Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

geil

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: geiler · Superlativ: am geilsten
Aussprache  [gaɪ̯l]
Wortbildung  mit ›geil‹ als Erstglied: Geilheit  ·  mit ›geil‹ als Letztglied: affengeil · arschgeil · endgeil · hammergeil · megageil · notgeil · obergeil · saugeil · supergeil · ungeil
 ·  mit ›geil‹ als Grundform: -geil
DWDS-Vollartikel

Bedeutungen

1.
lüstern, sexuell begierig; sexuell erregt
Beispiele:
Sie macht gerade eine Hormonersatztherapie. Das macht sie unglaublich geil. [»The Big Bang Theory« The Hawking Excitation, 2012, aufgerufen am 31.10.2014]
Sobald sie vor den Vorhang tritt und fast alle Hüllen fallen lässt, prasselt ihr der Beifall entgegen, ermunternd und aufdringlich zugleich. Während nun ein Song ertönt, […] räkelt sich die Tänzerin um eine Stange und gibt ihren geschmeidigen Körper scheinbar geilen Blicken preis. [Neue Zürcher Zeitung, 22.11.2019]
Liebe und Verliebtheit ist nur der romantische philosophische Überbau, damit wir vor uns selber nicht zugeben müssen, dass wir einfach nur geil auf jemand[en] sind (= jemanden sexuell begehren) […]. [Welt am Sonntag, 14.08.2011]
Nachdem er ihr das Geld gegeben hatte, legte er binnen Sekundenbruchteilen jede letzte zögerliche Schüchternheit ab und starrte Oxana an wie ein alter, geiler Bock eine junge Frau ansieht, während er sich überlegt, was sie für ihn tun soll. [Kopetzky, Steffen: Grand Tour. Frankfurt a. M.: Eichborn 2002, S. 5]
[…] der Typ könnte ja […] denken, daß ich nur mit ihm schlafen will, weil ich geil bin. Und das bin ich ja gar nicht. Ich möchte mit ihm schlafen, weil ich mich in ihn verliebt habe. [Merian, Svende: Der Tod des Märchenprinzen. Hamburg: Buntbuch-Verl. 1980 [1980], S. 4]
übertragen
α)
Phrasem:
geil (auf etw.) sein (= gierig (nach etw.), versessen (auf etw.) sein) (= Lust (auf etw.) haben)
Beispiele:
Sie ist geil auf Kameras, will immer fotografiert werden. […] [Bild, 23.05.2007]
Der VfL Wolfsburg geht trotz der zuletzt unbefriedigenden Ergebnisse optimistisch in das Champions‑League‑Duell bei Manchester United. »Wir sind geil darauf, uns vor dieser Kulisse zu zeigen. Das kann sehr beflügelnd sein«, sagte Trainer Dieter Hecking […]. [Die Zeit, 29.09.2015 (online)]
[Robert] Lewandowski: »Wir müssen noch geiler auf Tore werden! […]« [Bild, 21.12.2013]
»Ich bin geil auf die Saison«, sagt Frank Löning, der Mannschaftskapitän [des SV Sandhausen]. [Der Spiegel, 03.08.2012 (online)]
Ich muss mich schon fragen, ob jeder Spieler dieses Erfolgsdenken in sich hat. Da geht es nicht um irgendein System oder ums Training. Es sind allein die Spieler und der unbedingte Wille zum Sieg, ein Team, das heiß und geil ist. [Bild, 25.08.2009]
»Wir sind nicht geil auf Geld, wir stehen auf Liquidität«, sagt der Seniorchef [des Unternehmens]. [Süddeutsche Zeitung, 13.10.2003]
Er ist fixiert auf Arbeit, er ist geil auf Arbeit, sie bedeutet ihm alles. [Süddeutsche Zeitung, 01.06.2002]
β)
Phrasem:
geil (auf etw.) machen (= (zu etw.) motivieren, Lust (auf etw.) machen)
Beispiele:
Druck und Kritik von außen kann und muss Profisportler noch geiler auf Erfolg machen. [RWE-Trainer Neidhart sieht souveränen Auswärtssieg, 26.09.2020, aufgerufen am 17.03.2021]
Real [Madrid] verspürt in diesen Alles‑oder‑nichts‑Spielen keinen Druck – die [Spieler] macht das eher geil. [Süddeutsche Zeitung, 11.12.2020]
Und da die ÖVP (= Österreichische Volkspartei) offenbar nicht darauf vertraut, dass der »frische Wind« bei jungen Wählerinnen und Wählern ankommt, schickt sie »Geilmacher« in »Geilomobilen« unters Wahlvolk, die »geil auf Politik« machen sollen. [Der Standard, 08.09.2010]
[…] wenn die Grande Dame der schwarzen Popmusik [Diana Ross] alte wie junge Fans mit Melodien umgarnt, die einst, in den 60ern, wie ein Vorspiel auf Vinyl wirkten und eine ganze Generation geil auf den Groove machten, da blitzt sie doch noch auf, jene lolitahafte Unschuld der 18‑jährigen »Supremes«‑Stimme, die einst mit Songs wie »Baby Love«, »Stop! In the Name of love« oder »You can’t hurry Love« ewig junge Hymnen an die Liebe trällerte. [Rhein-Zeitung, 28.06.2002]
Warum zappen so viele weg, wenn der Werbeblock kommt? Vieles ist einfach erschreckend schlecht. Man muss die Leute wieder geil auf Werbung machen. [Der Spiegel, 11.06.2001]
2.
sexuell erregend; sexuell anziehend
Beispiele:
Ich hatte irgendwo gelesen, dass 70 Prozent aller Frauen Bärte sexy finden. Später keimte jedoch der Verdacht, dass dies wohl nur bei Kerlen zutrifft, die auch rasiert schon ziemlich geil aussahen. [Bild, 18.11.2020]
»Frauen sollten sich selber die Frage stellen, was sie geil finden, und nicht immer nur den Bedürfnissen der Männer folgen. Sonst wird das nie etwas mit der sexuellen Selbstbestimmtheit«[…]. [Die Zeit, 04.04.2013]
Auf dem Heimweg von der Arbeit begegnet Wendy einer Gruppe von Schlägern. »Geiler Arsch!«, ruft einer ihr provozierend hinterher. [Süddeutsche Zeitung, 26.11.2020]
Oh, der sieht super aus, der hat einen geilen Körper. [Berliner Morgenpost, 10.03.2013]
Christina sei eine »geile Frau«. »In natura ist sie noch viel schöner als auf den Fotos«[…]. [Der Standard, 14.02.2008]
3.
Landwirtschaft, Botanik, sonst veraltend
a)
vom Boden   fett, fruchtbar; (zu) nährstoffreich; überdüngt
Beispiele:
Wird Viehjauche für sich allein benutzt, um das Gartenland zu übergießen, so ist das immer eine einseitige Düngung. Fortgesetzte Jauchegüsse machen das Land geil, es treibt alles mächtig, aber es ist kein fester Kern in den Pflanzen; wenn es im Sommer dürr wird, dann fallen sie zusammen, die Blätter verbrennen. […] Zum mindesten sollte Jauchedüngung mit fester Düngung abwechseln, damit sich alles harmonisch entwickeln kann. [Böttner, Johannes: Gartenbuch für Anfänger. Frankfurt (Oder) [u. a.]: Trowitsch & Sohn 1944 [1895], S. 11]
Zu fetten, überreichlich gedüngten Ackerboden bezeichnet man ebenfalls als »geil«. [Mittelbayerische, 27.07.2018]
Alle Gewächse, die Stickstoff und Kali nötig haben und etwas geile Ernährung vertragen, können mit ihr [der Jauche] gedüngt werden. [Helmkampf, Adolf [u. a.]: Herd und Scholle. Leipzig 1914]
Ohne Zudüngung wird man aber selten auskommen. Der Tabak wächst schnell, hat keine Zeit, sich die Nahrung im Boden erst mühsam zu suchen, sondern will sie mundgerecht vorfinden. Man muß aber wiederum bei der Düngung sehr vorsichtig verfahren, weil die Zusammensetzung der Düngemittel ganz ungemein die Brennbarkeit des Tabaks beeinflußt. So wird man alle geil (= stark treibend) und zu hitzig wirkenden Dungstoffe vermeiden, wie etwa Pferd‑ und Schafmist, Jauche und dergl.; dagegen eignet sich gut verrotteter Rindviehmist, den man zweckmäßig schon im Vorsommer aufs Feld fährt, damit er sich bis zum Frühjahr sorgsam zersetzt und verteilt hat. [Gehrg, Hermann [u. a.]: Lese- und Lehrbuch für ländlich-gewerbliche Fortbildungsschulen. 2. Aufl. Leipzig [u. a.] 1910]
b)
von Pflanzen   wuchernd und (zu) schnell nach oben (und infolgedessen nicht kräftig) wachsend
Beispiele:
Die hülsentragenden Gemüse wachsen in eingeschlossener Lage und auf fettem Boden geil in die Höhe, der Ertrag bleibt aber trotz oder richtiger infolge solchen übermäßigen Wuchses ganz unbefriedigend. [Böttner, Johannes: Gartenbuch für Anfänger. Frankfurt (Oder) [u. a.]: Trowitsch & Sohn 1944 [1895], S. 11]
Es ist ja stets so, daß der beste Boden auch das geilste Unkraut wuchern läßt [sic!], wenn des Bauern vorsorgliche Maßnahmen es nicht jätet oder sonstwie vernichtet. [Doppelte Staatsbürgerschaft, 11.11.2017, aufgerufen am 31.08.2020]
[…] um kräftige Tomaten ernten zu können, muß [sic!] man die Pflanzen von geil wachsenden Geiztrieben befreien, die in den Blattachseln wachsen. Die Kraft der Pflanze soll schließlich in die Blüte und später in die Tomate gehen und nicht in irgendwelche wilden Verzweigungen. [Geiztrieb ist geil, 26.05.2011, aufgerufen am 01.09.2020]
In den Gärten des Regierungsviertels wuchern auffällig geil die Brombeeren[…]. [Süddeutsche Zeitung, 30.06.1999]
Das so schlecht ernährte, in das gute Jahr eintretende Vieh findet infolge des reichlichen Regens und der infolge der Trockenheit des Vorjahres im Boden aufgespeicherten und nun löslich gemachten Nährstoffe einen üppigen Wuchs der Gräser vor. Infolge dieses geilen, schnellen Wachstums wird der prozentige Gehalt an dem wichtigsten Nährstoff Stickstoff gewissermaßen verdünnt, ein geringerer, das Futter gehaltloser. [Koeppel, Karl: Die Ursachen der Sandfeldkrankheit (Lamziekte) und die Aussichten ihrer Bekämpfung. Swakopmund 1919]
Wenn feuchte[,] warme Witterung eintritt und die Einsaat früh geschehen ist, der Mist dadurch vor Winter noch in Gährung kommt, so entsteht leicht ein Uebertreiben der Saat, sie wird geil, aber schwächlich, wahrscheinlich mit Hydrogen überfüllt und überreizt. [Thaer, Albrecht: Grundsätze der rationellen Landwirthschaft. Bd. 2. Berlin 1810]
4.
salopp überaus gut, toll, großartig; begeisternd
Beispiele:
Nach dem Spiel durfte er die Meisterschale hochhalten. »Das war ein geiles Gefühl.« [Die Welt, 28.04.2018]
Sein persönlicher Favorit ist ein Brot mit Ahle Worscht, einer Wurstspezialität aus seiner nordhessischen Heimat. Das dauert zweieinhalb Minuten in der Herstellung und schmeckt wahnsinnig geil, findet er. [Rhein-Zeitung, 14.10.2013]
Ich lebe gern hier, weil ich überzeugt bin, dass Thüringen ein geiles Land ist. Es gibt eine phänomenale Natur, aufgeschlossene und anpackende Menschen, ein reiches Kulturangebot … [Süddeutsche Zeitung, 02.07.2021]
Für die Fans ist es großartig. Die haben Hunger, live dabei zu sein, Fußball im Stadion zu sehen, das merkt man auch im Stadion. Das ist einfach geil. [Süddeutsche Zeitung, 15.06.2021]
Wer möchte nicht in ihr leben, der besten aller möglichen Welten? Was mal eine philosophische Frage war, wird heute in fast rührend naiver Weise von den großen Tech‑Konzernen zum Versprechen ihrer Produktwelten gemacht: Kaufe unsere Sachen (oder bezahle sie mit deinen Daten) und alles wird so unendlich viel geiler, als du es auch nur zu träumen wagtest. [Süddeutsche Zeitung, 31.10.2020]
Ex‑Nationalspieler Malik Fathi hat die Fußball‑Mechanismen als »extrem« bezeichnet. »Heute gewinnst du, dann bist du der Geilste. Und wenn du verlierst, bist du eine Flasche, ein Nichts«, sagte der 36‑Jährige […]. [Neue Westfälische, 24.07.2020]
Wenn die Party am geilsten ist, sollte man sie verlassen. […] [Bild, 27.10.2018]
verstärkend Allen rabiaten Ernährungsberaterinnen aus dem Hauptabendprogramm zum Trotz: Natürlich [das Schnitzel] mehlieren – und zwar mit geil (= in begeisternder Weise) ungesundem Weißmehl. [Der Standard, 31.05.2008]
a)
derb
Grammatik: steht einem Ausruf nahe
Phrasem:
geiler Scheiß, geile Scheiße (= etw., das überaus gut, toll ist, das Begeisterung hervorruft)
Beispiele:
»Veganes Essen ist der geilste Scheiß«, sagt er, »gut für dich, gut für das Klima.« [Die Zeit, 20.11.2017]
10,9 Sekunden Nettospielzeit nach dem 4:4 gegen München passte C[…] zu M[…], und der schoss das 5:4 für München. […] »Mit Mannheim habe ich ja schon einiges erlebt«, sagte M[…][,] »das hier war auf jeden Fall abgefahren«. Sein erster Gedanke, im Nachgang zusammengefasst: »Geiler Scheiß.« [Münchner Merkur, 11.04.2016]
Nach zahlreichen Versuchen und wirklich schlechten Windbedingungen gelang es uns dann irgendwann endlich[,] den Drachen mit Schwung in die Luft zu katapultieren. Das Ganze nicht nur ein oder zwei Mal, sondern immer wieder. Geiler Scheiss [sic!], das funktioniert ja tatsächlich. [Kite-A-Pult Drachen-Schleuder, 23.06.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
Es müsste professionelle Skalierer geben, schlägt ein Teilnehmer vor, bei dem die Kreativen ihre Ideen abliefern, wenn sie selber keine Lust mehr drauf haben. Tolle Idee, meint Johannes S[…]: »Da können die kreativen Köpfe richtig coole Sachen machen, richtig geilen Scheiß. Und dann kriegen das Leute beim Company[-]Builder, die Bock drauf haben, die Ideen groß zu machen und zur Marktreife zu entwickeln.« [Groß, größer. Und dann?, 19.03.2020, aufgerufen am 01.09.2020]
Die gefalteten [Teig-]Taschen werden bei mittelhoher Hitze von beiden Seiten goldbraun gebraten und zum Schluss mit flüssiger Butter bestrichen. Sie sind erstaunlich schnell fertig gemacht! Und so wahnsinnig köstlich! Geiler Scheiß! [Türkische Snacks – Zweierlei Gözleme, 27.06.2017, aufgerufen am 01.09.2020]
»[…] Die Firma produziert Backzubehör und Backmischungen in Bio‑Qualität. Ich habe ihre Produkte auch selbst einfach mal ausprobiert und ich muss sagen, das ist echt geiler Scheiß«, meint sie lachend, »Ich bin wirklich von den Produkten überzeugt. […]« [Allgemeine Zeitung, 28.07.2016]
SPIEGEL ONLINE: Ihre Band Bilderbuch wird gerade abgefeiert als Retter der deutschsprachigen Popmusik. [Maurice] Ernst: Der Erfolg bestätigt uns. Wir wussten, dass das wirklich geiler Scheiß ist. Es gab aber kein Kalkül, wir haben gearbeitet, wie wir es seit zehn Jahren tun. [Der Spiegel, 04.03.2015 (online)]
Wir haben’s geschafft! Geile Scheiße, Alter! [Movie 43, 2013, aufgerufen am 31.10.2014]
b)
Phrasem:
wie geil ist das denn (= das ist (überraschend) toll, großartig)
Beispiele:
»Alter, wie geil ist das denn?«, rief er nach dem sechsten Sieg im sechsten Ligaspiel. [Der Tagesspiegel, 01.10.2019]
Beim ersten Mal [auf der Bühne] war ich wie in einer Schockstarre. Aber als ich dann gemerkt habe, dass da 300 oder 400 Leute sind, die das mitsingen, entstand ein Wir‑Gefühl. Ich dachte: Wow, wie geil ist das denn? Ich hatte das Gefühl, dort mit Freunden zu stehen. Das war eine Magie, die ich noch nie erlebt hatte. [Aachener Zeitung, 05.12.2019]
[…] das Serum kannst du nicht nur für deine Klimper‑Wimpern benutzen, sondern es revitalisiert auch das natürliche Wachstum feiner und kraftloser Augenbrauenhärchen. Wie geil ist das denn bitte? [LEIDER VERPASST, 29.11.2019, aufgerufen am 20.08.2020]
Es gibt jetzt einen Lippenstift, der deine Lippen pflegt und […] dabei nach Pizza schmeckt! Wie geil ist das denn?! [Es gibt jetzt einen Pizza-Lippenstift!, 07.11.2016, aufgerufen am 20.08.2020]
Man steht vor einer Achterbahn und sagt: ich [sic!] gehe nie im Leben da rauf, ich werde nur schreien und mich schlecht fühlen. Aber dann geht es los und du merkst: Boah, wie geil ist das denn! [Frankfurter Rundschau, 04.11.2013]
5.
umgangssprachlich, veraltet, noch A von Lebensmitteln, Speisen   sehr fett oder süß (und dadurch schwer verdaulich)
Beispiele:
Das cremige Gemüserisotto war zwar gut, aber etwas zu geil für den zarten Fisch. [Kleine Zeitung, 24.02.2008]
»Ich nehme lieber den Obstkuchen – die Buttercreme‑Torte ist mir zu geil!«, begründet eine alte Dame am Kuchenbuffet ihre Auswahl. Hoppla! Es scheint, die Frau hat sich gehörig bei der Wortwahl vergriffen, denn wer weiß noch, dass dies früher einmal »üppig, übermäßig gehaltvoll« bedeutete? [Neue Westfälische, 03.06.2021]
In einem Interview hat Stefan Dettl (Gründer von LaBrassBanda) verraten, dass ihm Bayrisch‑Creme [sic!] widersteht, sie »is eam z’gei«, also zu üppig, zu fett, den Magen schwer belastend. Bei »gei« handelt es sich um nichts anderes als um das sehr geläufige Adjektiv »geil«, belegt seit dem 8. Jahrhundert. Es bedeutet einerseits: lüstern, sexuell erregt, andererseits aber auch: üppig. […] Selbstverständlich findet sich das Wort in Schmellers Wörterbuch (Band I, Spalte 890 f.), und zwar unter »gail«, wo als Zweitbedeutung »fett« genannt wird. Als Beispielsätze führt Schmeller an: »Das Fleisch is ma z’gáli. Dö Speis is ma z’gahlich.« [Mittelbayerische, 27.07.2018]
Die Creme sollte nicht nur aus geiler Butter bestehen, sondern auch eine leichte Komponente enthalten und somit eine Balance zwischen Kuchen und Deko schaffen[.] [Wedding Cake, 02.10.2015, aufgerufen am 31.08.2020]
»Geil« war für die Großeltern in erster Linie eine Torte mit viel Creme und Schlagobers. [Salzburger Nachrichten, 17.01.2013]
Nach nicht einmal zwei Stunden begann an den Bars und an den Garderoben bereits das große Flirten: auch das, laut Insidern, eines der offenen Geheimnisse, warum das Eisbeinessen im Laufe der Jahre so beliebt werden konnte. Denn »geiles« (altdeutsch für fettes) Essen, Alkohol und Testosteron sind eine explosive Mischung und verwandelt so manchen drögen Schiffsagenten in einen Don Juan. [Hamburger Abendblatt, 05.11.2011]
Die Krönung aber kam in Form einer Gänseleber‑Apfel‑Tarte[…]. In dunkelgoldbraunen Streifen lag der Teig obenauf. Angeschnitten kamen die Apfel‑ und Gansleberscheiben zum Vorschein, die auf der Zunge einen so gewaltigen Eindruck von harmonischem Geschmacksbild hinterließen. Süßlich untermalt vom Apfel, fett und geil die Leber, umhüllt von dem knackig‑knusprigen Pastetenteig. [Der Standard, 06.12.2006]
Ich erinnere mich auch, dass früher Haustorten in Landgasthäusern vorwiegend aus schwerer, fetthaltiger Creme bestanden. Mein Vater sagte dann: »Das ist eine geile Mehlspeise.« Gemeint war, dass sie nicht leicht verdaulich und nur in Verbindung mit einem Stamperl Schnaps zu genießen war. [Kleine Zeitung, 13.08.2006]

letzte Änderung:

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
geil · geilen · aufgeilen · Geilheit
geil Adj. ‘lüstern, geschlechtlich erregt’, in heutiger Jugendsprache ‘schön, großartig, toll’, ahd. geil ‘übermütig, überheblich, erhoben’ (8. Jh.), mhd. mnd. geil(e) ‘von wilder Kraft, mutwillig, üppig, lustig, begierig’, asächs. gēl ‘fröhlich, übermütig’, mnl. gheil, gheel ‘fröhlich, üppig, lüstern’, nl. geil ‘wollüstig’, aengl. gāl ‘lustig, lüstern, stolz’ (germ. *gaila- ‘fröhlich, lüstern’) und (mit Suffix erweitert) anord. geiligr ‘schön’ gehören vielleicht wie ablautendes mnl. ghīlen, nl. (älter) gijlen ‘gären, schäumen’, anord. gilker ‘Gärbottich’ mit lit. gailùs ‘scharf, beißend, bitter, kläglich’ und aslaw. ẓělo, russ. zeló (зело) ‘sehr’ zu ie. *ghoilos ‘aufschäumend, heftig, übermütig, ausgelassen, lustig’. Der alte Sinn ‘übermütig, froh’ ist noch im 19. Jh. bezeugt; die heute vorherrschende Bedeutung entwickelt sich im Gegensatz zu keusch (s. d.) deutlich seit dem 15. Jh.; vgl. ahd. geilī(n) ‘Hochmut, Überheblichkeit’ (8. Jh.), vereinzelt auch ‘Begierde, Fleischeslust’ (11. Jh.), mhd. geil(e) ‘Üppigkeit, Fröhlichkeit’, auch ‘Hoden’. geil ‘fruchtbar, üppig wachsend, wuchernd’ von Tieren und Pflanzen (15. Jh.) ist vom 19. Jh. an selten. Vom Adjektiv abgeleitet geilen Vb. ‘geil sein, nach etw. gierig sein’ (seit dem 16. Jh. geläufig), daneben jedoch in der alten Bedeutung ‘lustig, übermütig sein’ (gelegentlich bis ins 18. Jh.), entsprechend ahd. geilēn ‘stark, übermütig werden’ (8. Jh.), mhd. geilen ‘übermütig, ausgelassen sein, froh werden’, auch ‘froh machen’, vgl. got. gailjan ‘erfreuen’. aufgeilen Vb. reflexiv ‘sich sexuell erregen’ (20. Jh.). Geilheit f. ‘Zustand sexueller Erregung’, mhd. geilheit ‘Übermut, fröhliche Tapferkeit’.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

erregt · in Hitze · lüstern · wollüstig  ●  fickerig vulg. · fickrig vulg. · geil ugs. · heiß ugs. · rallig ugs. · rattig ugs. · rollig ugs. · scharf ugs. · spitz derb · spitz wie Nachbars Lumpi ugs. · von sexueller Begierde erfüllt geh.
Assoziationen

chic · elegant · fesch · flott · kleidsam · modisch · schick · schmissig · schmuck · schnittig  ●  frech fig. · cool ugs., engl. · geil ugs. · schnatz ugs., regional · schnieke ugs., berlinerisch · stylish fachspr., werbesprachlich · todchic ugs., Verstärkung · todschick ugs., Verstärkung · très chic geh., franz.
Assoziationen

fantastisch · großartig · phantastisch · toll  ●  1A ugs. · Sahne ugs. · allererste Sahne ugs. · astrein ugs. · bombastisch ugs. · bombig ugs. · cool ugs., engl. · der Hit ugs. · doll ugs. · dufte ugs. · eine Wucht ugs., veraltet · erste Sahne ugs. · geil ugs. · genial ugs. · hasenrein ugs. · klasse ugs. · knorke ugs., berlinerisch, veraltet · leinwand ugs., österr. · leiwand ugs., österr. · nicht schlecht ugs. · phatt ugs., Jargon · prima ugs. · sauber ugs. · spitze ugs. · stark ugs. · super ugs. · supi ugs. · tipptopp ugs. · tofte ugs. · töfte ugs., ruhrdt. · zum Reinlegen ugs.
Assoziationen

(inständig) verlangen (nach) · (jemandem) steht der Sinn (nach) · (sehr) verlangen nach · (sich) sehnen (nach) · ...närrisch · Lust haben (auf) · aus sein (auf) · begehren · begehrlich (nach) · begierig (auf / nach) · brennen (auf) · fiebern nach · gieren (nach) · herbeisehnen · herbeiwünschen · kaum erwarten können · nicht warten können (auf) · schmachten (nach) · sehnlichst begehren · sehnlichst vermissen · spitzen (auf) · süchtig (nach) · unbedingt haben wollen · vergehen (nach) · verrückt (nach) · versessen (auf) · vor Lust (auf etwas) vergehen · vor Verlangen (nach etwas) vergehen  ●  hinter etwas her (sein) wie der Teufel hinter der armen Seele sprichwörtlich · hungern (nach) fig. · (einen) Gieper haben (auf) ugs. · (einen) Jieper haben (auf) ugs., norddeutsch · (etwas) ersehnen geh. · (ganz) wild (auf) ugs. · (jemandem) (das) Wasser im Mund zusammenlaufen (beim Gedanken an) ugs. · (jemanden) gelüsten (nach) geh. · (sehr) her (sein hinter) ugs. · begehren (nach) geh. · dürsten (nach) geh., poetisch, fig. · erpicht (auf) geh., veraltend · geil (auf) ugs. · giepern (nach) ugs., regional · heiß (auf) ugs. · jiepern (nach) ugs., regional · lange Zähne kriegen ugs., selten · lechzen (nach) geh. · scharf (auf) ugs. · sich alle zehn Finger lecken (nach) ugs., fig. · sich die Finger lecken (nach) ugs., fig. · sich verzehren (nach) geh. · spitz sein (auf) ugs. · verrückt (auf) ugs. · verschmachten (nach) geh.
Oberbegriffe
Assoziationen

Assoziationen

(ein) Traum · atemberaubend · atemraubend · ausgezeichnet · brillant · einzigartig · erstklassig · exzellent · fabelhaft · fantastisch · fulminant · ganz große Klasse · genial · glänzend · grandios · großartig · herausragend · hervorragend · himmlisch · hinreißend · phantastisch · phänomenal · sagenhaft · sensationell · traumhaft · umwerfend · unglaublich · unübertrefflich · wunderbar · wundervoll · überwältigend  ●  (aller)erste Sahne ugs. · (das) fetzt ugs. · (das) rockt ugs. · (der) Hammer! ugs., jugendsprachlich · (die) Wucht in Tüten ugs., veraltend, Redensart · (eine) Offenbarung geh. · Spitze ugs. · absolut irre ugs. · absolut super ugs. · absoluter Wahnsinn ugs. · affengeil ugs. · begnadet geh. · berückend geh. · bestens ugs. · bäumig ugs., veraltet, schweiz. · du kriegst die Motten! (Ausruf) ugs. · ganz großes Kino ugs., fig. · geil ugs., jugendsprachlich · hammergeil ugs., jugendsprachlich · himmelsgleich geh. · klasse ugs. · magnifik geh., veraltet · megacool ugs. · nicht zu fassen ugs. · nicht zu toppen ugs. · rattenscharf ugs. · saugeil ugs., jugendsprachlich · super ugs. · superb geh. · süperb geh. · toll ugs. · top ugs. · urst (ostdeutsch-jugendsprachlich) ugs. · vom Feinsten ugs. · wumbaba ugs., Neologismus, ironisch · zum Niederknien geh. · zum Sterben schön geh. · überragend geh.
Assoziationen

(die) Blicke auf sich ziehen(d) · (die) Hormone in Wallung bringen(d) · (ihre) weiblichen Reize zur Geltung bringen(d) · (sexuell) attraktiv · (sexuell) reizend · Fantasien auslösen(d) · Lust machen(d) · Männerherzen höher schlagen lassen(d) · Phantasien auslösen(d) · atemberaubend · atemraubend · aufregend · aufreizend · erotisch · erotisierend · erregend · knackig · reizvoll · sinnlich · stimulierend · verführerisch · wohlgeformt · wohlgestaltet · wohlproportioniert · zum Anbeißen  ●  sexy engl. · (die) Hormone ankurbeln(d) ugs. · aphrodisierend geh. · betörend geh. · geil ugs. · heiß ugs. · knusprig ugs., fig. · kurvig ugs. · lasziv geh. · lecker ugs., fig. · mit heißen Kurven ugs. · rassig ugs., veraltet · scharf ugs. · von ansprechender Körperlichkeit geh.
Assoziationen

Pep haben(d) · flott · mit Pep · scharf  ●  fetzig ugs., jugendsprachlich · geil ugs., jugendsprachlich · peppig ugs.

...lüstern  ●  ...gierig (nach etwas) abwertend · ...hungrig (nach etwas) fig. · ...geil (auf etwas) ugs., abwertend · heiß (auf etwas) ugs.
Assoziationen

Spitze! · großartig! · super! · toll!  ●  astrein! ugs., veraltend · geil! ugs., jugendsprachlich · knorke! ugs., veraltet, berlinerisch · tofte! ugs., veraltend · yeah! ugs., engl., Jargon
Assoziationen
  • ist ja super! ugs., ironisch · na großartig! ugs., ironisch · na super! ugs., ironisch · na toll! ugs., ironisch
  • ja genau! · ja!  ●  jau! ugs., ruhrdt. · yeah! ugs., engl.

Typische Verbindungen zu ›geil‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›geil‹.

Zitationshilfe
„geil“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/geil>.

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