Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

fliehen

Grammatik Verb · flieht, floh, ist/hat geflohen
Aussprache 
Worttrennung flie-hen
Wortbildung  mit ›fliehen‹ als Erstglied: Fliehburg · Fliehkraft · fliehend
 ·  mit ›fliehen‹ als Letztglied: vorüberfliehen · zurückfliehen  ·  mit ›fliehen‹ als Grundform: entfliehen

Bedeutungsübersicht+

  1. 1. die Flucht ergreifen, ausreißen
    1. ● [gehoben, übertragen] schnell vergehen, verrinnen
  2. 2. [gehoben] jmdn., etw. meiden, sich von jmdm., etw. fernhalten
    1. ● [übertragen] ...
eWDG

Bedeutungen

1.
die Flucht ergreifen, ausreißen
Grammatik: mit Hilfsverb ‘ist’
Beispiele:
heimlich, unbemerkt, eilig fliehen
entsetzt, erschreckt vor jmdm., etw. fliehen
vor dem Feind fliehen
die Wanderer sind vor dem Unwetter in die Berghütte geflohen
die Rehe flohen ins Dickicht
der Gefangene ist aus dem Kerker geflohen
nach B, ins Ausland, über die Grenze fliehen
er ist von L bei Nacht und Nebel geflohen
die gegnerischen Einheiten fliehen
der (geschlagene) Gegner flieht
fliehend entging er den Verfolgern
gehoben, übertragen schnell vergehen, verrinnen
Beispiele:
die Zeit, Jugend flieht
die Stunden, Tage, Jahre fliehen
Gedanken fliehen (= entschwinden)
schnell flieht das Glück
die Wolken fliehen (= ziehen schnell davon)
Die Leidenschaft flieht, / Die Liebe muß bleiben [ SchillerGlocke]
2.
gehoben jmdn., etw. meiden, sich von jmdm., etw. fernhalten
Grammatik: mit Hilfsverb ‘hat’
Beispiele:
die Menschen, Gesellschaft, Welt, Stadt, das Licht, den Alkohol, die Versuchung, Sünde, das Laster, die Stätte des Grauens fliehen
jmds. Gegenwart fliehen
ich habe den Heuchler geflohen wie die Pest
er floh ihren Blick
sie floh ihn
Mit vierundzwanzig Jahren verbreitete er bereits einen solchen Gestank von Langerweile, daß jedermann erschrocken seine Nähe floh [ Bergengr.Rittmeisterin339]
übertragen
Beispiel:
der Schlaf flieht mich (schon) seit Tagen (= ich kann nicht schlafen)
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

fliehen · entfliehen · Fliehkraft
fliehen Vb. ‘ausreißen, sich schnell (und heimlich) entfernen’, ahd. fliohan (8./9. Jh.), mhd. vliehen, vlien, asächs. fliohan, mnd. vlēn, vlien, mnl. vlīen, nl. vlieden, aengl. flēon, engl. to flee, anord. flȳja, got. (mit þl-Anlaut, s. auch flehen) þliuhan setzen germ. *fleuh- oder *þleuh- voraus. Da das Problem des ursprünglichen Anlauts (fl- oder þl-) noch ungeklärt ist, bleibt jeder etymologische Erklärungsversuch (z. B. Anschluß an lat. lōcusta ‘Heuschrecke’, eigentlich ‘mit Gelenken versehen, biegsam, springend’, oder, mit grammatischem Wechsel, an fliegen, s. d.) ungesichert. – entfliehen Vb. verstärktes fliehen, ahd. intfliohan ‘entwischen, zurückweichen, sich entziehen’ (9. Jh.), mhd. enphliehen, entvliehen. Fliehkraft f. ‘Zentrifugalkraft’ (18. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
(das) Weite suchen · die Flucht ergreifen · entfliehen · entkommen · fliehen · flüchten · weglaufen · zu entkommen versuchen  ●  Fersengeld geben veraltend · (sich) aus dem Staub machen ugs. · (sich) dünn(e) machen ugs. · (sich) verdrücken ugs. · abhauen ugs. · ausfliegen ugs., ironisch · stiften gehen ugs. · türmen ugs. · verduften ugs. · zu entkommen suchen geh.
Assoziationen
Synonymgruppe
(einer Sache) aus dem Wege gehen · (sich) aus der Verantwortung stehlen · (sich) davonstehlen · (sich) der Verantwortung entziehen · (sich) einen schlanken Fuß machen · (sich) entziehen · (sich) nicht stellen · ausweichen · meiden  ●  (sich) drücken (vor) ugs. · (sich) herumdrücken (um) ugs. · fliehen (literar.) geh. · kneifen (vor) ugs.
Oberbegriffe
  • (mit etwas) in Wechselwirkung treten (Sache) · aufeinander einwirken · interagieren · sich gegenseitig beeinflussen
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›fliehen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›fliehen‹.

Verwendungsbeispiele für ›fliehen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Wenn er sie wirklich liebt, soll er mit ihr fliehen! [Schuhmann, Otto: Meyers Opernbuch, Leipzig: Bibliograph. Inst. 1938 [1935], S. 313]
Alle seien aus der Stadt geflohen, alle, die es sich leisten konnten. [Widmer, Urs: Das Buch des Vaters, Zürich: Diogenes 2004, S. 93]
Als sie ihn aber mit dem Kreuz, das sie um den Hals trägt, segnen will, flieht er verwirrt. [Fath, Rolf: Werke – R. In: Reclams Opernlexikon, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1998], S. 24434]
Nichts flieht vor ihm, wie er vor nichts fliehen kann. [Hofmannsthal, Hugo von: Goethes »West-Östlicher Divan«. In: Bertram, Mathias (Hg.) Deutsche Literatur von Lessing bis Kafka, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1913], S. 27895]
Sie mussten schon einmal unter Zwang fliehen, warum soll man sie wieder zwingen, woanders hinzugehen. [Die Zeit, 17.06.1999, Nr. 25]
Zitationshilfe
„fliehen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/fliehen>.

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Worthäufigkeit

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