freventlich
Grammatik Adjektiv
Aussprache
Worttrennung fre-vent-lich
eWDG
Bedeutung
gehoben in frevelhafter Art
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Frevel · frevel · frevelhaft · freventlich · freveln · Frevler · Frevelmut · Freveltat
Frevel m. ‘bewußter schwerer Verstoß gegen eine Ordnung, ein Gesetz, Missetat’, ahd. frevil m. (9. Jh.; auch fravalī f., um 800) ‘Verwegenheit, Frechheit, Übeltat, Vergehen’, mhd. vrevel(e) m. f. ‘Mut, Unerschrockenheit, Verwegenheit’, rechtssprachlich ‘Vergehen, Geldstrafe’, frühnhd. frefel m. ‘geringeres Vergehen, Geldstrafe’, aengl. fræfel (n.?) ‘Arglist, Schlauheit’ (germ. *frafla-, *fraflja-). Zur Konkurrenz mit Strafe, Buße, Pön im 15. bis 18. Jh. vgl. Das in der Gegenwart nur noch in gehobener Sprache, sonst im Forstwesen im Sinne von ‘Vergehen’ (vgl. in: Zur Ausbildung d. Norm d. dt. Literaturspr. 2 (1976) 224 ff. Baum-, Holz-, Jagdfrevel) gebräuchliche Substantiv ist eine Abstraktbildung zu dem im 19. Jh. untergehenden frevel Adj. ‘verwerflich, schändlich’, ahd. fravali ‘böse, vermessen, stolz’ (9. Jh.), mhd. vrevel(e) ‘mutig, kühn, mutwillig, frech’, asächs. fraƀol ‘trotzig, hartnäckig’, aengl. fræfel ‘schlau, frech’. Man sieht darin eine alte Präfixbildung (germ. *fra-, s. ver-) zu einem Nomen (germ. *afla-), das in aengl. afol, anord. afl ‘Kraft’ erhalten ist und dem abgeleiteten Verb ahd. avalōn ‘auf dem Acker arbeiten, mit Eifer etw. bewerkstelligen’ (8. Jh.) zugrunde liegt. Die germ. Wörter werden entweder zusammen mit griech. Komposita wie oligēpelḗs (ὀλιγηπελής) ‘schwach, ohne Kraft’ und griech. illyr. gall. Eigennamen auf einen Ansatz ie. *apelo- ‘Kraft’ () oder mit aind. 1, 52ápaḥ ‘Werk, Handlung’, lat. opus ‘Arbeit, Werk’, ops ‘Reichtum’ auf die Wurzel ie. *op- ‘arbeiten, zustande bringen; Ertrag der Arbeit, Reichtum’ (wozu auch üben, s. d.) zurückgeführt. – frevelhaft Adj. ‘verwerflich, schändlich’, mhd. vrevelhaft ‘vermessen, verwegen, kühn’, allmählich das Adjektiv frevel (s. oben) verdrängend. freventlich Adj. spätmhd. vrevenlich, durch Dissimilation aus mhd. vrevellich ‘mutig, verwegen, rücksichtslos’ (vgl. ahd. fravallīhho Adv. ‘unverschämt, widerspenstig, hartnäckig’, 9. Jh.) entstanden und im 16. Jh. mit Gleitlaut -t- zwischen n und l versehen. freveln Vb. ‘Frevel begehen’, ahd. fravalen ‘entweihen’ (Hs. 12. Jh.), mhd. vrevelen ‘vermessen sein, gewalttätig, gegen das Gesetz handeln’. Frevler m. ‘wer gegen eine Ordnung, ein Gesetz bewußt verstößt, Missetäter’, mhd. vreveler. Frevelmut m. ‘frevelhafte Gesinnung’ (16. Jh.). Freveltat f. (17. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
frevelhaft ·
frevlerisch ·
gottlos ·
wider Gott ●
freventlich veraltend ·
gotteslästerlich religiös ·
sakrilegisch religiös ·
sündig religiös ·
blasphemisch geh., religiös
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Verwendungsbeispiele für ›freventlich‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Nein, ich mußte mich noch weiter wagen auf dem freventlichen Pfad.
[Thelen, Albert Vigoleis: Die Insel des zweiten Gesichts, Düsseldorf: Claassen 1981 [1953], S. 160]
Ich sehe sie das Kreuz schlagen bei diesem freventlichen Gedanken.
[Thelen, Albert Vigoleis: Die Insel des zweiten Gesichts, Düsseldorf: Claassen 1981 [1953], S. 350]
Auch sollte er nicht freventlich in das Roß der Dame hineinreiten und sie damit erschrecken.
[Die Zeit, 08.02.1954, Nr. 06]
Hier war ganz offenbar der Sinn der Ordnung freventlich gestört.
[Die Zeit, 20.11.1959, Nr. 47]
Was uf einer Kilby hat sin Usgang genommen, das ist freventlich.
[Kolbenheyer, Erwin Guido: Paracelsus, München: J. F. Lehmanns 1964 [1917], S. 245]
Zitationshilfe
„freventlich“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/freventlich>.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
freveln frevelhaft frevel freundschaftlich freundnachbarlich |
frevlerisch frickeln friedensbereit friedensbewegt friedenserhaltend |
selten | häufig | |||||
Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora
- DTA-Erweiterungen (1465–1969)
- Archiv der Gegenwart (1931–2000)
- Polytechnisches Journal
- Filmuntertitel
- Gesprochene Sprache
- DDR
- Politische Reden (1982–2020)
- Bundestagskorpus (1949–2017)
- Soldatenbriefe (1745–1872)
- Korpus Patiententexte (1834–1957)
- A. v. Humboldts Publizistik (dt., 1790–1859)
- Nachrichten aus der Brüdergemeine (1819–1894)
- Der Neue Pitaval (1842–1890)
- Briefe von Jean Paul (1780–1825)
- Deutsche Kunst und Dekoration (1897–1932)
- Neuer Deutscher Novellenschatz (1884–1887)
- stimm-los – Wiedergefundene Perlen der Literatur
- Wikibooks-Korpus
- Wikipedia-Korpus
- Wikivoyage-Korpus
- Gesetze und Verordnungen (1897–2023)