alle inneren Kräfte zusammennehmen, sich innerlich aufraffen
ermannen
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Mann · bemannen · entmannen · ermannen · übermannen · mannbar · mannhaft · männlich · Mannheit · Mannschaft · mannstoll · Mannweib · -mann · Blaumann · Flachmann · Henkelmann · Obermann
Mann
m.
‘erwachsener Mensch männlichen Geschlechts, Ehemann’.
Die germ. Formen
ahd.
(8. Jh.),
mhd.
man
(Genitiv
mannes)
‘Mensch (männlichen Geschlechts in gereiftem Alter), Krieger, Ehemann, Sohn, Diener’,
asächs.
mnd.
mnl.
nl.
man,
afries.
mon,
man
‘Mensch, Mann’,
aengl.
man(n),
mo(n),
engl.
man,
anord.
mannr,
maðr,
schwed.
man,
got.
manna
sind vergleichbar mit
aind.
mánuḥ
(mánu-,
mánuṣ-)
‘Mensch, Mann, Menschheit’
und
lat.
(aus dem Germ.)
Mannus
Stammvater, Gott der Germanen
(Tacitus)
und führen großenteils auf
ie.
*manu-
oder
*monu-
(nordgerm. oder westgerm.
-nn-
daher aus
-nu̯-,
während die got. Form
möglicherweise einen alten
n-Stamm
germ.
*mannan-
voraussetzt).
Demgegenüber weisen
aslaw.
mǫžь,
russ.
muž
(муж)
‘Ehemann, Gatte’
auf ein ie. Gutturalsuffix in Verbindung mit
-i̯a-.
Man stellt die genannten Bildungen meist zur Wurzel
ie.
*men(ə)-
‘denken, geistig erregt sein’
(s.
mahnen)
und nimmt eine Ausgangsbedeutung
‘denkendes Wesen’
an.
Aber auch Anknüpfung an die Wurzel
ie.
*men-
‘hervorragen, emporragen’
(wozu
lat.
mōns
‘Berg’)
wird erwogen,
so daß
Mann
‘Mensch’
als
‘das Aufragende, das aufrecht gehende Wesen’
zu erklären wäre.
Die alte Bedeutung
‘Mensch’
ist erhalten in
jemand,
niemand
und im Indefinitivpronomen
man
(s. d.).
Zur Bezeichnung von
‘Kriegern, Kampfgenossen, Dienern, Gefolge’
ist historisierend der sonst veraltete Plural
Mannen
noch geläufig.
bemannen
Vb.
‘mit einer Mannschaft besetzen’,
spätmhd.
bemannen
‘mit Mannschaft besetzen’,
reflexiv
‘einen Mann nehmen’,
entmannen
Vb.
‘kastrieren’,
mhd.
entmannen
‘der Mannschaft berauben’,
ermannen
Vb.
(in neuerer Zeit nur reflexiv)
‘sich aufraffen’,
mhd.
ermannen
‘Mut fassen’
und
übermannen
Vb.
‘überwältigen’
(16. Jh.)
sind Präfixverben zu ungebräuchlich gewordenem
mannen
Vb.,
mhd.
mannen
‘zum Mann werden, sich als Mann zeigen, zum Mann nehmen, den Lehnseid leisten’,
transitiv
‘mit einem Mann versehen’.
mannbar
Adj.
‘heiratsfähig, geschlechtsreif’
(vornehmlich vom Mann),
mhd.
manbære
‘eines Mannes fähig, ehefähig, erwachsen’
von Mädchen,
später
(15. Jh.)
von beiden Geschlechtern.
mannhaft
Adj.
‘wie ein Mann, tapfer, mutig’,
mhd.
manhaft
‘standhaft, tapfer’.
männlich
Adj.
‘wie ein Mann, zu einem Mann gehörend oder passend, tapfer, unerschrocken, das Geschlecht eines Mannes habend’,
ahd.
man(a)līh
(9. Jh.),
mhd.
manlich;
in der Grammatik
männliches Geschlecht
(15. Jh.),
nach
lat.
genus masculīnum.
Mannheit
f.
‘Männlichkeit, Tapferkeit’,
mhd.
manheit,
auch
‘mannhafte Tat, Mannesalter, Verhältnis eines Dienst- oder Lehnsmannes’.
Mannschaft
f.
‘Abteilung, Belegschaft, Gesamtheit der Soldaten niedriger Dienstgrade’,
mhd.
manschaft
‘Verhältnis eines Lehnsmannes zum Lehnsherrn, Lehnspflicht, -huldigung, Hörige, Gefolgsleute’.
mannstoll
Adj.
‘scharf auf Männer’,
spätmhd.
mannes tol.
Mannweib
n.
‘Zwitter’
(17. Jh.),
Übersetzung von
griech.
andrógynos
(ἀνδρόγυνος),
seit dem 19. Jh. für
Amazone
‘männlich wirkende Frau’
(s. d.).
In der Sprache der wandernden Handwerksburschen und der Gauner
entwickelt sich
Mann
zum Kompositionssuffix
-mann
und bildet umschreibende Bezeichnungen
für Gebrauchsgegenstände allgemeiner Art,
vgl.
Blaumann
m.
‘dunkelblauer Arbeitsanzug’,
Flachmann
m.
‘kleine Schnapsflasche für die Jackentasche’,
Henkelmann
m.
‘Essenskrug’,
Obermann
m.
‘Hut’.
Thesaurus
Synonymgruppe
(all) seinen Mut zusammennehmen
·
(es) schaffen (zu)
·
(es) über sich bringen
·
(etwas) übers Herz bringen
·
(seinem) Herzen einen Stoß geben
·
(sich) ein Herz fassen
·
(sich) ein Herz nehmen (und)
·
(sich) einen Ruck geben (und)
·
(sich) trauen
·
(sich) überwinden
·
wagen
●
(sich) ermannen
altertümelnd
·
über seinen (eigenen) Schatten springen
fig.
Assoziationen |
|
Verwendungsbeispiele für ›ermannen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Später ermannte sich noch ein zweiter Wirt gegen denselben Kritiker zu einer Klage.
[Die Zeit, 31.05.1991, Nr. 23]
Die Staatenchefs müssen sich ermannen, damit es wieder anders werden kann.
[Die Zeit, 02.08.1985, Nr. 32]
Nach ein paar Tagen der Furcht hat er sich wieder ermannt.
[Die Zeit, 10.10.1980, Nr. 42]
Dann ermannt sich der Alte Mann und geht energisch zur Karussellkasse.
[Süddeutsche Zeitung, 17.08.2002]
Ich heulte fast vor Wut und ermannte mich zum Gang in die Höhle unserer Organe.
[Die Zeit, 31.10.1997, Nr. 45]
Zitationshilfe
„ermannen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/ermannen>.
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