drückt in Bildungen mit Verben aus, dass etw. wieder rückgängig gemacht, in den Ausgangszustand zurückgeführt wird
ent-
Grammatik Affix
Wortbildung
mit ›ent-‹ als Erstglied:
Entkarbonisierung
· entanonymisieren · entasten · entbluten · entbürokratisieren · entdemokratisieren · entdifferenzieren · entdogmatisieren · entdramatisieren · entdunkeln · entdämonisieren · entehren · enteignen · enteilen · entemotionalisieren · enterben · entfachen · entfallen · entfalten · entfesseln · entfetten · entflechten · entfliegen · entfolgen · entfreunden · entglorifizieren · enthirnen · enthumanisieren · entideologisieren · entindividualisieren · entindustrialisieren · entkalken · entkoffeinieren · entkolonialisieren · entkolonisieren · entkoppeln · entkriminalisieren · entkuppeln · entladen · entlassen · entleeren · entlehnen · entleihen · entlieben · entliken · entlohnen · entlöhnen · entmagnetisieren · entmaterialisieren · entmenschen · entmilitarisieren · entmystifizieren · entmythisieren · entmythologisieren · entnadeln · entnationalisieren · entnazifizieren · entnebeln · entpersonalisieren · entpoetisieren · entpolitisieren · entprivatisieren · entproblematisieren · entqualifizieren · entrahmen · entrauchen · entrechtlichen · entreißen · entriegeln · entromantisieren · entsakralisieren · entschlummern · entschlüpfen · entscholastisieren · entschreiten · entschweben · entschwinden · entsolidarisieren · entsorgen · entspringen · entstalinisieren · entsteigen · entströmen · entstören · enttabuisieren · entwinden · entzaubern · entzünden1 · entzünden2 · entästen · entäußern · entölen · enukleieren
Duden, GWDS, 1999
Bedeutungen
1.
2.
drückt in Bildungen mit Substantiven und einer Endung aus, dass etw. entfernt wird
3.
drückt in Bildungen mit Verben ein Weggehen, ein Entfernen aus weg-
4.
drückt in Bildungen mit Verben ein Herausgelangen, ein Wegnehmen aus
5.
drückt in Bildungen mit Verben den Beginn von etw. aus
6.
drückt in Bildungen mit Adjektiven und einer Endung aus, dass eine Person oder Sache so wird, wie es das Adjektiv besagt
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
ent-
Präfix
bei Verben
(und bei deverbativen Ableitungen),
das Hinwendung zu einem Gegenüber,
den aufhebenden Gegensatz einer Handlung
sowie ein Entfernen ausdrückt.
Die gemeingerm. Vorsilbe
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
ant-,
asächs.
and-,
ant-,
mnd.
mnl.
nl.
ant-,
aengl.
anord.
and-,
got.
and(a)-
(selbständige Präpositionen sind noch
got.
and
‘entlang, über … hin, auf … hin’,
asächs.
ant
‘bis zu’),
die bei Nomina unter dem Hauptton ihren Vokal bewahrt
(s.
Antlitz,
Antwort
und
anheischig),
ergibt unbetont bei Verben
ahd.
int-,
in-
(8. Jh.),
mhd.
ent-,
en-,
nhd.
ent-;
in einigen Fällen steht im Nhd.
vor einem mit
f-
anlautenden Simplex
die assimilierte Form
emp-
(s.
empfangen,
empfehlen,
empfinden).
Das vorauszusetzende
germ.
*and(a)-
gehört mit
aind.
ánti
‘gegenüber, vor, nahe’,
griech.
antí
(ἀντί)
‘angesichts, gegenüber, anstatt’,
lat.
ante
‘vorn, vor’
und
lit.
añt
‘auf, zu, gegen’
(älter
anta)
zu
ie.
*ant-
‘Vorderseite, Stirn’
(ebenfalls verwandt ist
dt.
Ende,
s. d.).
Die ursprüngliche Bedeutung
‘gegen, entgegen’
(vgl.
got.
andstandan
‘entgegenstehen, widerstreiten’)
ist heute im Dt. nur noch in wenigen Fällen erkennbar
(z. B.
entbieten,
entsprechen).
Häufiger sind transitive Präfixbildungen
zur Bezeichnung einer Handlung,
die das mit dem einfachen Verb Ausgesagte rückgängig macht
(z. B.
entfalten,
entladen,
entspannen,
enttäuschen),
wobei dieses Verb auch eine denominative Ableitung sein kann
(z. B.
entadeln,
entehren,
entwaffnen,
entwürdigen).
Solchen Vorbildern folgen präfigierte Verben,
die unmittelbar auf ein Substantiv
(Privativa wie
entlarven,
entrinden,
entseelen,
entvölkern)
oder ein Adjektiv
(entmündigen,
entsittlichen)
zurückgehen.
Schließlich weist
ent-
bei transitiven und intransitiven Verben auf eine Trennung,
einen vom Ausgangspunkt wegführenden Vorgang hin
(z. B.
entfernen,
entnehmen,
entreißen,
entfliehen,
entgehen,
entweichen),
gelegentlich im Sinne eines Hervortretens, Sichtbarwerdens
(z. B.
entsprießen,
entspringen).
Wahrscheinlich anderer Herkunft als in den bisher genannten Bildungen
und mit deren Präfix erst durch formalen Ausgleich zusammengefallen ist
nhd.
ent-
in Verben,
die das Eintreten in einen Zustand angeben
(Inchoativa oder Ingressiva,
z. B.
entbrennen,
entflammen,
entzünden);
hier kann
ahd.
in-,
mhd.
in-,
en-
‘in, ein’
als Vorstufe angenommen werden
(vgl. den Lautwandel der Präp.
ahd.
mhd.
in
bei
entgegen,
entzwei,
entlang).
Auf Sonderentwicklungen beruht
ent-
in
entbehren
(s. d.)
und in
entweder
(s. d.).
Zitationshilfe
„ent-“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/ent->.
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