Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

erhören

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GrammatikVerb
Aussprache 
Worttrennung er-hö-ren
Wortzerlegung er- hören
Wortbildung  mit ›erhören‹ als Erstglied: Erhörung  ·  mit ›erhören‹ als Grundform: erhört

Bedeutungsübersicht

  1. 1. [gehoben] ⟨jmds. Bitte, Gebet, Flehen erhören⟩
  2. 2. [gehoben] ⟨einen Liebhaber, Freier erhören⟩
  3. 3. [landschaftlich, besonders ostmitteldeutsch, umgangssprachlich] ⟨etw. nicht erhören können⟩
eWDG

Bedeutungen

1.
gehoben jmds. Bitte, Gebet, Flehen erhören (= das Erbetene, Erflehte gewähren, erfüllen)
Beispiele:
Ich weiß, du erhörst meine Bitte [ Feuchtw.CapetIII 6]
Ave Maria! Jungfrau mild, erhöre einer Jungfrau Flehen [ SchubertAve Maria]
2.
gehoben einen Liebhaber, Freier erhören (= seiner Werbung nachgeben)
Beispiel:
[Balzac] als wohlwollend geduldeter, aber nicht erhörter Liebhaber der Herzogin von Castries [ St. ZweigBalzac210]
3.
landschaftlich, besonders ostmitteldeutsch, umgangssprachlich etw. nicht erhören können (= etw. nicht mit anhören können)
Beispiel:
ich kann die dauernde Huperei nicht erhören
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
hören · Hörer · hörig · Hörigkeit · aufhören · erhören · unerhört · Gehör · verhören · Verhör · Hörensagen
hören Vb. ‘mit dem Ohr wahrnehmen, vernehmen’, ahd. hōren (8. Jh.), mhd. hœren, asächs. hōrian, mnd. hȫren, mnl. hōren, nl. horen, aengl. (angl.) hēran, (westsächs.) hīeran, engl. to hear, anord. heyra, schwed. höra, got. hausjan. Das zu erschließende germ. jan-Verb für unwillkürliches Wahrnehmen mit dem Ohr, das später auch Bedeutungen wie ‘absichtlich vernehmen’ und weiter ‘gehorchen’ annimmt (vgl. wer nicht hören will, muß fühlen und s. gehorsam), führt mit russ. (landschaftlich) čúchat’ (чухать) ‘wahrnehmen, riechen, schmecken’ und wohl auch mit (nicht eindeutig geklärtem) griech. akū́ein (ὀκούειν) ‘hören, gehorchen’ auf ie. *keus-, *kūs-, eine s-Erweiterung der Wurzel ie. *kē̌u- ‘worauf achten, beobachten, schauen’, auch ‘hören, fühlen, merken’, wozu (mit anlautendem s-) schauen und schön (s. d.) sowie auch aind. kavíḥ ‘klug, weise, Seher, Weiser, Dichter’, griech. koé͞in (κοεῖν) ‘bemerken, vernehmen, hören’, lat. cavēre ‘sich in acht nehmen, sich vorsehen’, lett. kavēt ‘zaudern, zögern’, aslaw. čuti ‘empfinden, erkennen’, russ. (älter) čut’ (чуть) ‘empfinden, fühlen, wittern, wahrnehmen’ gehören. – Hörer m. ‘Zuhörer’, mhd. hœrære, hœrer. hörig Adj. ‘sich dem Willen eines anderen unterwerfend, triebhaft, sexuell abhängig’, älter (zuerst mnd., 14. Jh.) ‘abhängig vom Feudalherrn, an die Scholle gebunden, unfrei’, mhd. hœrec ‘auf einen anderen hörend, folgsam’, mnd. hȫrich ‘gehorsam, ergeben, zugehörig, an die Scholle gebunden’; dazu Hörigkeit f. (18. Jh.), mnd. hȫrichēt. aufhören Vb. ‘ablassen, nicht länger andauern, aufmerksam hinhören (aus aktuellem Anlaß)’, mhd. ūfhœren ‘ab-, unterlassen’. erhören Vb. ‘anhörend erfüllen, Erbetenes gewähren’, ahd. irhōren ‘hören’ (11. Jh.), mhd. erhœren ‘hören, hörend wahrnehmen, erfüllen’. unerhört Part.adj. ‘nicht erhört, nicht gebilligt, erstaunlich, empörend’, spätmhd. unerhōrt, eigentlich ‘nie gehört, beispiellos’. Gehör n. ‘das Hören, Hörsinn’, mhd. gehœre; vgl. häufigeres mhd. gehœrde, ahd. gihōrida (9. Jh.). verhören Vb. ‘eingehend befragen und anhören’, mhd. verhœren ‘hören, anhören, vernehmen, prüfen, erhören, überhören’, auch etw., sich verhören ‘falsch hören’ (17. Jh.); Verhör n. ‘eindringliche Befragung’, spätmhd. verhœr(e). Hörensagen n. heute meist in der präpositionalen Fügung vom Hörensagen (älter auch auf, durchs Hörensagen) ‘aus Erzählungen anderer’, mhd. hœrsagen (14. Jh.), frühnhd. hör(en)sagen.

Typische Verbindungen zu ›erhören‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›erhören‹.

Verwendungsbeispiel für ›erhören‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Herr Jesu Christ, erhöre mich, erhöre mich, ich will dich preisen ewiglich! [Die Zeit, 13.12.2010, Nr. 50]
Manchmal erhört die Politik eben doch unser Flehen nach einer übersichtlicheren Welt und erlöst uns von allen Übeln des differenzierten Denkens. [Die Zeit, 15.01.2001, Nr. 03]
Und siehe da, sie erhörten ihren Chef auf der Bank. [Süddeutsche Zeitung, 24.09.1999]
Wenn ihm sein Image so wichtig ist, warum hat er dann das Flehen der Bayern nicht erhört und ist geblieben? [Die Welt, 15.01.2000]
Ich bin still, tief innen still, um zu erhören, was mir bestimmt ist. [Eberlein, Gisela: Autogenes Training für Fortgeschrittene, Düsseldorf: Wien Econ Verlag 1974, S. 97]
Zitationshilfe
„erhören“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/erh%C3%B6ren>.

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