Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

erobern

Grammatik Verb
Aussprache 
Worttrennung er-obern
Wortbildung  mit ›erobern‹ als Erstglied: Eroberung  ·  mit ›erobern‹ als Letztglied: rückerobern · wieder erobern · wiedererobern · zurückerobern
eWDG

Bedeutung

fremdes Land durch Gewalt in seinen Besitz bringen
Beispiele:
er wollte die ganze Welt erobern
die eroberten Provinzen
bildlich
Beispiele:
Neuland, den Weltmarkt erobern
umgangssprachlich, scherzhafter hatte für sie den besten Platz erobert
umgangssprachlich, scherzhaftist das nicht der lange Oberlehrer Besenmeier, der da … der dicken Frau Rektorin Dippelmann einen Stuhl erobert [ RaabeSperlingsgasseI 1,135]
übertragen jmdn. auf seine Seite ziehen, für sich gewinnen
Beispiele:
er eroberte im Sturm alle Herzen, Sympathien, seine Zuhörer
Diese Frau zu erobern schien ihm ein edles Ziel [ HesseNarziß5,245]
daß er mit seiner Feder die Welt erobern kann wie Napoleon mit seinem Degen [ St. ZweigBalzac230]
sich [Dativ] etw. erobern
Beispiele:
er hatte sich einen Platz in der ersten Reihe der anerkannten Schriftsteller erobert
Ein neuer Tanz, ein Foxtrott, eroberte sich in jenem Winter die Welt [ HesseSteppenw.4,363]
wo das Handwerkertum gegen den zähen Widerstand des altfreien Patriziertums sich Sitz und Stimme im städtischen Rat zu erobern begonnen hatte [ Th. MannZauberb.2,35]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

erobern · Eroberung · Eroberer
erobern Vb. ‘fremdes Gebiet durch Waffengewalt in seinen Besitz bringen’, übertragen ‘für sich gewinnen’, präfigierte Bildung wie ahd. giobarōn in der Bedeutung ‘überwinden, hinauszögern’ (9. Jh.), mhd. geoberen ‘die Oberhand gewinnen’ (neben unpräfigiertem ahd. obarōn ‘verzögern, aufhalten’, 9. Jh., mhd. oberen ‘die Oberhand haben, siegen’) zu der unter ober (s. d.) behandelten Komparativform. Die eigentliche Bedeutung aller Verben ist ‘der Obere bleiben, werden’. Die mit er- präfigierte Bildung begegnet zuerst in (vereinzelt) mhd. eroberen ‘gewinnen’, dann frühnhd. erober(e)n ‘übertreffen, überwinden, erlangen’. Im 16. Jh. wird der Gebrauch auf den militärischen Bereich (eine Stadt, ein Land erobern) eingeengt. Aus dieser Verwendung entwickelt sich in nhd. Zeit übertragener Gebrauch (das Herz, Sympathien erobern), wobei die alte Bedeutung ‘gewinnen’ wieder in den Vordergrund tritt. – Eroberung f. in militärischer Verwendung zuerst im 15. Jh., übertragen seit etwa 1700. Eroberer m. (16. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
besiegen · erobern · gefügig machen · niederringen · unterwerfen  ●  (jemanden) in die Knie zwingen  fig.
Assoziationen
Synonymgruppe
besetzen · einnehmen · erobern · erstürmen · landnehmen · okkupieren
Assoziationen
Synonymgruppe
(jemanden) erobern · (jemanden) für sich einnehmen · (jemanden) für sich gewinnen  ●  (jemandes) Gunst gewinnen  geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›erobern‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›erobern‹.

Verwendungsbeispiele für ›erobern‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Nation brauchte nur noch ihre Beteiligung an der Macht zu erobern. [Schwanitz, Dietrich: Bildung, Frankfurt a. M.: Eichborn 1999, S. 164]
Später müssen sie sich dann ihre Stellung in der Gruppe erobern. [Natzmer, Gert von: Tierstaaten und Tiergesellschaften, Berlin: Safari-Verl. 1967, S. 227]
Rom urbanisierte eroberte Länder, weil es sie anders nicht dauerhaft beherrschen konnte. [Die Zeit, 02.03.2000, Nr. 10]
In drei kleineren Städten habe kein politisches Lager eine Mehrheit erobert. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1997]]
In dieser verhältnismäßig kurzen Zeit hat es sich die Welt erobert. [Welt und Wissen, 1929, Nr. 4, Bd. 18]
Zitationshilfe
„erobern“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/erobern>.

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