fantasieren
GrammatikVerb · fantasiert, fantasierte, hat fantasiert
Nebenform phantasieren · Verb · phantasiert, phantasierte, hat phantasiert
Aussprache
Worttrennung fan-ta-sie-ren ● phan-ta-sie-ren
Rechtschreibregel § 32 (2)
Wortbildung
mit ›fantasieren‹/›phantasieren‹ als Letztglied:
zusammenfantasieren · zusammenphantasieren
Herkunft zu phantasiārīspätlat ‘sich vorstellen, sich einbilden’
Bedeutungsübersicht
- 1. ⟨von etw. fantasieren⟩ sich den wechselnden Vorstellungen der Fantasie hingeben
- 2. [Medizin] irrereden
- 3. [Musik] aus dem Stegreif spielen
eWDG
Bedeutungen
1.
⟨von etw. fantasieren⟩sich den wechselnden Vorstellungen der Fantasie hingeben
Beispiel:
der Ingenieur fantasiert von kühnen Konstruktionen, neuen Maschinen
sich Trugbildern, Wahnvorstellungen hingeben
Beispiele:
von großem Reichtum, von einem Schatz fantasieren
umgangssprachlich fantasiere bloß nicht! (= rede keinen Unsinn!)
er kam ins Fantasieren
2.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Phantasie · Fantasie · phantasieren · Phantast · phantastisch
Phantasie f. ‘Einbildungskraft, Vorstellungsvermögen, Erfindungsgabe, nicht der Wirklichkeit entsprechende Vorstellung’, in der Medizin ‘Fieberträume, Wahnvorstellungen’, mhd. fantasīe ‘Einbildung, Trugbild, Anfechtung’, nhd. Phantasei (überwiegend bis etwa 1800, danach nur selten) und Phantasie, entlehnt aus lat. phantasia, griech. phantasía (φαντασία) ‘Erscheinung, Aussehen, Vorstellung, geistiges Bild, Einbildung’, eine Bildung zu griech. phantázesthai (φαντάζεσθαι) ‘sichtbar werden, erscheinen, sich vorstellen, einbilden’. Die unter frz. Einfluß (afrz. fantasie, frz. fantaisie) stehende Schreibung Fantasie besteht bis ins 19. Jh. neben der mit Ph-, die dann nach klassischem Muster gültig wird. In der Sprache der Musik dagegen meist Fantasie ‘improvisiertes, keinen bestimmten Formgesetzen unterworfenes Instrumentalstück’ (nach ital. fantasia). – phantasieren Vb. ‘sich den wechselnden Vorstellungen der Phantasie hingeben, schwärmen, im Fieber wirr reden, Unsinn reden’, in der Musik ‘frei aus dem Stegreif spielen, improvisieren’, frühnhd. fantasieren (15. Jh.); spätlat. phantasiārī ‘sich vorstellen, sich einbilden’. Phantast m. ‘wirklichkeitsfremder Träumer, Schwärmer’, frühnhd. fantast (15. Jh.); vgl. griech. phantastḗs (φανταστής) ‘wer sich zur Schau stellt oder brüstet, Prahler’. phantastisch Adj. ‘nur in der Phantasie bestehend, schwärmerisch, unwirklich, ungewöhnlich’ (16. Jh.), in der Umgangssprache auch ‘großartig, wunderbar, unglaublich’; vgl. spätlat. phantasticus, griech. phantastikós (φανταστικός) ‘zum Vorstellen befähigt, Vorstellungen bildend’.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
fantasieren ·
phantasieren ·
tagträumen ·
träumen
Assoziationen |
Makulatur reden ·
Unsinn erzählen ·
wirres Zeug reden ●
(etwas) fabeln (von) geh. ·
(etwas) faseln (von) ugs. ·
(herum)fantasieren ugs. ·
(herum)phantasieren ugs. ·
(herum)spinnen ugs. ·
(sich etwas / ugs. sich einen) zusammenphantasieren ugs. ·
Blech reden ugs., veraltend ·
Scheiße erzählen derb ·
Scheiße labern derb ·
dummes Zeug erzählen ugs. ·
einen vom Pferd erzählen ugs. ·
fabulieren geh. ·
irrereden geh. ·
kariert quatschen ugs., berlinerisch ·
rumspacken ugs., jugendsprachlich, salopp ·
saublöd daherreden ugs., süddt. ·
saudummes Zeug daherreden ugs. ·
spintisieren geh.
Assoziationen |
|
(abenteuerliche) Vermutungen (anstellen) ·
(drauflos) spekulieren ·
Kaffeesatzleserei (betreiben) ·
Spekulationen anstellen ·
herumspekulieren ·
keine gesicherte Datenbasis (zugrunde legen) ·
orakeln ·
wilde Spekulationen (...) ·
zwischen den Zeilen (lesen) ●
(herum)fantasieren abwertend ·
(sich etwas) zusammenphantasieren abwertend ·
(sich) in (abenteuerlichen) Spekulationen ergehen variabel ·
(sich etwas) aus den Fingern saugen ugs., fig. ·
herumraten ugs. ·
herumspinnen ugs., abwertend ·
herumspintisieren geh., abwertend
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›fantasieren‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bieten die DWDS-Wortprofile zu ›fantasieren‹ und ›phantasieren‹.
Verwendungsbeispiele für ›fantasieren‹, ›phantasieren‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Kaum hatte sie den Wein getrunken, so fing sie auch schon an zu phantasieren.
[Klepper, Jochen: Der Vater, Gütersloh: Bertelsmann 1962 [1937], S. 456]
In den stillen Nächten, schlaflos, phantasiert man sich Frauen vor.
[Feuchtwanger, Lion: Erfolg. In: ders., Gesammelte Werke in Einzelbänden, Bd. 6, Berlin: Aufbau-Verl. 1993 [1930], S. 328]
Oft phantasiert er auch außerhalb seiner künstlerischen Kompetenz, im nüchternen Leben.
[Die Zeit, 04.03.1985, Nr. 09]
Was kann denn ein Kind begreifen, wo phantasiert es hinzu, wo lernt es wirklich?
[Die Zeit, 16.10.1981, Nr. 43]
Als ich langsam aus dem künstlichen Koma geholt wurde, phantasierte ich sehr stark.
[Süddeutsche Zeitung, 13.08.2002]
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