entbehren
Vb.
‘dringend Benötigtes nicht haben, missen’,
ahd.
inberan
(9. Jh.),
mhd.
enbern,
mnd.
en(t)bēren,
mnl.
ontbēren,
nl.
ontberen.
Dem im
Nhd. nicht mehr gebräuchlichen,
nur in der Präfixbildung
gebären
(s. d.)
noch erhaltenen
gemeingerm. Verb
ahd.
beran,
mhd.
bern,
mnd.
bēren
‘tragen, hervorbringen’
ist wohl die Negationspartikel
ahd.
ni,
mhd.
ne
(s.
nein,
nicht,
nie)
vorangestellt,
die in proklitischer Stellung ihren Vokal verlieren
und dann einen schwachen vokalischen Anlaut entwickeln kann
(vgl.
mhd.
ich enkan,
enmac,
enweiʒ
‘ich kann, weiß nicht’).
Die heutige Bedeutung ergibt sich demzufolge aus
‘nicht tragen, nicht bei sich haben’,
und die Angleichung an den verbreiteten Verbtypus mit der Vorsilbe
ent-
(s. d.)
erfolgt sekundär
(t-Einschub
zuerst
mnd. und
frühnhd.);
vgl. aber
de Vries
Nl.
486,
der von
nl.
ont-,
dt.
ent-
ausgeht.
Bis ins 16. Jh. wird
entbehren
stark flektiert
(wie jetzt noch
gebären);
neben der bis dahin
allein üblichen Verbindung mit einem Genitiv,
der als von der Negation abhängiger
partitiver Genitiv anzusehen ist,
kommt transitiver Gebrauch ebenfalls im 16. Jh. auf.
Entbehrung
f.
‘Mangel, Not’,
mnd.
entbēringe
(15. Jh.),
hd. seit dem 17. Jh.;
entbehrlich
Adj.
‘nicht notwendig’
(17. Jh.).