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einseifen

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GrammatikVerb
Aussprache 
Worttrennung ein-sei-fen
Wortzerlegung ein- seifen1
Wortbildung  mit ›einseifen‹ als Erstglied: Einseifbecken · Einseifpinsel
eWDG

Bedeutungen

1.
die untere Gesichtshälfte mit Seifenschaum bedecken, um sie zu rasieren
Beispiele:
jmdn., sich, jmds. Gesicht einseifen
er seifte den Kunden ein
der Kunde wurde rasch eingeseift
eingeseift, mit eingeseiftem Gesicht dasitzen
jmdn., sich mit Seifenschaum bedecken
Beispiel:
er saß in der Badewanne und seifte sich ein
2.
salopp jmdn. übers Ohr hauen, betrügen
Beispiele:
sie haben dich schön eingeseift [ DöblinAlexanderpl.81]
Auch du hast dich von dieser Sippschaft einseifen lassen [ O. M. GrafUnruhe252]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Seife · seifen · abseifen · einseifen · Seifenblase · Seifensieder
Seife f. Die Bezeichnung für das Wasch- bzw. Reinigungsmittel lautet ahd. seifa (8. Jh.), mhd. seife, mnd. mnl. sēpe, nl. zeep, aengl. sāpe, engl. soap und (möglicherweise aus dem Aengl. entlehnt) anord. sāpa, schwed. såpa. Zieht man aengl. sāp ‘Harz, Bernstein’ heran, so kann von der Vorstellung einer zähen, tropfenden Masse ausgegangen und eine Verbindung zu ablautendem mhd. sīfen ‘tropfen, triefen, gleiten, rutschen’, mnd. mnl. sīpen, nl. sijpelen ‘tröpfeln, sickern’, aengl. sīpian ‘fallen, sich senken’ hergestellt werden. Vergleicht man ferner lat. sēbum ‘Talg’, toch. A sep-, sip- ‘salben’ und die unter Sieb (s. d.) genannten Formen, so ist ein Anschluß an ie. *sē(i)b-, *seib-, *seip- ‘ausgießen, seihen, rinnen, tröpfeln’, Erweiterung der Wurzel ie. *sē(i)-, *sei- ‘tröpfeln, rinnen, feucht’, möglich. Seife (lat. sāpo m., aus dem Germ. entlehnt) besteht nach Plinius aus Talg, Asche und Pflanzensäften und dient zunächst, offenbar aus kultischen Gründen, zum Rotfärben der Haare vor dem Kampf. – seifen Vb. ‘mit Seife säubern’ (16. Jh.); abseifen Vb. ‘mit Seife und Wasser reinigen’ (in der Färbetechnik 18. Jh., allgemein 19. Jh.); einseifen Vb. ‘mit Seife einschmieren’ (19. Jh.); auch ‘übervorteilen, betrügen’ als volksetymologische Umbildung von rotw. beseibeln, besefeln, zu jidd. sewel ‘Mist, Kot, Dreck’. Seifenblase f. ‘Blase aus Seifenschaum’ (17. Jh.), übertragen für ‘Vergängliches, Trügerisches, ungenügend Durchdachtes’ (18. Jh.). Seifensieder m. ‘wer Seife herstellt’ (15. Jh.), eigentlich ‘kocht’ (s. sieden); zu den Obliegenheiten der Seifensieder gehört auch das Kerzenziehen, daher redensartlich aus der Studentensprache mir geht ein Seifensieder (‘ein Licht’) auf (Anfang 19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(eine) heile Welt vorgaukeln · so tun als wenn alles in (bester) Ordnung ist  ●  einwickeln fig. · einlullen ugs. · einseifen ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

abseifen · einseifen

(jemandem etwas) weismachen (wollen) · (jemandem) ein X für ein U vormachen · foppen · narren · nasführen · täuschen · veralbern · zum Besten haben · zum Besten halten · zum Narren halten  ●  (jemandem) einen Bären aufbinden ugs. · (jemanden) für dumm verschleißen ugs., rheinisch, veraltend · (mit jemandem) sein(e) Spielchen treiben ugs. · an der Nase herumführen ugs. · anführen ugs. · anmeiern ugs. · anschmieren ugs. · auf den Arm nehmen ugs., fig. · auf die Rolle nehmen ugs. · auf die Schippe nehmen ugs. · aufziehen ugs. · einseifen ugs. · für dumm verkaufen ugs. · hinter die Fichte führen ugs., fig., variabel · hochnehmen ugs. · hopsnehmen ugs. · verarschen derb · verdummbeuteln ugs. · verdummdeubeln ugs. · vergackeiern ugs. · verkaspern ugs. · verkohlen ugs. · verladen ugs. · vernatzen ugs., regional · verschaukeln ugs. · verscheißern derb · veräppeln ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

(die) Köpfe vernebeln · (etwas) vorgeben · (jemandem etwas) einflüstern · (jemandem etwas) einreden · (jemandem etwas) weismachen · (jemanden von etwas) zu überzeugen versuchen · (jemanden) einseifen · (jemanden) hinwegtäuschen über · Augenwischerei betreiben · Nebelkerzen werfen · manipulieren · so tun als ob · suggerieren · vortäuschen  ●  (jemandem) Sand in die Augen streuen fig. · (jemandem einen) Bären aufbinden ugs. · (jemandem einen) Floh ins Ohr setzen ugs., fig. · (jemandem etwas) auf die Nase binden wollen ugs., variabel, Redensart · (jemandem etwas) vormachen ugs. · (jemanden etwas) glauben machen geh. · auftischen ugs. · einnebeln ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

(jemandem) Nettigkeiten sagen · (jemandem) das sagen, was er hören will · (jemandem) schmeicheln · (jemanden) bauchpinseln · (jemanden) einseifen · Komplimente machen · nette Dinge sagen · schöntun  ●  Süßholz raspeln fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›einseifen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›einseifen‹.

Verwendungsbeispiele für ›einseifen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Einer, der sich unschuldig findet, seift sich aus Trotz nicht ein. [Frisch, Max: Stiller, Rheda-Wiedenbrück: Bertelsmann 1997 [1954], S. 26]
Wenn es dazu kommt, werden wir uns garantiert gerade die Hände eingeseift haben. [Die Zeit, 09.04.1999, Nr. 15]
Eine Hand wäscht die andere, einer seift den andern ein. [Die Zeit, 02.01.2012, Nr. 01]
Dann seift er doppelt so wild das Glas ein, bis man gar nicht mehr durchblicken kann. [Süddeutsche Zeitung, 11.09.1999]
Oder sie fragen, ob sie mir den Rücken einseifen sollen. [Bild, 28.08.2003]
Zitationshilfe
„einseifen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/einseifen>.

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