abwertend ⟨sich nicht entblöden, etw. zu tun⟩sich nicht scheuen, etw. zu tun (obwohl es dumm, unklug ist)
entblöden
Grammatik Verb · reflexiventblödet sich, entblödete sich, hat sich entblödet
Aussprache
Worttrennung ent-blö-den
Grundformblöd
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
blöd · blöde · blödeln · entblöden · verblöden · blödsinnig · Blödsinn
blöd
blöde
Adj.
‘dumm, schwachsinnig’
(16. Jh.),
ahd.
blōdi
‘träge, furchtsam, körperlich schwach’
(9. Jh.),
mhd.
blœde
‘gebrechlich, zart, zaghaft’,
asächs.
blōð(i)
‘zaghaft, furchtsam’,
mnd.
blȫde
‘schwach, furchtsam, verzagt’,
mnl.
blōde,
bloot,
nl.
blood
‘schüchtern, feige’,
aengl.
blēaþ
‘schwach’,
anord.
blauðr
‘schwach, zaghaft’
sowie
got.
blauþjan
Vb.
‘abschaffen’,
eigentlich
‘schwach machen’,
werden mit
griech.
phlá͞uros
(φλαῦρος)
‘schlecht, geringfügig’
auf eine Wurzelform
ie.
*bhləu-
‘schwach, elend’
zurückgeführt.
Ablautendes
ie.
*bhlēu,
*bhlū-
findet sich in
ahd.
blūgo
Adv.,
mhd.
blūc,
bliuc
‘zaghaft, schüchtern’,
schwed.
blyg
‘schüchtern, scheu, befangen’.
Zur Verwandtschaft s. auch
bloß.
Eine weiterreichende Hypothese sieht in der Wurzel
ie.
*bhlēu-
eine Parallele zu der vielleicht für das Verbum
bleuen
(s. d.)
vorauszusetzenden Wurzelform
ie.
*bhleu-
‘schlagen’.
Die Bedeutung
‘schwach, elend’
wäre danach aus
‘geschlagen’
hervorgegangen.
blödeln
Vb.
‘(bewußt) Unsinn reden’
(19. Jh.).
entblöden
Vb.
reflexiv
‘die Scheu ablegen’
(17. Jh.),
heute gewöhnlich als Verstärkung doppelt verneint
sich nicht entblöden
‘sich nicht schämen, sich erkühnen’
(17. Jh.).
verblöden
Vb.
‘blöd(e) werden’,
mhd.
verblœden
‘einschüchtern’;
blödsinnig
Adj.
‘schwachsinnig, sinnlos’
(Anfang 17. Jh.);
davon rückgebildet
Blödsinn
m.
(Mitte 18. Jh.).
Verwendungsbeispiele für ›entblöden‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Buck hatte sich nicht entblödet, sie zu seinem Plädoyer einzuladen!
[Mann, Heinrich: Der Untertan, Gütersloh: Bertelsmann 1990 [1918], S. 209]
Das Leben entblödet sich nicht, unsere ältesten Vorurteile wahr zu machen.
[Süddeutsche Zeitung, 12.01.1995]
Plötzlich merkte er, daß die fünf Töchter Buck sich nicht entblödeten, ihm Komplimente zu machen.
[Mann, Heinrich: Der Untertan, Gütersloh: Bertelsmann 1990 [1918], S. 207]
Und die Jüdische Gemeinde entblödet sich nicht, eine Verbindung von diesen skrupellosen Raffern mit den Opfern von Auschwitz herzustellen.
[Der Spiegel, 18.11.1985]
Die Polizei entblödete sich nicht, in den folgenden hektischen Tagen verschiedenste Versionen des Todesschusses zu präsentieren.
[Die Zeit, 29.05.1987, Nr. 23]
Zitationshilfe
„entblöden“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/entbl%C3%B6den>.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
entblättern entbluten entblocken entbleien entbinden |
entblößen entblühen entbrechen entbreiten entbrennen |
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora
- DTA-Erweiterungen (1465–1969)
- Archiv der Gegenwart (1931–2000)
- Polytechnisches Journal
- Filmuntertitel
- Gesprochene Sprache
- DDR
- Politische Reden (1982–2020)
- Bundestagskorpus (1949–2017)
- A. v. Humboldts Publizistik (dt., 1790–1859)
- Nachrichten aus der Brüdergemeine (1819–1894)
- Der Neue Pitaval (1842–1890)