eingebildet
Grammatikpartizipiales Adjektiv
Aussprache
Worttrennung ein-ge-bil-det
Grundformeinbilden
Wortbildung
mit ›eingebildet‹ als Erstglied:
Eingebildetheit
eWDG
Bedeutung
seine eigenen Fähigkeiten, Eigenschaften, seine Stellung im Verkehr mit seinen Mitmenschen zu hoch einschätzend, überheblich
entsprechend der Bedeutung von einbilden (3)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
bilden · abbilden · ausbilden · einbilden · Einbildung · Einbildungskraft · eingebildet · Bildner · bildsam · Bildung
bilden Vb. ‘formen, gestalten, hervorbringen, darstellen, sein’, übertragen ‘erziehen, die geistigen Anlagen entwickeln’, ahd. biliden ‘formen, gestalten, zum Beispiel geben, nachahmen’ (9. Jh.) und bilidōn ‘abbilden, nachahmen, Vorbild sein, gestalten’ (8./9. Jh., vom 10. Jh. an vorherrschend), postnominale Ableitungen von ahd. bilidi (s. Bild), fallen zusammen in mhd. bilden ‘mit Bildern verzieren, gestalten, nachbilden, vorstellen’ (vgl. gleichbed. mnd. bē̌lden, bilden und nl. beelden ‘bilden, abbilden, malen’). Das bis heute ein Formen realer Gegenstände, namentlich ein Gestalten visuell erfaßbarer Kunstwerke (bildende Kunst, 18. Jh., anfangs im Plur.) bezeichnende Verb findet im Sprachgebrauch der Mystiker auch Anwendung auf den geistig-seelischen Bereich; von der Mitte des 18. Jhs. an und besonders in der Klassik wird bilden zum Ausdruck für die Bestrebungen der bürgerlich-humanistischen Pädagogik; gleichzeitig werden daher auch das Part.adj. gebildet, das das Erziehungsergebnis kennzeichnet, und dessen Substantivierung der Gebildete üblich. Sich anschließende Präfixbildungen sind abbilden Vb. ‘im Bilde darstellen’ (16. Jh.; dazu Abbildung f. ‘bildliche Wiedergabe’, 2. Hälfte 16. Jh.); ausbilden Vb. ‘mit bestimmten Kenntnissen und Fertigkeiten versehen’, auch ‘entwickeln, formen’, mhd. ūʒbilden ‘eine Nachbildung zeigen’ (dazu Ausbildung f. ‘Schulung, Entwicklung’, 1. Hälfte 17. Jh.); einbilden Vb. reflexiv ‘sich der Wirklichkeit widersprechende Vorstellungen machen, sich etw. in den Kopf setzen’, mhd. īnbilden ‘einprägen, in der Seele abbilden’ (bei den Mystikern), im älteren Nhd. (reflexiv) noch allgemein ‘sich etw. vorstellen’, dann ‘sich falsche Vorstellungen machen’ (auch hinsichtlich des eigenen Wertes); dazu gehören Einbildung f. ‘falsche Vorstellung, Überheblichkeit’, mhd. īnbildunge ‘das Einbilden, In-die-Seele-Senken’, das Kompositum Einbildungskraft f. ‘Phantasie’ (1. Hälfte 17. Jh., vereinzelt im 16. Jh.) sowie das in jüngerer Zeit sich verselbständigende eingebildet Part.adj. ‘überheblich’ (17. Jh.). Bildner m. ‘Gestalter, Former’, ahd. bilidāri, bilideri ‘Bildner, Gestalter, Schöpfer’ (9. Jh.?), mhd. bildære, bildenære ‘Bildner, Schöpfer’, auch ‘Vorbild, Muster’, nhd. Bilder ‘Schöpfer’ noch bis ins 18. Jh. neben sich schließlich durchsetzendem Bildner, das jetzt auf die gehobene Ausdrucksweise beschränkt ist oder als zweites Kompositionsglied z. B. in Bühnen-, Kostüm-, Maskenbildner vorkommt. bildsam Adj. ‘formbar’, übertragen auch ‘für Lehren empfänglich, erziehbar’, vereinzelt spätmhd. bildsam ‘vorbildhaft’, nhd. in den heutigen Verwendungen seit Mitte des 18. Jhs. Bildung f. ‘der Vorgang des Entfaltens der geistigen Anlagen, des Erziehens sowie dessen Ergebnis’, auch ‘Schaffung, Formung’ und ‘Gestalt’, ahd. bilidunga ‘Widerschein, Abbild’ (11. Jh.), bei Notker (für lat. imāginātio) ‘Vorstellung, Vorstellungskraft’ (vgl. asächs. unbiliðunga ‘Unförmigkeit’, 11. Jh.), mhd. bildunge ‘Bildnis, Gestalt, Muster’, in der Mystik ‘Phantasie’; nhd. zunächst vor allem ‘bildliche Darstellung, Abbild’ und (sehr verbreitet im 18. Jh.) ‘Gestalt’, seit Mitte des 18. Jhs. (dem Verb bilden entsprechend, s. oben) auch ‘geistig-seelische Formung des Menschen, Erziehung’.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
anmaßend ·
arrogant ·
eingebildet ·
hochmütig ·
hochnäsig ·
hält sich für sonst wen ·
sehr von sich (selbst) eingenommen ·
stolz ·
vermessen ·
versnobt ·
überheblich ●
auf dem hohen Ross sitzen fig., Redensart ·
dünkelhaft veraltet ·
hoffärtig veraltet ·
aufgeblasen ugs. ·
blasiert geh. ·
breitspurig ugs. ·
die Nase hoch tragen ugs., fig. ·
hybrid geh. ·
kennt (auch) keine kleinen Leute mehr ugs., scherzhaft-ironisch ·
sich (ganz) toll vorkommmen ugs. ·
sich aufführen wie der Kaiser von China ugs. ·
sich für (et)was Besonderes halten ugs. ·
sich für (et)was Besseres halten ugs. ·
sich für Gott weiß wen halten ugs. ·
sich für den Größten halten ugs., männl. ·
sich für die Größte halten ugs., weibl. ·
snobistisch geh.
Assoziationen |
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(an einer Sache) ist kein wahres Wort ·
(ein) Produkt der Phantasie ·
ausgedacht ·
eingebildet ·
erfunden ·
fiktiv ·
frei erfunden ·
gedacht ·
imaginär ·
irreal ·
nicht auf Tatsachen beruhen(d) ·
ohne Realitätsbezug ·
ohne Realitätsgehalt ·
surreal ●
(an einer Sache) ist nichts Wahres dran ugs. ·
an den Haaren herbeigezogen ugs., fig. ·
aus der Luft gegriffen ugs., fig. ·
imaginiert geh. ·
zusammenfantasiert ugs.
Assoziationen |
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anmaßend ·
eingebildet ·
hochgestochen ·
selbstgefällig ·
stolz ●
hochnäsig ugs. ·
prätentiös geh., bildungssprachlich
Assoziationen |
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Verwendungsbeispiel für ›eingebildet‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Ich habe sie nur auf Minuten besiegt, eingebildete Siege wahrscheinlich.
[Fritsch, Gerhard: Fasching, Hamburg: Rowohlt 1967, S. 67]
Doch nun führt er weniger einen eingebildeten als einen aussichtslosen Kampf.
[Die Zeit, 26.09.1997, Nr. 40]
Die Schauspieler traten ins wirkliche Leben zurück; aus eingebildeten Juden wurden wieder handfeste Deutsche.
[konkret, 1991]
Sie war nicht nur eine eingebildete reiche Tochter, vor allem war sie dumm.
[Süddeutsche Zeitung, 13.04.2002]
Weshalb um alles in der Welt äußerte sich der eingebildete Kasten nicht?
[Süddeutsche Zeitung, 02.12.1995]
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