Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

finden

Grammatik Verb · findet, fand, hat gefunden
Aussprache 
Worttrennung fin-den
formal verwandt mitausfindig
Wortbildung  mit ›finden‹ als Erstglied: Findbuch · Findebuch · Finder · Findling · Findung
 ·  mit ›finden‹ als Letztglied: abfinden · anfinden · auffinden · ausfinden · beisammenfinden · bereitfinden · dareinfinden · dreinfinden · durchfinden · einfinden · erfinden · fortfinden · heimfinden · herausfinden · herfinden · hinauffinden · hinausfinden · hindurchfinden · hineinfinden · hinfinden · hinzufinden · rausfinden · stattfinden · vorfinden · weiterfinden · wieder finden · wiederfinden · zueinander finden · zueinanderfinden · zurechtfinden · zurückfinden · zusammenfinden
 ·  mit ›finden‹ als Binnenglied: Berufsfindung  ·  mit ›finden‹ als Grundform: befinden
eWDG

Bedeutungen

1.
etw., jmdn. findendurch Suchen oder zufällig auf etw., jmdn. stoßen
Beispiele:
endlich habe ich meinen Schlüssel gefunden
wir suchten gestern Pilze und haben einen ganzen Korb voll gefunden
einen Groschen auf der Straße finden
ich habe die gesuchte Stelle im Buch gefunden
etw., jmdn. absolut nicht finden können
ich konnte im ganzen Saal keinen leeren Platz finden
Erdöl findet man in diesem Gebiet nicht
ich werde den richtigen Weg schon finden
das findet (= erlebt) man nicht alle Tage, nur noch in einigen Gebirgsdörfern
im ganzen Haus ist niemand zu finden
sie hat nun den richtigen Mann gefunden
umgangssprachlicher findet immer wieder einen Dummen
biblischsuchet, so werdet ihr finden
noch immer ist keine Spur zu finden von der geschlagenen preußischen Armee [ St. ZweigSternstunden12]
sich finden
Beispiele:
der Handschuh hat sich wieder gefunden
die Fehlerquelle ließ sich schnell, erst nach langem Suchen finden
landschaftlichich werde mich schon finden (= zurechtfinden)
auf etw. kommen
Beispiele:
einen Vorwand, Ansatzpunkt finden
saloppeinen Dreh finden
wir werden schon eine Lösung, Mittel und Wege, einen Ausweg finden
er findet stets die passenden, richtigen Worte
über dein Benehmen finde ich keine Worte (= bin ich entsetzt)
dafür muss eine Erklärung gefunden werden
bildlich
Beispiele:
den Stein der Weisen finden
umgangssprachlichein Haar in der Suppe (= etw. auszusetzen) finden
salopp etw. ist für jmdn. ein gefundenes Fressenetw. ist jmdm. höchst willkommen
Beispiel:
Sie ziehen dich durch die Zeitungen, du bist ein gefundenes Fressen für sie [ BaumKristall83]
sich, einander findensich treffen, zusammenkommen
Beispiele:
ihre Seelen, Blicke fanden sich
wir fanden uns in der Überzeugung, dass …
umgangssprachlichdie beiden haben sich gesucht und gefunden (= sie passen gut zueinander)
Doktor Vitulli, seinerseits erfreut, auf einem so ersprießlichen Gebiete sich mit mir gefunden zu haben [ H. Mann8,122]
diese zwei jungen Menschen … die sich in Liebe gefunden haben [ BrechtDreigroschenroman437]
etw., jmdn. vorfinden
Beispiele:
er will durch die Tür entfliehen, findet sie aber verschlossen
als er nach Hause kam, fand er das Nest leer
jmdn. arbeitend, daheim, krank finden
es klopfte. Ich öffnete und fand Siegfried Vitzthum [ RennAdel69]
etw. feststellen
Beispiele:
er findet immer etwas an ihr auszusetzen
es verdroß sie, daß er immerdar an ihrem besten Schüler zu tadeln fand [ le FortPapst94]
Eben daher wirst du auch finden, daß oft die poetischsten Komponisten sogar herzlich schlechte Verse gar herrlich in Musik setzen [ E. T. A. Hoffm.Serapionsbrüder3,120]
etw. findet sichetw. ist anzutreffen, befindet sich irgendwo
Beispiele:
dieses Metall findet sich dort häufig
darüber findet sich in seinem Brief kein Wort
in dieser Anthologie finden sich die besten Gedichte der Nachkriegszeit
In jedem ihrer [Bettinas] Werke finden sich Zeugnisse für diese humanistische Gesinnung [ Sinn u. Form1954]
2.
gehoben finden + in, zu, nachirgendwohin gelangen
Beispiele:
er fand schon früh in die Reihen der Arbeiterklasse
ich fand nach und nach zu den alten Malern
Der Jüngling schien zugleich jünger und älter geworden, seit er zu sich selbst gefunden hatte [ HesseNarziß5,63]
[ich stand] ohne bis zu meinem Bett zu finden [ Bachm.Dreißigstes Jahr141]
Ludwig, der an diesem Abend nicht nach Hause finden konnte [ BredelVäter430]
Ein Märchen findet auch wohl durch geschlossene Türen [ GoetzTote Tante62]
3.
etw. bekommen, zu etw. kommen
Beispiele:
Zuflucht, Unterschlupf, Obdach finden
sein Brot, Auskommen, Fortkommen finden
Arbeit finden
jmds. Gunst, Anerkennung, Beifall, Verständnis, Zustimmung finden
er fand unerwartete Hilfe, Unterstützung, wenig Gegenliebe
sein Recht finden
bei jmdm. Gehör, ein offenes Ohr finden
er kann keine Ruhe, keinen Schlaf, Frieden finden
das Buch fand freundliche Aufnahme, großen Widerhall, reißenden Absatz, viele Käufer, keinerlei Erwähnung, Beachtung
er hat endlich seine wahre Bestimmung, sein Glück, seinen Platz im Leben gefunden
wir müssen einen Ausgleich, eine Gelegenheit finden
sie fanden bei den Verhandlungen keine gemeinsame Sprache (= konnten sich nicht einigen)
sie hat nicht mehr die Kraft dazu gefunden
zu, für etw. Zeit finden
kein Ende finden
saloppkeinen Abgang finden
umgangssprachlich(bei jmdm.) Anschluss finden
an etw., jmdm. Gefallen, Geschmack, Vergnügen, Spaß finden
Genüge in etw. finden
Beruhigung, Trost, sein Heil in etw. finden
er fand Eingang in die höchsten Kreise, in das Haus ihrer Eltern
in jmdm. seinen Meister, einen echten Freund, erbitterten Gegner finden
den Tod finden (= umkommen)
die Feier fand ihren Abschluss (= wurde abgeschlossen, beendet) mit einem Chorlied
papierdeutschetw. findet Anwendung, Verwendung (= etw. wird angewendet, verwendet)
Karl fand … in den Schenken Kredit [ PolenzBüttnerbauer1,422]
er fand nicht den Mut, es zu sagen [ Th. MannKröger9,266]
Rachel, die früher immer Muße gefunden hatte, die Zeitungen zu lesen [ MusilMann226]
4.
etw., jmdn. für etw. halten, eine Meinung über etw., jmdn. haben
Beispiele:
ich finde diese Bemerkung angebracht, völlig überflüssig, richtig
die Versammlungsteilnehmer fanden den Vorschlag annehmbar, praktisch
wie findest du diesen Roman?
ich finde den neuen Film gut, sehenswert, misslungen
das finde ich komisch, nicht in Ordnung, prima, bezeichnend
das finde ich zum Lachen
ihr findet sein Verhalten wohl völlig in der Ordnung?
der Kritiker fand es nicht der Mühe wert, das neue Buch zu lesen
umgangssprachlichwie ich das finde! (= Ausruf, der Verwunderung ausdrückt)
findest du es hier auch kalt, ungemütlich?
ich finde ihn leidend, unglücklich
ich finde ihn unmöglich, abstoßend, unerträglich
ich finde (= mir scheint), dass wir uns beeilen müssen, dass er krank aussieht
das finde ich nicht, kann ich nicht finden (= ich bin anderer Ansicht)
umgangssprachlichich finde nichts dabei (= ich habe dabei keine Bedenken)
umgangssprachlichich möchte bloß wissen, was sie an mir findet (= ich möchte bloß wissen, was ihr an mir gefällt)
Georg Lauffer fand es nicht unter seiner Würde … geradezu unmäßig zu lügen [ JahnnHolzschiff69]
5.
gehoben sich findensich sammeln, zur Besinnung kommen
Beispiele:
er fand sich nach dem Schreck schnell
Er ließ ihr Zeit sich zu finden [ BindingUnsterblichkeit18]
6.
sich in etw. findensich in etw. schicken, fügen, sich mit etw. abfinden
Beispiele:
sich in sein Missgeschick, Unglück, einen Gedanken finden
Ich fand mich überraschenderweise sehr schnell in meine neue Rolle als Schofför [ TurekWende113]
7.
Beispiele:
das wird sich finden! (= herausstellen!)
es wird sich schon noch alles finden (= es wird alles in Ordnung kommen)
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat A1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

finden · abfinden · Abfindung · erfinden · Erfindung · Erfinder · erfinderisch · unerfindlich · Fund · Fundgrube · Findelkind · Findling · findig · spitzfindig · ausfindig · fündig
finden Vb. ‘durch Zufall, durch Suchen, durch Nachdenken auf etw. stoßen’, ahd. findan (8. Jh.), mhd. vinden, asächs. fīðan, findan, mnd. mnl. nl. vinden, aengl. findan, engl. to find, anord. schwed. finna, got. finþan. Herkunft ungewiß. Vielleicht mit griech. paté͞in (πατεῖν) ‘auf etw. treten’ und lat. pōns (Genitiv pontis) ‘Knüppelweg, Brücke’ zur Wurzel ie. *pent(h)- ‘treten, gehen, worauf treten, antreffen, finden’ (s. auch fahnden). – abfinden Vb. ‘Ansprüche befriedigen’, reflexiv ‘sich zufriedengeben’ (16. Jh.); zuerst (14. Jh.) in der nd. Rechtssprache belegt mit der Bedeutung ‘durch Gerichtsurteil absprechen, aberkennen’. Abfindung f. ‘Befriedigung von Ansprüchen, Entschädigung’ (16. Jh.). erfinden Vb. ‘bisher noch nicht Vorhandenes ersinnen, erschaffen’, ahd. irfindan ‘erfahren, erkennen, erfassen’ (9. Jh.), mhd. ervinden ‘ausfindig machen, bemerken, erfahren’. Erfindung f. ‘das Ersonnene, Erschaffene’ (15. Jh.). Erfinder m. ‘wer bisher nicht Vorhandenes ersinnt, erschafft’ (15. Jh.), heute besonders im technischen Bereich. erfinderisch Adj. ‘einfallsreich’ (18. Jh.). unerfindlich Adj. ‘unerklärlich’, spätmhd. unervindelich. Fund m. ‘das Finden, das Gefundene’, in der Schwundstufe des Verbs, mhd. vunt, auch bergmannssprachlich ‘neuentdeckte Lagerstätte von Erzen’, dafür auch Fundgrube f. (14. Jh.), übertragen ‘Ort, wo eine Fülle von Erkenntnissen, Belehrungen anzutreffen ist’ (Ende 15. Jh.). Ursprünglich wohl zu ablautendem Fund gebildet und nachträglich (meist im 16. Jh.) an finden angelehnt sind: Findelkind n. ‘ausgesetztes, von Fremden gefundenes Kind’, vgl. mhd. vuntkint, dann auch frühnhd. vündelkint, zu frühnhd. vündel, vindel ‘Findelkind’, Deminutivum zu vunt. Findling m. ‘Findelkind’, mhd. vundelinc; seit dem 19. Jh. auch ‘ein durch Gletscher transportierter Gesteinsblock’. findig Adj. ‘erfinderisch, schlau’, mhd. vündec, vündic ‘erfinderisch, findbar’, seit dem 16. Jh. in der Form findig, s. aber unten fündig. spitzfindig Adj. älter spitzfündig, ‘listig, überklug’ (16. Jh.), vgl. auch spitzer Fund (Luther) und Spitzfund m. (16. Jh.) ‘überklug, trügerisch Erdachtes’. ausfindig Adj. älter ausfündig, meist in festen Wendungen ausfindig machen, werden ‘bekanntmachen, bekannt werden, herausfinden, erforschen’ (15. Jh.). fündig Adj. ‘Bodenschätze aufweisend, ergiebig’, seit dem 16. Jh. bedeutungsdifferenzierend die alte Form gegenüber findig (s. oben) bewahrend.

Thesaurus

Synonymgruppe
Assoziationen
Synonymgruppe
aufspüren · aufstöbern · auftreiben · ausfindig machen · besorgen · finden · fündig werden  ●  (sich) an Land ziehen  ugs. · aufgabeln  ugs. · ausbaldowern  ugs. · drankommen (an)  ugs. · kommen an  ugs.
Assoziationen
Synonymgruppe
(einer Sache) (etwas) abgewinnen · (etwas für gut/schlecht) befinden · einschätzen · gewichten  ●  (etwas) finden (an)  ugs. · (gut, schlecht) finden  ugs.
Unterbegriffe
Assoziationen
Synonymgruppe
(irgendwie / so) kommen · (sich) ergeben · (sich) herausstellen · (sich) zeigen · sehen  ●  (sich) finden  geh., veraltend
Assoziationen
  • (das ist) der Lauf der Welt · (das) ist einfach so · nicht zu ändern sein · so ist das Leben (eben) · so ist das nun mal · so ist es nun mal · so ist nun mal das Leben · so läuft das heute  ●  (das) ist halt so ugs. · (das) ist leider so ugs. · (es) ist nun mal so ugs. · Et kütt wie et kütt. ugs., kölsch · c'est la vie ugs., franz. · da kann man (eh) nichts machen ugs. · da machste nix (dran) ugs. · es ist, wie es ist ugs. · ist doch so! ugs. · ist so! ugs. · kann passieren ugs.
Synonymgruppe
herausfinden, was man (eigentlich) will · zu sich (selbst) finden  ●  (sich) finden  fig.
Synonymgruppe
(jemanden) bekommen · (jemanden) finden · (jemanden) kriegen  ●  (jemanden) einfangen  fig. · (jemanden irgendwo) her haben  ugs., variabel · (jemanden) abkriegen  ugs., negativ · (jemanden) auffischen  ugs., fig. · (jemanden) aufgabeln  ugs., fig. · (jemanden) auflesen  ugs., fig. · (jemanden) auftreiben  ugs., salopp · (sich jemanden) an Land ziehen  ugs., fig. · (sich jemanden) greifen  ugs., fig. · sich jemanden angeln  ugs., fig.
Assoziationen
Synonymgruppe
(jemandes) Meinung (sein) · denken (dass) · finden (dass)

Typische Verbindungen zu ›finden‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›finden‹.

Verwendungsbeispiele für ›finden‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Es handelt sich um die älteste bisher gefundene Version, sie kam schon im Jahr 2007 zum Einsatz. [Die Zeit, 04.03.2013, Nr. 09]
Mit den nun gefundenen Opfern würde sich die Zahl der Toten auf 80 summieren. [Die Zeit, 20.01.2013 (online)]
Bedauerlicherweise finden sich partout keine Käufer für die teuren Stücke. [Noll, Ingrid: Ladylike, Zürich: Diogenes 2006, S. 35]
Sogar schwindelerregend, in ihr hattest selbst du noch deine Herrin gefunden. [Venske, Regula: Marthes Vision, Frankfurt am Main: Eichborn Verlag 2006, S. 62]
Früher als in der Politik hatten die Deutschen in der Kultur ihre Einheit gefunden. [Lepenies, Wolf: Kultur und Politik, München, Wien: Carl Hanser Verlag 2006, S. 46]
Zitationshilfe
„finden“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/finden>.

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