wägen
Vb.
‘vorsichtig bedenken, überlegend prüfen’,
fachsprachlich
(älteren Gebrauch fortsetzend)
‘auf die Waage legen und das Gewicht bestimmen’
(wofür sonst
↗
wiegen2,
s. d.).
Auszugehen ist von dem starken Verb
ahd.
wegan
‘wiegen, wägen, einschätzen, bewegen’
(8. Jh.),
mhd.
wegen
‘in Bewegung setzen, (sich) bewegen, wiegen, wägen, einschätzen, Gewicht, Zahl, Wert haben’,
asächs.
wegan
‘(er)wägen’,
mnd.
wēgen
‘wiegen, schwer sein, wägen’,
mnl.
wēghen
‘wägen, schätzen’,
nl.
wegen,
aengl.
wegan
‘wägen, messen’,
anord.
vega
‘schwingen, heben, wägen, schätzen’.
Dazu gehört das schwache Kausativum
ahd.
weggen
(8. Jh.),
mhd.
wegen
‘bewegen, schwingen, schütteln’;
zu Verwandtschaft und Herkunft s.
↗
bewegen.
Beide Verben fallen im
Nhd.
in der oben genannten verengten Bedeutung zusammen.
Der Vokalismus der starken Präteritalformen
mhd.
wac,
wāgen
(Prät.),
gewegen
(Part. Prät.)
wird vom 15. Jh. an nach
-o-
ausgeglichen,
vgl.
mhd.
wuoc
(neben
wac),
frühnhd.
wug,
dann
wog
(ab 16. Jh.)
und
frühnhd.
gewogen
(15. Jh.).
Aber auch dem schwachen Verb folgende Präteritalformen
(
nhd.
wägte,
selten auch
gewägt)
bleiben vereinzelt erhalten.
Die Schreibung mit
-ä-
(im 15. Jh. auftretend)
wird im Hinblick auf
Waage
durch die Wörterbücher und Grammatiken des 17. Jhs. verbreitet.
abwägen
Vb.
‘das Gewicht feststellen, abwiegen’
(15. Jh.),
‘messen’
(16. Jh.)
und
‘(vergleichend) prüfen, genau überlegen, bedenken’
(15. Jh.).
erwägen
Vb.
‘prüfend überlegen, bedenken’,
mhd.
erwegen
‘emporheben, in Bewegung setzen, zu etw. bewegen, entschlossen machen, bedenken’,
reflexiv auch
‘auf-, preisgeben’,
vielleicht schon (unsicher)
ahd.
irwegan
‘bedenken, überlegen’
(9. Jh.).