bloß
Adj.
‘nackt, unbedeckt, rein, ausschließlich’.
Die
westgerm. Formen
ahd.
blōʒ
(8. Jh.;
wohl versehentliche Wiedergabe von
lat.
superbus
‘stolz’),
mhd.
blōʒ
‘nackt, unverhüllt, entblößt, nicht bewaffnet, frei von’,
mnd.
blōt
‘nackt, ungeschützt, frei von, arm’,
mnl.
nl.
bloot
‘nackt, arm’,
aengl.
blēat
‘elend (?)’
sowie die unten angeführten
nord. Belege
betrachtet man als verwandt mit den unter
blöd
(s. d.)
genannten.
Verschiedener Beurteilung unterliegt dabei allerdings
das schwierige semantische Verhältnis der einzelnen Wortgruppen zueinander.
Das Problem erwächst aus der Bedeutung der
skandinav. Formen
anord.
blautr
‘weich, zart, schwach, furchtsam, geistesschwach’,
meist aber
‘feucht, naß, sumpfig’,
schwed.
blöt
‘naß, durchnäßt’,
älter
‘weich, schwach, zaghaft’.
Einige vermuten eine Bedeutungsentwicklung,
die von
‘weich’
über
‘durchweicht’
zu
‘naß, feucht’
führt,
andere sehen umgekehrt die
skandinav. Bedeutung
‘feucht, naß’
als ursprünglich an
und leiten daraus die Bedeutungen
‘weich, schwach, arm, elend’
ab,
verknüpfen also den gesamten Wortkomplex
mit dem unten genannten
ie.
*bhleu-.
Drittens nimmt man Zusammenfall zweier Bildungen an,
von denen die eine in unmittelbarem Zusammenhang mit
blöd(e)
steht,
die andere dagegen
(mit der ursprünglichen Bedeutung
‘feucht, naß’)
auf dem auch in
lat.
fluere
‘fließen’,
griech.
phlydarós
(
φλυδαρός)
‘durch Nässe aufgeweicht, matschig’
enthaltenen
ie.
*bhleu-
‘aufblasen, überwallen, fließen’
(zur Wurzel
ie.
*bhel-,
s.
Ball1)
beruht.
bloß
Adv.
‘nur’
kommt vom 15. Jh. an
im Anschluß an die Bedeutung des Adjektivs
‘rein, ausschließlich’
in Gebrauch.
Blöße
f.
‘Nacktheit, bloße Stelle, Waldlichtung’,
mhd.
blœʒe,
Ableitung vom Adjektiv.
Die Redewendung
sich eine Blöße geben
‘eine schwache Stelle zeigen’
(18. Jh.)
ist eine Fügung aus der Fechtersprache
wie vielleicht auch das Kompositum
bloßstellen
Vb.
‘blamieren’
(2. Hälfte 16. Jh.).
entblößen
Vb.
‘bloß machen’,
mhd.
enblœʒen,
Präfixbildung
(s.
ent-)
neben gleichbed.
mhd.
blœʒen.