auf der Flucht befindlich, geflüchtet
flüchtig
Grammatik Adjektiv
Aussprache
Worttrennung flüch-tig
Wortbildung
mit ›flüchtig‹ als Erstglied:
↗Flüchtigkeit
·
mit ›flüchtig‹ als Letztglied:
↗fahnenflüchtig
·
↗landesflüchtig
·
↗landflüchtig
·
↗republikflüchtig
·
↗weltflüchtig
· mit ›flüchtig‹ als Grundform: ↗verflüchtigen
· mit ›flüchtig‹ als Grundform: ↗verflüchtigen
Bedeutungsübersicht
eWDG
Bedeutungen
1.
2.
eilig, schnell
Beispiele:
das war nur ein flüchtiger Besuch
der flüchtige Gruß galt ihm
mit flüchtiger Feder schreiben
ich bin ihm nur flüchtig vorgestellt worden
Die Umarmung war flüchtig [↗ J. RothRadetzkymarsch364]
als sie sich umwandte ... tippte sie flüchtig mit einem Finger an die Stirn [↗ BöllWaage53]
eilig und daher nicht genau
Beispiele:
einen flüchtigen Blick auf etw., jmdn. werfen
ich hatte nur einen flüchtigen Eindruck, Einblick
jmdm. eine flüchtige Probe geben
nach flüchtiger Durchsicht
ein Buch nur flüchtig lesen
eine Frage nur flüchtig behandeln, berühren
jmdn. nur flüchtig kennen
etw., jmdn. flüchtig ansehen, mit den Augen flüchtig streifen
ich hatte mich flüchtig umgesehen
Delamarche kam sogar eilig, mit nur flüchtig zugezogenem Schlafrock [↗ KafkaAmerika277]
oberflächlich und fehlerhaft
Beispiele:
eine flüchtige Arbeit
der flüchtige Aufsatz des Schülers
er arbeitet zu flüchtig
3.
4.
Chemie rasch verdunstend
Beispiele:
flüchtige Stoffe, Öle
Äther ist leicht flüchtig
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Flucht1 · flüchten · flüchtig · Flüchtigkeit · verflüchtigen · Flüchtling · Zuflucht · Ausflucht
Flucht1
f.
‘das Fliehen’,
ahd.
fluht
(9. Jh.),
mhd.
vluht,
asächs.
fluht,
mnd.
mnl.
nl.
vlucht,
engl.
flight
(westgerm.
*fluhti-)
ist ein mit
ti-Suffix
und Ablaut gebildetes Abstraktum zu dem unter
↗fliehen
(s. d.)
behandelten Verb.
flüchten
Vb.
‘sich oder etw. retten, in Sicherheit bringen, Schutz suchen, fliehen’,
ahd.
fluhten
‘vertreiben, austreiben’
(9. Jh.),
mhd.
vlühten,
auch
‘fliehen’.
flüchtig
Adj.
‘auf der Flucht befindlich’,
daher übertragen
‘schnell und ungenau, oberflächlich’,
ahd.
fluhtīg
‘fliehend’
(9. Jh.),
mhd.
vlühtec,
vlühtic;
Flüchtigkeit
f.
‘Schnelligkeit’
(16. Jh.),
dann
‘Oberflächlichkeit’;
verflüchtigen
Vb.
‘(sich) in seine Bestandteile, in Dampf auflösen, in gasförmigen Zustand übergehen bzw. überführen’
(18. Jh.),
älter
‘fliehen’
(15. Jh.);
vgl.
mhd.
vlühtegen
‘in die Flucht schlagen’
und
vervlühtic
‘flüchtig’.
Flüchtling
m.
‘wer sich auf der Flucht befindet oder geflohen ist’
(17. Jh.).
Zuflucht
f.
‘Schutz(ort), Unterschlupf, Hilfe’;
ahd.
zuofluht
(8. Jh.),
mhd.
zuovluht
ist Übersetzung von
lat.
refugium
der Bibel
und verläßt erst im 14. Jh. den biblisch-religiösen Bereich.
Ausflucht
f.
‘Ausrede, Vorwand’,
in dieser und anfangs noch in der eigentlichen Bedeutung
‘heimliches Entrinnen’
seit dem 15. Jh. belegt;
doch vgl. schon
ahd.
ūʒfluht
‘Flucht, Ausweg zur Flucht, Gelegenheit, sich zu retten’
(8. Jh.)
sowie
spätmhd.
ūʒvliehen
‘entfliehen, sich in Sicherheit bringen’
(14. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
floatend
·
flüchtig
·
frei flottierend
·
nicht durchgängig (zu beobachten)
·
nicht in der Konstanz
·
nicht kalkulierbar
·
nicht kontinuierlich
·
nicht persistent
·
nicht verlässlich
·
nicht vorhersehbar
·
schwankend
·
↗sporadisch
·
↗sprunghaft
·
↗unbeständig
·
↗unstet
·
vagabundierend
·
↗volatil
●
mal so, mal so
ugs.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
↗(nur) oberflächlich
·
↗en passant
·
flüchtig
·
im Vorbeigehen
·
im Vorübergehen
·
mal kurz
·
nur mal eben kurz
●
zwischen Tür und Angel
fig.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
↗ephemer
·
flüchtig
·
↗kurzlebig
·
↗schnelllebig
·
sich häufig ändernd
·
↗transitorisch
·
↗vergänglich
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
flüchtig
·
↗leichthin
·
mal eben
·
↗nachlässig
·
↗nebenbei
·
↗obenhin
·
↗oberflächlich
·
↗unaufmerksam
●
↗hudelig
ugs.
·
↗hudlig
ugs.
·
nonchanlant
ugs.
·
↗ungeniert
ugs.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
abgehauen
·
↗abwesend
·
auf der Flucht
·
auf und davon
·
ausgerissen
·
durchgebrannt
·
↗entflohen
·
↗entkommen
·
flüchtig
·
↗fort
·
geflohen
·
geflüchtet
·
hat sich abgesetzt
·
hat sich der Strafverfolgung entzogen
·
nicht da
·
weggelaufen
●
↗abgängig
Amtsdeutsch
·
↗absent
veraltet
·
ausgeflogen
fig.
·
(und) ward nicht mehr gesehen (pseudo-literarisch)
geh., Spruch,
scherzhaft
·
ausgebüxt
ugs.
·
entfleucht
geh., altertümelnd,
scherzhaft
·
getürmt
ugs., Jargon
·
nicht mehr da
ugs.
·
stiften gegangen
ugs., regional
·
↗weg (= fortgelaufen, weggefahren)
ugs., Hauptform
·
↗über alle Berge
ugs., fig.
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›flüchtig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Augenblick
Bankräuber
Begegnung
Bekannter
Bekanntschaft
Berührung
Betrachter
Betrachtung
Blick
Durchblättern
Erscheinung
Ex-Staatssekretär
Haupttäter
Hinsehen
Händedruck
Impression
Kohlenwasserstoff
Komplize
Kriegsverbrecher
Kuß
Mörder
Skizze
Straftäter
Tatverdächtige
Teilchen
Täter
Verbrecher
Verdächtige
hingeworfen
streifen
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›flüchtig‹.
Verwendungsbeispiele für ›flüchtig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Schließlich haben sich die beiden in den letzten Tagen flüchtig kennengelernt.
Venske, Regula: Marthes Vision, Frankfurt am Main: Eichborn Verlag 2006, S. 10
Ein dritter Täter, etwa 16 Jahre alt, ist noch flüchtig.
Der Tagesspiegel, 05.05.2000
Die Beamten befreiten sie, konnten die flüchtigen Täter aber nicht mehr schnappen.
Süddeutsche Zeitung, 27.11.1998
Von jener allein gibt es eine Wissenschaft, von dieser dagegen, von der geschichtlichen Welt, nur flüchtiges Meinen.
Gigon, Olof: Das hellenische Erbe. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1962], S. 8220
Ich hatte ihn erst einmal flüchtigst vor Monaten gesehen, ich hielt ihn für einen jungen Studenten.
Klemperer, Victor: [Tagebuch] 1951. In: ders., So sitze ich denn zwischen allen Stühlen, Berlin: Aufbau-Verl. 1999 [1951], S. 172
Zitationshilfe
„flüchtig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/fl%C3%BCchtig>, abgerufen am 18.01.2021.
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