Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

gähnen

Grammatik Verb
Aussprache  [ˈgɛːnən]
Worttrennung gäh-nen
Wortbildung  mit ›gähnen‹ als Erstglied: Gähnerei · Gähnkrampf  ·  mit ›gähnen‹ als Letztglied: angähnen · aufgähnen · ausgähnen · herumgähnen
 ·  mit ›gähnen‹ als Grundform: gähn
Mehrwortausdrücke  gähnende Leere
eWDG

Bedeutungen

1.
vor Müdigkeit oder Langeweile den Mund unwillkürlich weit öffnen und einmal tief ein- und ausatmen
Beispiele:
herzhaft, wohlig, heimlich gähnen
er gähnte unverhohlen, laut
Gähnen steckt an, ist, wirkt ansteckend
das Gähnen unterdrücken
umgangssprachlichsich das Gähnen verkneifen
2.
übertragen etw. gähnt (vor jmdm.)etw. klafft, liegt weit und tief offen (vor jmdm.)
Beispiele:
vor uns gähnte ein tiefer Abgrund, ein schwarzes Loch
ein großes Leck gähnte an der Backbordseite des Schiffes
etw. erstreckt sich weithin
Beispiele:
sie schauderte zurück vor der gähnenden Tiefe
im Saal war gähnende Leere (= der Saal war sehr leer)
Ringsum gähnte das Nichts, das die … Zurückgestoßenen aufnahm [ WerfelJeremias233]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

gähnen Vb. ‘(vor Müdigkeit oder aus Langeweile) den Mund unwillkürlich weit öffnen und tief ein- und ausatmen, klaffen, weit offen liegen’, ahd. ginēn (8. Jh.), ginōn (um 900) ‘den Mund aufsperren, gähnen’, mhd. ginen, genen, asächs. ginon, mnd. gēnen, mnl. ghēnen, aengl. ginian, geonian, anord. gina, ablautend ahd. geinōn ‘gähnen, den Mund öffnen’ (9. Jh.), aengl. gīnan ‘klaffen, gähnen’, engl. to yawn, anord. gīna gehören mit griech. cháskein (χάσκειν), chá͞inein (χαίνειν) ‘gähnen, klaffen’, chásma (χάσμα) ‘klaffende Öffnung’, cháos (χάος) ‘leerer Raum, Luftraum’, lat. hiāre und hīscere ‘gähnen, klaffen, aufgesperrt sein’, lit. žióti ‘gähnen, den Mund aufsperren’, aslaw. zinǫti ‘gähnen, klaffen, den Mund öffnen’ und zịjati ‘den Mund aufreißen’, russ. zínut’ (зинуть) und ziját’ (зиять) ‘den Mund aufsperren, gähnen’ zu der den Gähnlaut nachahmenden Wurzel ie. *g̑hēi-, *g̑hē- ‘gähnen, klaffen, offenstehen’; verwandt sind Geest, Geifer, Gaumen (s. d.), vermutlich auch gaffen (s. d.).

Thesaurus

Synonymgruppe
gähnen  ●  gienen  ugs., süddt.
Synonymgruppe
gähnen · klaffen · offen sein · weit geöffnet sein  ●  (weit) offen stehen  Hauptform · aufstehen  ugs., regional
Assoziationen
  • unüberbrückbar · unüberwindbar · unüberwindlich
  • (nur) angelehnt · einen Spalt (breit) geöffnet · einen Spalt (breit) offen (stehen / sein) · einen Spaltbreit geöffnet · einen Spaltbreit offen · nicht ins Schloss gefallen  ●  nicht ganz zu ugs. · nicht im Schloss ugs.
  • aufgesperrt · nicht abgeschlossen · nicht zugeschlossen · nicht zugesperrt · offen · unabgeschlossen · unverriegelt · unverschlossen · unversperrt  ●  auf ugs.
Synonymgruppe
(sich) auftun · aufklaffen · klaffen  ●  gähnen  fig.

Typische Verbindungen zu ›gähnen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›gähnen‹.

Verwendungsbeispiele für ›gähnen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Er rieb sich die Augen, er gähnte, er blickte umher. [Preußler, Otfried: Krabat, Stuttgart: Thienemann o.J. [1995] [1971], S. 28]
Was man früher frei diskutiert habe, darüber dürfe man nun nicht einmal mehr gähnen. [Iserloh, Erwin u. a.: Reformation, katholische Reform und Gegenreformation. In: Jedin, Hubert (Hg.) Handbuch der Kirchengeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1967], S. 6966]
Dem Lamm rast bei Nacht das Herz, und am Tag gähnt es. [Die Zeit, 07.01.2013, Nr. 01]
Hinter den Äußerlichkeiten des Lebens gähnt das große schwarze Nichts. [Die Zeit, 09.08.2010, Nr. 32]
Aber erzählte er einer Frau auf einer Party davon, gähnte sie meist schon nach den ersten Sätzen. [Die Zeit, 26.03.2007, Nr. 13]
Zitationshilfe
„gähnen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/g%C3%A4hnen>.

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