rücken
Vb.
‘sich vorwärts bewegen, zu einem bestimmten Ort aufbrechen, (weg)marschieren, (mit einem Ruck, ruckweise) an einen anderen Platz schieben, in eine andere Lage bringen, von der Stelle bewegen’,
ahd.
rucken
(9. Jh.;
vgl.
irrucken
‘unterstützen, aufrichten’,
8. Jh.),
mhd.
rücken
(
obd.
rucken)
‘sich fortbewegen, etw. schnell bewegen’,
mnd.
mnl.
rucken,
nl.
rukken,
anord.
rykkja,
schwed.
rycka,
dän.
rykke
(
germ.
*rukkjan).
Herkunft nicht geklärt.
Verwandt sind sicher
mhd.
nl.
(
holl.)
rocken
‘rücken’,
aengl.
roccian,
engl.
to rock
‘wiegen, schaukeln’
(s.
Rock and Roll),
anord.
rugga
‘schütteln, schaukeln, wiegen’,
schwed.
(mundartlich)
rugga
‘schaukeln’.
Sieht man in den Formen geminierte schwundstufige Bildungen,
kann ein Zusammenhang mit
Rahe
und
regen
(s. d.)
angenommen werden.
abrücken
Vb.
‘wegrücken, -schieben, aufbrechen, sich entfernen, abmarschieren, sich distanzieren’,
mhd.
aberücken
‘wegziehen, entfernen’.
anrücken
Vb.
‘aneinanderschieben, sich nähern, anmarschieren’
(15. Jh.).
ausrücken
Vb.
‘aus-, hinausmarschieren, davonlaufen, ausreißen’,
mhd.
ūʒrücken
‘herausziehen’.
einrücken
Vb.
‘einsetzen, einmarschieren, den Militärdienst beginnen, dazu eingezogen werden’,
mhd.
īnrucken
‘hineinschieben’.
entrücken
Vb.
‘wegnehmen, entfernen, versetzen’
(an einen anderen Ort,
in Ekstase, in eine andere Welt),
mhd.
entrücken;
entrückt
Part.adj.
‘abgelegen, fern, geistig abwesend, weltverloren’
(13. Jh.).
verrücken
Vb.
‘wegrücken, an einen anderen Platz schieben, verschieben’,
ahd.
firrucken
(um 1000),
mhd.
verrücken,
verrucken;
verrückt
Part.adj.
‘nicht bei Verstand, geistesgestört, irre, unsinnig’,
eigentlich
‘an eine andere, eine falsche Stelle gebracht’
(16. Jh.),
zumal in Fügungen wie
verrückt im Kopf,
im Hirn
‘töricht, närrisch’
(17. Jh.),
aus denen sich rasch absoluter Gebrauch im oben
genannten Sinne entwickelt.
vorrücken
Vb.
‘(weiter) nach vorn, vorwärts rücken, vorwärts marschieren, auf dem Vormarsch sein’,
ahd.
furirucken
(um 1000),
mhd.
vorrücken
‘vorbeiziehen, -gehen’.
berücken
Vb.
‘bezaubern, entzücken, betören, verlocken’,
ursprünglich ein Ausdruck des Vogel- und Fischfangs mit der Bedeutung
‘listig, täuschend fangen’,
eigentlich
‘ein Netz über das Tier rücken, das man fangen will’,
von
Luther
(1. Hälfte 16. Jh.)
in die Literatursprache eingeführt.
Im
Frühnhd. und vor allem in der Barockzeit
(17./18. Jh.)
wird
berücken
oft bildlich mit dem Aspekt des Betrugs und der Liebeslist verwendet.
Im 18. Jh. geht das Gefühl
für die ursprüngliche Bedeutung verloren,
und
berücken
steht gleichbed. neben
bezaubern.