Frevel · frevel · frevelhaft · freventlich · freveln · Frevler · Frevelmut · Freveltat
Frevel
m.
‘bewußter schwerer Verstoß gegen eine Ordnung, ein Gesetz, Missetat’,
ahd.
frevil
m.
(9. Jh.;
auch
fravalī
f.,
um 800)
‘Verwegenheit, Frechheit, Übeltat, Vergehen’,
mhd.
vrevel(e)
m.
f.
‘Mut, Unerschrockenheit, Verwegenheit’,
rechtssprachlich
‘Vergehen, Geldstrafe’,
frühnhd.
frefel
m.
‘geringeres Vergehen, Geldstrafe’,
aengl.
fræfel
(n.?)
‘Arglist, Schlauheit’
(
germ.
*frafla-,
*fraflja-).
Zur Konkurrenz mit
Strafe,
Buße,
Pön
im 15. bis 18. Jh.
vgl.
U. Schröter
in: Zur Ausbildung d. Norm d. dt. Literaturspr.
2 (1976) 224 ff.
Das in der Gegenwart nur noch in gehobener Sprache,
sonst im Forstwesen im Sinne von
‘Vergehen’
(vgl.
Baum-,
Holz-,
Jagdfrevel)
gebräuchliche Substantiv
ist eine Abstraktbildung zu dem im 19. Jh. untergehenden
frevel
Adj.
‘verwerflich, schändlich’,
ahd.
fravali
‘böse, vermessen, stolz’
(9. Jh.),
mhd.
vrevel(e)
‘mutig, kühn, mutwillig, frech’,
asächs.
fraƀol
‘trotzig, hartnäckig’,
aengl.
fræfel
‘schlau, frech’.
Man sieht darin eine alte Präfixbildung
(
germ.
*fra-,
s.
↗
ver-)
zu einem Nomen
(
germ.
*afla-),
das in
aengl.
afol,
anord.
afl
‘Kraft’
erhalten ist
und dem abgeleiteten Verb
ahd.
avalōn
‘auf dem Acker arbeiten, mit Eifer etw. bewerkstelligen’
(8. Jh.)
zugrunde liegt.
Die
germ. Wörter
werden entweder zusammen mit
griech. Komposita wie
oligēpelḗs
(
ὀλιγηπελής)
‘schwach, ohne Kraft’
und
griech.
illyr.
gall.
Eigennamen
auf einen Ansatz
ie.
*apelo-
‘Kraft’
(
Pokorny 1, 52)
oder mit
aind.
ápaḥ
‘Werk, Handlung’,
lat.
opus
‘Arbeit, Werk’,
ops
‘Reichtum’
auf die Wurzel
ie.
*op-
‘arbeiten, zustande bringen; Ertrag der Arbeit, Reichtum’
(wozu auch
↗
üben,
s. d.)
zurückgeführt.
frevelhaft
Adj.
‘verwerflich, schändlich’,
mhd.
vrevelhaft
‘vermessen, verwegen, kühn’,
allmählich das Adjektiv
frevel
(s. oben)
verdrängend.
freventlich
Adj.
spätmhd.
vrevenlich,
durch Dissimilation aus
mhd.
vrevellich
‘mutig, verwegen, rücksichtslos’
(vgl.
ahd.
fravallīhho
Adv.
‘unverschämt, widerspenstig, hartnäckig’,
9. Jh.)
entstanden
und im 16. Jh. mit Gleitlaut
-t-
zwischen
n
und
l
versehen.
freveln
Vb.
‘Frevel begehen’,
ahd.
fravalen
‘entweihen’
(Hs. 12. Jh.),
mhd.
vrevelen
‘vermessen sein, gewalttätig, gegen das Gesetz handeln’.
Frevler
m.
‘wer gegen eine Ordnung, ein Gesetz bewußt verstößt, Missetäter’,
mhd.
vreveler.
Frevelmut
m.
‘frevelhafte Gesinnung’
(16. Jh.).
Freveltat
f.
(17. Jh.).