum, Eigentümlichkeit’, mhd. auch ‘Leibeigenschaft’; alle diese Bedeutungen noch frühnhd., daneben entsteht aus ‘Eigentümlichkeit’ vom Mhd. an der heutige Sinn; dazu Eigenschaftswort n. als Verdeutschung für Adjektiv (s. d.) von Adelung (1781) eingeführt (statt Beiwort, Gueintz 1641, Gottsched 1730). Eigentum n. ‘was jmdm. gehört’, juristisch (im Unterschied zu Besitz, s. d.) ‘was jmds. rechtlicher Verfügungsgewalt unterliegt’, mhd. eigentuom ‘Eigentum, Besitz’; dazu Eigentümer m. ‘wer rechtmäßig über etw. verfügen kann’ (15. Jh.) und eigentümlich Adj. ‘für eine Person oder Sache charakteristisch’, auch ‘seltsam, merkwürdig’ (16. Jh., zuvor, seit 15. Jh.) ‘jmdm. als Besitz gehörend’. Eigenbrötler m. auch Eigenbrödler ‘Sonderling, Einzelgänger’, literatursprachlich seit dem ersten Viertel des 19. Jhs., zuvor im Alem. ‘einen selbständigen Haushalt führender Junggeselle’ (ursprünglich ‘wer selbst sein Brot bäckt’, vgl. mhd. eigen brōt ‘eigenes Hauswesen’ und frühnhd. einbrodig ‘sein eigenes Brot, seinen eigenen Herd habend’, 15. Jh.). Eigenname m. Benennung eines Individuums, besonders ‘Personenname’; als Kompositum zuerst im 16. Jh. bezeugt (für lat. nōmen proprium, s. auch Name). eigensinnig Adj. ‘auf der eigenen Meinung beharrend, starrköpfig’, spätmhd. eigensinnec ‘aus eigenem Entschluß, freiwillig’; wohl daraus rückgebildet ist Eigensinn m. ‘Starrköpfigkeit’ (vereinzelt vom 16. Jh. an neben der Fügung eigen Sinn, verbreitet seit Anfang 18. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
Assoziationen |
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Synonymgruppe
bei diesem Stichwort ·
bei dieser Gelegenheit ·
nebenbei bemerkt ·
nebenher ·
nicht zu vergessen ●
zur Seite gesprochen fig. ·
übrigens Hauptform ·
ach übrigens ugs. ·
apropos geh. ·
btw ugs., Jargon, engl. ·
by the way ugs., Jargon, engl. ·
da fällt mir (gerade) ein ugs. ·
da wir gerade dabei sind (gesprächsweise) ugs. ·
eigentlich (in Fragen) ugs. ·
nur mal so nebenbei (gefragt / gesagt / ...) ugs. ·
was ich noch sagen wollte ugs. ·
wo wir gerade dabei sind (in einem Gespräch) ugs. ·
wo wir gerade davon sprechen ugs. ·
wo wir schon mal dabei sind (im Gespräch) ugs.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
Assoziationen |
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Synonymgruppe
eigentlich ·
fast (wie) ·
gewissermaßen ·
gleichsam ·
im Grunde ·
im Prinzip ·
praktisch ·
quasi ·
sozusagen ·
weitestgehend ·
wenn Sie so wollen ·
wenn man so will ●
an sich ugs. ·
an und für sich ugs. ·
so gut wie ugs.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
echt ·
effektiv ·
eigentlich ·
gelebt ·
lebensecht ·
real ·
so wie es sein soll ·
tatsächlich ·
wahrhaft ·
wahrhaftig ·
wirklich ●
ehrlich ugs. ·
ohne Scheiß ugs.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
an und für sich ·
eigentlich ·
genau genommen ·
in Wirklichkeit ·
tatsächlich ·
ursprünglich ●
recte (bei Namen) geh.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
eigentlich ·
genau genommen ·
im Grunde ·
im Grunde genommen ·
im eigentlichen Sinne ·
streng genommen ·
strenggenommen ·
wenn man es genau nimmt ●
von Rechts wegen fig. ·
wenn Sie erlauben floskelhaft, ironisierend ·
an und für sich ugs. ·
ehrlich gesagt ugs. ·
ich darf mir erlauben (hier einmal ...) geh. ·
mit Verlaub geh. ·
schlicht und ergreifend ugs., ironisierend
Assoziationen |
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Synonymgruppe
denn eigentlich (Frage) ·
denn überhaupt (Frage) ·
eigentlich (in Fragen) ·
eigentlich überhaupt (in Fragen) ·
überhaupt (in Fragen) ●
denn (in Fragen) Hauptform
Assoziationen |
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Synonymgruppe
der Herkunft nach ·
eigentlich ·
seinem Ursprung nach ·
ursprünglich ·
vom Herkommen ·
von Haus(e) aus ·
von der Familie her
Assoziationen |
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Synonymgruppe
(oder) besser gesagt ·
(oder) vielmehr ·
beziehungsweise ·
eher ·
eigentlich ·
genauer ·
genauer gesagt ·
mehr als das ·
mehr noch ·
und zwar ●
bzw. Abkürzung ·
resp. Abkürzung ·
respektive geh., lat.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
(nur) für sich genommen ·
an sich ·
eigentlich ·
erst einmal ·
insoweit ·
isoliert betrachtet ·
rein (...) (vor Adverbien) ·
so weit
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Synonymgruppe
eigentlich ·
gewöhnlich ·
im Normalfall ·
im Regelfall ·
in aller Regel ·
in der Regel ·
landläufig ·
sonst ·
standardmäßig ·
typischerweise ·
von Haus aus ·
üblicherweise ●
normalerweise Hauptform ·
für gewöhnlich geh. ·
gemeinhin geh. ·
gemeiniglich geh., veraltend ·
normal (Adv.) ugs., salopp
Assoziationen |
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Verwendungsbeispiele für ›eigentlich‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die eigentliche Sättigung kommt bestimmt, wenn auch erst etwa eine halbe Stunde später.
[Fresenius, Hanna: Sauna, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1987 [1974], S. 61]
Das eigentliche Nest erstreckt sich oft weit in die Tiefe.
[Natzmer, Gert von: Tierstaaten und Tiergesellschaften, Berlin: Safari-Verl. 1967, S. 261]
Doch gehen diese Erklärungen am eigentlichen Kern des Problems vollkommen vorbei.
[Antoni, Klaus: Kokutai – Das 'Nationalwesen' als japanische Utopie. In: ders., Der himmlische Herrscher und sein Staat, München: Iudicium 1991, S. 24]
Eigentliche heilpädagogische Einrichtungen, die nach eindeutig heilpädagogischen Normen arbeiten, existieren jedoch erst seit wenigen
Jahren.
[Werner, Reiner: Das verhaltensgestörte Kind, Berlin: Dt. Verl. d. Wiss. 1973 [1967], S. 20]
Und ebenso fraglos haben wir uns dem eigentlichen Gehalt dieses großen Moments unserer Literatur noch nicht gestellt.
[Kant, Hermann: Eingangsreferat auf dem X. Kongreß des Schriftstellerverbandes der DDR am 24.11.1987. In: Barthel, Henner (Hg.) Politische Reden in der DDR, St. Ingbert: Röhrig 1998 [1987], S. 169]
Zitationshilfe
„eigentlich“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/eigentlich>.
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