Ethos
n.
‘sittliche Haltung des Menschen, sein Handeln bestimmende Gesinnung’.
Griech.
ḗthos
(
ἦθος)
‘Charakter, Wesensart, Sitte, Herkommen’
sowie
(im Plur.)
‘gewohnter Aufenthaltsort’
wird im 18. Jh.
von deutschen Schriftstellern aufgenommen,
erlangt aber erst im 20. Jh.
den heute vorherrschenden Sinn
‘als Triebkraft für das eigene Handeln akzeptierte Moralnormen der Mitglieder einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe’.
Das auch ins
Lat. entlehnte
(griech.-lat.
ēthos)
griech. Substantiv
steht als dehnstufige Bildung neben
griech.
éthos
(
ἔθος)
‘Gewohnheit, Sitte’
(aus
*ϝέθος)
und führt mit
aind.
svadhā́
‘Eigenheit, Charakter, Gewohnheit, Sitte, Wohnsitz’,
lat.
sodālis
‘Kamerad, Gefährte, Tischgenosse’
auf
ie.
*su̯ē̌dh-,
eine Erweiterung des Reflexivstammes
ie.
*se-,
*s(e)u̯e-
(s.
↗
sich).
Ethik
f.
‘philosophische Lehre vom Sittlichen, vom moralischen Bewußtsein und Verhalten der Menschen’,
Entlehnung des 16. Jhs. von
lat.
ēthica
f.,
ēthicē
f.
‘Moralphilosophie’
nach gleichbed.
griech.
ēthiká,
ēthikḗ
(
ἠθικά,
ἠθική);
diese Formen sind Substantivierungen
(Neutr. Plur.
bzw. durch ein gedanklich zu ergänzendes Substantiv
veranlaßtes Fem. Sing.)
des von
griech.
ḗthos
(s. oben)
abgeleiteten Adjektivs
griech.
ēthikós
(
ἠθικός)
‘den Charakter betreffend, sittlich’.
ethisch
Adj.
‘sittlich, moralisch, auf die Ethik bezüglich’;
im Anschluß an gleichbed.
lat.
ēthicus,
griech.
ēthikós
(s. oben)
im 17. Jh. aufkommend.