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gönnerhaft

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung gön-ner-haft
Wortzerlegung Gönner -haft
Wortbildung  mit ›gönnerhaft‹ als Erstglied: Gönnerhaftigkeit
eWDG

Bedeutung

abwertend in der Art eines Gönners, wie ein Gönner
Beispiele:
gönnerhaft nicken, lächeln
jmdn. gönnerhaft belehren
mit jmdm. gönnerhaft sprechen
sich gönnerhaft gegen jmdn. zeigen
er war gönnerhaft gelaunt
eine gönnerhafte Miene
ein gönnerhaftes Lächeln, Gebaren
Er legte ihr etwas gönnerhaft … die Arme auf die Schultern [ MusilMann711]
Der Kommandant spielte großartig den gönnerhaften Vorgesetzten [ ApitzNackt52]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
gönnen · Gönner · gönnerhaft · Gönnermiene
gönnen Vb. ‘wohlwollend, neidlos zugestehen, zukommen lassen’. Das seit dem 16. Jh., vereinzelt schon im 14. Jh. auch im Präsens schwach flektierte Verb gehört ursprünglich zu den Präteritopräsentia; ahd. giunnan (9. Jh.), asächs. aengl. giunnan, mhd. gunnen, günnen (auch ‘gewähren, gestatten’, jetzt durch vergönnen repräsentiert), mnd. günnen, mnl. nl. gunnen ‘gönnen’ sind verstärkende Präfixbildungen (ahd. gi-, s. ge-) zu gleichbed. ahd. (9. Jh.), asächs. aengl. unnan, mnl. onnen, anord. unna ‘lieben, gönnen’, schwed. unna ‘gönnen’. Die Herkunft ist nicht sicher geklärt. Wenn tiefstufiges germ. *unn- als Assimilation aus germ. *unz- anzusehen ist und sich mit griech. prosēnḗs (προσηνής) ‘freundlich, gütig’, apēnḗs (ἀπηνής) ‘hart, unfreundlich’ vergleichen läßt (sofern der zweite Wortteil aus *-ανσής), wäre eine Wurzel ie. *ans- ‘wohlgeneigt, günstig sein’ zu erschließen, wozu auch ahd. anst ‘Wohlwollen, Dank, Gnade, Gunst’ (8. Jh.), mhd. anst ‘Wohlwollen’, got. ansts, auch ‘Freude’ (germ. *ansti-). Verbalabstraktum zu gönnen ist Gunst (s. d.). – Gönner m. ‘wer jmdn. wohlwollend unterstützt, Wohltäter, Förderer’, mhd. gunner, günner ‘Freund, Anhänger’, Nomen agentis zum Verb. gönnerhaft Adj. ‘herablassend’ (2. Hälfte 18. Jh.), stets in abschätzigem Sinne. Gönnermiene f. ‘selbstgefälliger Gesichtsausdruck’ (Anfang 19. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

abfällig · abschätzig · abwertend · diskriminierend · geringschätzig · gleichgültig · herablassend · missbilligend · naserümpfend · verachtungsvoll · verächtlich · voller Verachtung  ●  gönnerhaft geh., ironisch · missfällig geh. · pejorativ fachspr., linguistisch
Assoziationen

großzügig · gönnerhaft · jovial · leutselig
Assoziationen
  • (sich) anbiedern(d) · als wären sie Freunde · kumpelhaft · plumpvertraulich · schulterklopfend · wie unter Freunden  ●  kumpelig ugs.

freigebig · freigiebig · generös · großherzig · großmütig · großzügig · gönnerhaft · hochherzig · in Geberlaune · nobel (aus der Nehmerperspektive) · spendabel · spendierfreudig  ●  Man muss auch gönnen können. ugs., sprichwörtlich
Assoziationen
  • entgegenkommend · gefällig · großherzig · großmütig · gütig · kulant · mild · milde · wohlwollend
  • (die) Runde geht auf (...) · (die) Zeche zahlen (für jemanden) · (eine) Runde ausgeben · (einen) ausgegeben bekommen · (etwas) spendieren · (jemandem) (ein) Getränk spendieren · (jemanden) freihalten · aufs Haus gehen  ●  (das) geht auf mich ugs. · (eine) Runde schmeißen ugs. · das geht auf meinen Deckel ugs. · einen ausgeben ugs. · frei saufen haben derb
  • (es) nicht fehlen lassen (an) · großzügig austeilen · nicht sparen an · nicht sparen mit  ●  es hagelt (nur so) fig. · (nur so) um sich schmeißen (mit) ugs. · um sich werfen (mit) ugs.
  • (viel) Geld ausgeben · in Kauflaune · in Konsumlaune sein  ●  (Geld) mit vollen Händen ausgeben fig. · (das) Geld locker sitzen haben ugs. · (das) Geld sitzt locker (bei jemandem) ugs. · nicht aufs Geld gucken ugs., fig.
  • nicht alles für sich haben wollen · teilen können · verzichten können  ●  (anderen) auch etwas gönnen ugs.
  • (sich) großzügig zeigen · (sich) in Geberlaune zeigen · in Geberlaune sein · nicht knausern · sich nicht lumpen lassen  ●  die Spendierhosen anhaben fig. · (etwas) springen lassen ugs. · (sich) als großzügig erweisen geh.

Typische Verbindungen zu ›gönnerhaft‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›gönnerhaft‹.

Verwendungsbeispiele für ›gönnerhaft‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Längst schauen die Deutschen nicht mehr gönnerhaft dem Nachbarn zu. [Süddeutsche Zeitung, 16.03.2004]
Man erlaubt also nicht nur gönnerhaft, Kunst zeigen zu dürfen. [Die Welt, 11.03.2000]
Die zögern und zaudern und spielen am liebsten den gönnerhaften Meister. [Der Spiegel, 19.02.1990]
Der Kanzler selbst schlug wohlwollende, nachdenkliche, gelegentlich auch gönnerhafte Töne an. [Die Zeit, 08.09.1989, Nr. 37]
Selten wird sie gelobt, meist gönnerhaft, und in Kritiken oft gar nicht erwähnt. [Süddeutsche Zeitung, 24.09.1999]
Zitationshilfe
„gönnerhaft“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/g%C3%B6nnerhaft>.

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