Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

fangen

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GrammatikVerb · fängt, fing, hat gefangen
Aussprache  [ˈfaŋən]
Worttrennung fan-gen
formal verwandt mitbefangen, mitgefangen
Wortbildung  mit ›fangen‹ als Erstglied: Fanganteil · Fangarm · Fangball · Fangbaum · Fangboot · Fangdamm · Fangeinrichtung · Fangeisen · Fangergebnis · Fangfaden · Fangfehler · Fangflotte · Fangfrage · Fanggarn · Fanggebiet · Fanggerät · Fanggrube · Fanggrund · Fanggürtel · Fanghaken · Fanghand · Fanghandschuh · Fangjagd · Fangkapazität · Fangkorb · Fangleine · Fangnetz · Fangpartei · Fangpflanze · Fangplan · Fangplatz · Fangprämie · Fangquote · Fangrecht · Fangreise · Fangreuse · Fangriemen · Fangschiff · Fangschluss · Fangschnur · Fangschuss · Fangseil · Fangspiel · Fangstoß · Fangvorrichtung · Fangzahn · Fangzaun · Fangzeit · Fänger · fangbar · fangfrisch · fangsicher · fangunsicher · fängisch
 ·  mit ›fangen‹ als Letztglied: abfangen · auffangen · einfangen · umfangen · unterfangen · verfangen · wegfangen
 ·  mit ›fangen‹ als Grundform: Fang · Fangen
eWDG

Bedeutung

siehe auch Gefangene
1.
ein Tier, eine Person der Freiheit berauben, in seine Gewalt bekommen
a)
ein Tier
Beispiele:
Fliegen, Mücken, Schmetterlinge fangen
einen Käfer, Floh geschickt, mühelos mit der Hand fangen
einen Fuchs mit dem Eisen fangen
Mäuse, Ratten in der Falle fangen
Fische mit einem, im Netz fangen
den Aal mit einem Köder fangen
Krebse fangen
der Jäger hat einen Fuchs gefangen
ein fliehendes Tier fangen
Raubtiere fangen ihre Beute
die Katze fängt die Maus
der Frosch fängt Fliegen
die Spinne hat Insekten gefangen
den gefangenen Vogel wieder freilassen
saloppmit Geduld und Spucke fängt man eine Mucke (= mit Geduld erreicht man sein Ziel)
sprichwörtlichmit Speck fängt man Mäuse (= durch ein glänzendes Angebot kann man jmdn. gefügig machen)
umgangssprachlich, übertragen Grillen fangenverdrießlich sein
Beispiele:
Wer wollte aber singen, / wenn wir schon Grillen fingen [Volkslied »Im Frühtau zu Berge«]
Was bläst du Trübsal, fängst Grillen und suchst dir Sorgen? [ Th. MannJoseph4,419]
b)
jmdn. fassen, gefangen nehmen
Beispiele:
der Feind, Verbrecher wurde gefangen
Und wenn man uns fängt an der Grenze? [ AichingerHoffnung42]
α)
Grammatik: meist im Partizip II
Beispiele:
ein gefangener Dieb
die gefangenen Truppen freilassen
der Soldat war mehrere Wochen gefangen
er gibt sich nicht so leicht gefangen, gab sich ihnen gefangen
ich fühlte mich hier wie gefangen (= eingesperrt)
Fangen
β)
Kinderspiel   Haschen
Beispiel:
In den Gassen der Altstadt wimmelte es von Kindern, die Fangen spielten [ Weiskopf4,312]
γ)
umgangssprachlich, bildlich jmdn. durch List überführen, durch List zum Geständnis bringen
Beispiele:
er suchte den Schuldigen durch viele Zwischenfragen zu fangen
mit dieser Frage hatte er ihn gefangen
es gelang dem Richter, den Angeklagten zu fangen
jmdn. mit seinen eigenen Worten fangen
c)
jmdn. durch List für sich gewinnen
Beispiele:
jmdn. mit Geld, Schmeicheleien fangen
wir lassen uns durch große Versprechungen nicht so leicht fangen
im Wahlkampf Stimmen fangen
Ich dachte: Jetzt hat sie dich wieder gefangen! Und ich wußte, daß ich ihr nicht gewachsen war [ H. W. RichterSpuren273]
So wollte Frau von Pawel‑Rammingen den Lix Anderten für ihre Tochter fangen [ RennAdel308]
etw. fängt jmdn.etw. zieht jmdn. in seinen Bann, etw. fesselt jmdn.
Beispiele:
jmd. ist von etw., jmdm. ganz gefangen
Wien! Das hat mich ganz gefangen mit seinen schönen Bauten und seinem historischen Gesicht [ Modersohn-BeckerBriefe34]
2.
einen geworfenen, entgegenkommenden Gegenstand fassen und festhalten, auffangen
Beispiele:
den Ball (aus der Luft) fangen
ich konnte den heruntergeworfenen Schlüssel nicht fangen
a)
bildlich
Beispiele:
eine Laufmasche mit der Nadel fangen (= fassen und nicht weiterlaufen lassen)
wenn sie beim Vorübergehen ihr Bild im Spiegel fing [ Wasserm.Gänsemännchen269]
b)
jmds. Hand fangenjmds. Hand heimlich ergreifen
Beispiele:
jmds. Blick, Augen fangen (= zu begegnen suchen)
Übrigens habe ich schon einmal gesehn, wie er ihre Hand gefangen hat, als sie geglaubt haben, daß niemand zusieht [ MusilMann385]
bis Rosa mit leiser Zärtlichkeit zugleich des Herrn Selle Augen fing [ C. Hauptm.Einhart1,12]
3.
sich in etw. fangenin etw. geraten und nicht wieder loskommen
Beispiele:
ein Tier fängt sich in der Falle
der Fisch fängt sich im Netz
die Biene hatte sich im Netz der Spinne gefangen
a)
bildlich
Beispiele:
er fing sich in seinen eigenen Worten
Es ist sicher eine Schlinge, Herr, in der ich mich fangen soll. Das sind so spitzfindige Fragen [ BrechtRundköpfe7]
b)
übertragen sich in etw. verfangen
Beispiele:
der Wind fängt sich in den Segeln, im Schornstein
der Schall, Ton fing sich in den Räumen
in dem Kristallpokal fingen sich die Sonnenstrahlen, fing sich das Licht
im Staudamm fängt sich (= sammelt sich) das Wasser
in den Plüschmöbeln fängt sich der Staub (= setzt sich der Staub fest)
Nach einer Weile unterscheide ich den verworrenen Stimmenschwall, der sich in meinem Ohr fängt [ RemarqueIm Westen284]
4.
sich fangendas Gleichgewicht wiedererlangen, wieder in die normale Lage kommen
Beispiele:
sie stolperte, konnte sich gerade noch fangen
es schien, als verlöre die Artistin die Balance, aber im letzten Moment fing sie sich
ein Motor fängt sich wieder (= kommt wieder in den richtigen Gang)
das Flugzeug fängt sich wieder
Er stolperte … fing sich an einer Kniebank [ BöllWaage19]
Aber die Maschine fing sich wieder und landete mit einem Hilfsmotor zu einer fast planmäßigen Zeit [ G. HartlaubGroßer Wagen164]
das Boot bäumte sich … als wolle es umschlagen, fing sich aber wieder und lag nun mit der Spitze gegen den Wind [ AnderschSansibar138]
a)
bildlich die innere Ruhe, das innere Gleichgewicht wiederbekommen
Beispiele:
sich nach einer Gemütsbewegung wieder fangen
er hatte sich nach dem schweren Schicksalsschlag schnell, nur allmählich wieder gefangen
Manchmal wird man weich, aber man fängt sich wieder [ FrischHomo faber113]
b)
sich zusammennehmen und wieder bessere Leistungen vollbringen
Beispiele:
sich nach einem Fehltritt wieder fangen
der Schüler hatte schlechte Zensuren, aber er fängt sich wieder
die Handballmannschaft hat sich nach der Niederlage wieder gefangen
er drohte, seinem alten Laster zu verfallen, fing sich jedoch rechtzeitig
5.
etw. fängt Feueretw. beginnt zu brennen
Beispiele:
durch den Funkenflug fing das trockene Gras Feuer
im Nu fingen alle umliegenden Gebäude Feuer
Das Kleid hat Feuer gefangen. Sie ist zu dicht an die Streichhölzer gekommen [ RemarqueZeit zu leben201]
a)
umgangssprachlich, übertragen jmd. fängt (leicht) Feuerjmd. begeistert sich (schnell) für etw.
Beispiele:
er fing schnell Feuer für diesen Plan, für diese Idee
Denn hier war es nun einmal wirklich so, daß die Gegenseite Feuer gefangen hat [ KlepperSchatten624]
b)
jmd. verliebt sich (schnell)
Beispiele:
er hat Feuer gefangen
Ich hatte tatsächlich ein bißchen Feuer gefangen, und sie auch, ein frühreifes Geschöpf [ AndresHochzeit102]
6.
süddeutsch, österreichisch, salopp eine (Ohrfeige) fangeneine Ohrfeige bekommen
Beispiel:
»Gehst weg! Knirps! Sonst fängst eine«, rief erbost der Schmied [ L. FrankRäuberbande1,69]

Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
fangen · Fang · Rauchfang · Windfang · Fangschuß · Fangstoß · Fänger · Gefangenschaft · Gefängnis · verfangen · verfänglich
fangen Vb. ‘(er)greifen, zu fassen bekommen, der Freiheit berauben’. Das ursprünglich reduplizierende Verb mit grammatischem Wechsel ahd. fāhan (8. Jh.), mhd. vāhen, vān, nach Nasalausfall vor h und daraus folgender Dehnung des Vokals hervorgegangen aus germ. *fanhan, hat in Infinitiv und Präsens seit dem 16. Jh. eine allmähliche Angleichung des Konsonantismus an die Präteritalformen erfahren; in poetischer Sprache ist fahen jedoch noch bis ins 19. Jh. bezeugt. Das Verb und seine germ. Entsprechungen asächs. fāhan, mnd. vān, vangen, mnl. vanghen, nl. vangen, anord. , schwed. , aengl. fōn, got. fāhan führen mit den außergerm. Verwandten lat. pangere ‘befestigen, einschlagen’, pacīscī ‘ein Übereinkommen treffen, einen Vertrag schließen’ (s. Pakt), griech. pássalos (πάσσαλος) ‘Pflock, Nagel, Haken’, págē (πάγη) ‘alles, was festhält, Schlinge, Falle’, aind. pā́śaḥ ‘Schlinge, Band, Kette’ auf eine Wurzel ie. *pā̌k̑-, *pā̌g̑- ‘festmachen’ (wozu auch Fach, fügen, s. d.). – Fang m. ‘das Gefangene, Beute’, jägersprachlich ‘Kralle, Schnabel’ (eines Raubvogels), ‘Reißzahn, Rachen’ (bei verschiedenen anderen Tieren), ‘Todesstoß’ (für krankes Wild); ahd. -fang (nur als Kompositionsglied, z. B. in anafang, s. Anfang), mhd. vanc. Rauchfang m. ‘Rauchabzug, Schornstein’ (15. Jh.). Windfang m. ‘Windschutzvorrichtung, dem Wind ausgesetzte Seite’, ahd. wintfang (9. Jh.), mhd. wintvanc. Fangschuß m. ‘tödlicher Schuß, Gnadenschuß für verwundetes, krankes Wild’ (19. Jh.). Fangstoß m. ‘Gnadenstoß mit einer Stichwaffe’ (19. Jh.), z. B. mit dem Hirschfänger ‘Seitengewehr des Jägers’. Fänger m. ‘wer etw. fängt, auffängt’ (17. Jh.); vgl. ahd. -fangāri als Kompositionsglied z. B. in intfangāri (s. Empfänger). Gefangenschaft f. ‘Freiheitsverlust, Unfreiheit’, mhd. gevangenschaft; vgl. ahd. gifengida ‘Gefangenschaft’ (9. Jh.). Gefängnis n. ‘Freiheitsentzug, Strafe, Zustand und Ort der Unfreiheit, Gewahrsam, Strafvollzugsanstalt’, mhd. (ge)vancnisse, (ge)vencnisse ‘Gefangennahme, Gefangenschaft’, mnd. gevenknisse, mnl. g(h)evangenesse, -nisse, nl. gevangenis. verfangen Vb. ‘wirksam sein, nützen’, ahd. firfāhan ‘ergreifen, umfassen, nützen’ (9. Jh.), mhd. vervāhen, vervān ‘fassen, fangen, gewinnen, wahrnehmen, geistig auffassen, (hart) beurteilen, ausrichten, fördern, nützen’, häufig reflexiv sich verfangen ‘sich verstricken, in Komplikationen geraten’ (bereits mhd.); daher verfänglich Adj. ‘heikel, riskant’, anders mhd. vervanclich, vervenclich ‘nützlich, wirksam’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(jemandes) habhaft werden · auffliegen lassen · aufgreifen · ausheben · ergreifen · ertappen · erwischen · fangen · fassen · festnehmen · greifen · hochgehen lassen · stellen · verhaften · zu fassen kriegen  ●  (jemandem) das Handwerk legen fig. · (wieder) einkassieren ugs., salopp, fig. · am Schlafittchen packen ugs. · arripieren geh., veraltet · aufbringen (Schiff) fachspr., Jargon · hochnehmen ugs. · hoppnehmen ugs. · hopsnehmen ugs. · kaschen ugs. · kassieren ugs. · kriegen ugs. · packen ugs. · schnappen ugs.
Assoziationen

(jemanden) erwischen · (jemanden) fangen · (jemanden) schnappen · (jemanden) stellen · (jemanden) zu fassen bekommen  ●  (jemanden) haschen altertümelnd, literarisch
Assoziationen

auffangen · fangen · schnappen

Typische Verbindungen zu ›fangen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›fangen‹.

Verwendungsbeispiele für ›fangen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Und ich, gefangen in meinem Netz zivilisatorischer Abhängigkeiten, bin arm dran. [Die Zeit, 05.11.2012, Nr. 44]
Er wirkt wie gefangen in seiner Geschichte, aber nicht auffällig nervös. [Die Zeit, 09.02.2004, Nr. 06]
Einer italienischen Einheit gelang es, den Verletzten gefangen zu nehmen. [Die Zeit, 21.05.2003, Nr. 21]
Ich bin gefangen, und da ich schon nicht nützlich sein kann, will ich auch für niemanden eine Last sein. [Die Zeit, 07.04.1997, Nr. 14]
Dann wären sie aber nicht mehr gefangen in einer perfekten Simulation. [Die Zeit, 11.10.1991, Nr. 42]
Zitationshilfe
„fangen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/fangen>.

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