gemein
Grammatik Adjektiv
Aussprache [gəˈmaɪ̯n]
Worttrennung ge-mein
Wortbildung
mit ›gemein‹ als Erstglied:
Gemeinbesitz
· Gemeineigentum · Gemeingebrauch · Gemeingeist · Gemeingut · Gemeinheit · Gemeininteresse · Gemeinjahr · Gemeinkosten · Gemeinnutz · Gemeinplatz · Gemeinschaft · Gemeinschuldner · Gemeinsinn · Gemeinsprache · Gemeinspruch · Gemeinwerk · Gemeinwesen · Gemeinwille · Gemeinwillen · Gemeinwirtschaft · Gemeinwohl · Gemeinwortschatz · gemeindeutsch · gemeinfasslich · gemeinfrei · gemeingefährlich · gemeingültig · gemeinhin · gemeinrechtlich · gemeinsam · gemeinverständlich · gemeinwirtschaftlich
· mit ›gemein‹ als Letztglied: allgemein · handgemein · hundsgemein · insgemein · ungemein
· mit ›gemein‹ als Grundform: Gemeine2
· mit ›gemein‹ als Letztglied: allgemein · handgemein · hundsgemein · insgemein · ungemein
· mit ›gemein‹ als Grundform: Gemeine2
Bedeutungsübersicht
- 1. [abwertend] niederträchtig und übelwollend den Mitmenschen gegenüber
- [salopp, übertrieben] sehr
- 2. [abwertend] unfein und unanständig, ordinär
- 3. gemeinsam
- a) ⟨etw. mit etw., jmdm. gemein haben⟩
- b) ⟨sich mit jmdm. gemein machen⟩ sich mit jmdm., der sozial oder moralisch tiefer steht, anfreunden, verbrüdern
- c) [veraltet] ⟨mit jmdm. gemeine Sache machen⟩ sich mit jmdm. zusammentun
- 4. allgemein
- a) [Biologie] bezeichnet die jeweils verbreitetste Art
- b) [veraltend] ...
- c) [veraltend] häufig
- 5. [veraltend] einfach, sich nicht über den Durchschnitt erhebend
eWDG
Bedeutungen
1.
abwertend niederträchtig und übelwollend den Mitmenschen gegenüber
Beispiele:
eine gemeine Tat, Handlungsweise, Gesinnung
er ist ein gemeiner Mensch, Verbrecher, Schuft
umgangssprachlicher ist ein gemeiner Kerl
sich (jmdm. gegenüber) gemein benehmen
an jmdm. gemein handeln
jmdn. gemein behandeln
du bist gemein!
das ist gemein (von dir)!
sei nicht so gemein zu ihm
salopp, übertrieben sehr
Grammatik: adverbiell
Beispiele:
das tut gemein weh
er hat sich ganz gemein verbrannt
2.
abwertend unfein und unanständig, ordinär
Beispiele:
ein gemeiner Ausdruck
gemeine Witze, Redensarten
jmdn. mit gemeinen Worten beschimpfen
alles, etw. ins Gemeine (herab)ziehen
grob und widerwärtig
Beispiel:
gemeine Gesichtszüge, einen gemeinen Gesichtsausdruck haben
frech, unverschämt
Beispiel:
eine gemeine Lüge
3.
gemeinsam
a)
⟨etw. mit etw., jmdm. gemein haben⟩
Beispiele:
diese Eigenschaft haben sie, die beiden, Vater und Sohn (miteinander) gemein
die Neubearbeitung des Stückes hat nichts mehr mit der alten Fassung gemein
nichts mit jmdm. gemein (= zu tun) haben wollen
b)
⟨sich mit jmdm. gemein machen⟩sich mit jmdm., der sozial oder moralisch tiefer steht, anfreunden, verbrüdern
c)
veraltet ⟨mit jmdm. gemeine Sache machen⟩sich mit jmdm. zusammentun
4.
allgemein
a)
Biologie bezeichnet die jeweils verbreitetste Art
Beispiele:
der Gemeine Löwenzahn
die Gemeine Stubenfliege
b)
c)
veraltend häufig
Beispiele:
üblich
Beispiele:
Juradas gemeine (= allgemein geltende) Recht
Wirtschaftder gemeine Wert (= Wert, bei dem keine besonderen Umstände berücksichtigt werden, Liebhaberwert)
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
gemein · Gemeine · Gemeinde · Gemeinheit · gemeinsam · Gemeinsamkeit · Gemeinschaft · gemeinschaftlich · gemeinnützig · Gemeinplatz · Gemeinsprache · Gemeinwohl
gemein Adj. ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, gewöhnlich, niedrig gesinnt, niederträchtig, unfein, unanständig’. Das germ. Adjektiv ahd. gimeini ‘zuteil geworden, bestimmt, gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, übereinstimmend, zugleich’ (8. Jh.), mhd. gemein(e) ‘zusammengehörig, gemeinschaftlich, allgemein, vertraut, bekannt, für alle eingerichtet, gewöhnlich, zur Masse gehörig, niedrig’, asächs. gimēni, mnd. gemēne, mnl. ghemēne, ghemeen, ghemein(e), nl. gemeen, auch ‘niedrig, niederträchtig’, afries. (ge)mēne ‘gemeinschaftlich’, aengl. gemǣne ‘allgemein, gemeinsam, gewöhnlich, niedrig’, engl. mean ‘gemein, gering, niedrig, schlecht’, got. gamains ‘gemeinsam, unheilig’ (germ. *ga-maini-) gehört wie lat. commūnis ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein, gewöhnlich’ (s. Kommune, Kommunismus) als Präfixbildung zu den unter Meineid (s. d.) aufgeführten Substantiven mit n-Suffix und einer Grundbedeutung ‘Wechsel, Tausch’. gemein bedeutet danach ursprünglich ‘mehreren abwechselnd zukommend’, dann ‘mehreren in gleicher Art gehörig’, woraus sich ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein’ entwickelt. Was mehreren oder vielen ‘gemeinsam’ ist, kann nicht ‘wertvoll’ oder ‘edel’ sein; gemein wird daher vom 15. Jh. an ‘einfach, gewöhnlich’ (der gemeine Mann, das gemeine Volk, der gemeine Soldat), im 19. Jh. auch verächtlich ‘niederträchtig, unanständig’ (gemeiner Schuft, Kerl). – Gemeine f. ‘Gemeinschaft, Gemeinde’, ahd. gimeinī (9. Jh.), mhd. gemeine, mnd. gemeine, gemēne, got. gamainei ‘Gemeinschaft’, abgeleitet von dem oben dargestellten Adjektiv. Im 19. Jh. weitgehend von Gemeinde abgelöst. Gemeinde f. ‘untere staatliche oder kirchliche Verwaltungseinheit und deren Bewohner bzw. Mitglieder, durch gleiche geistige oder religiöse Interessen verbundene Gemeinschaft, Gruppe von Menschen’, ahd. gimeinida ‘Gemeinde, Gemeinschaft’ (8. Jh.), mhd. gemeinde ‘Anteil, Gemeinschaft, gemeinschaftlicher Besitz, Menschen, mit denen man gemeinsam lebt, versammelte Menge’, asächs. gimēniða, mnd. gemēnde, mnl. ghemeente, ghemeinte, nl. gemeente, Ableitung mit dem Abstraktsuffix germ. -iþō, -iðō vom oben genannten Adjektiv. Gemeinheit f. ‘Niedertracht, Schlechtigkeit’ (Anfang 19. Jh.), mhd. gemeinheit ‘Gemeinschaft, der Gemeinde gehörender Grund und Boden’ (14. Jh.), im Sinne von ‘Gemeindegrund’ noch im 19. Jh., von ‘Gemeinschaft’ noch Anfang 20. Jh. Zum Ableitungssuffix s. -heit. gemeinsam Adj. ‘mehreren zugleich gehörend, für mehrere in gleicher Weise geltend, gemeinschaftlich, zusammen, miteinander’, ahd. gimeinsam (9. Jh.), mhd. gemeinsam; zum Ableitungssuffix s. -sam. Gemeinsamkeit f. ‘zusammengehörende Gruppe, Gemeinschaft, Zusammengehörigkeit’ (15. Jh.). Voraus gehen ahd. gimeinsamī ‘Gemeinschaft’ (um 800), mhd. gemeinsame, gemeinsamede. Gemeinschaft f. ‘sich durch etw. Gemeinsames verbunden fühlende Gruppe von Menschen, Zusammensein, Verbindung’, ahd. gimeinscaf (8. Jh.), mhd. gemeinschaft. gemeinschaftlich Adj. ‘eine Gemeinschaft betreffend, zu einer Gemeinschaft gehörig, gemeinsam, zusammen, miteinander’ (17. Jh.). gemeinnützig Adj. ‘dem Nutzen aller, der Allgemeinheit dienend’ (16. Jh.), ausgehend von mhd. der gemein nutz (14. Jh.). Gemeinplatz m. ‘allgemein bekannte, nichtssagende Redensart, Binsenweisheit’, von Wieland (1770) offensichtlich unter Einfluß von engl. commonplace gebildet und sich gegenüber Gemeinort, Gemeinsatz, Gemeinspruch durchsetzend als Übersetzung von lat. locus commūnis. Gemeinsprache f. ‘von einem Volk gemeinsam gesprochene, ihm gemeinsam zukommende Sprache’ (Campe 1807); vgl. gemeine teutsche Sprache (Luther). Gemeinwohl n. ‘Wohl aller, Nutzen für die Allgemeinheit’ (Ende 18. Jh.), wohl nach engl. commonweal für den älteren im Dt. üblichen Ausdruck das gemeine Gut; vgl. Gemeinwert (Herder 1780) für engl. commonwealth (ursprünglich gleichbed. mit commonweal).
Thesaurus
Assoziationen |
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Synonymgruppe
boshaft ·
bösartig ·
böse ·
fies ·
garstig ·
gehässig ·
gemein ·
hinterfotzig ·
hundsgemein ·
niederträchtig ·
perfid ·
perfide ·
ruchlos ·
schuftig ·
schurkisch ·
schäbig ·
schändlich ·
verabscheuenswert ·
verabscheuungswürdig ·
übel ●
hundig österr. ·
verrucht veraltend ·
infam geh. ·
mies ugs. ·
schofel ugs. ·
über Leichen gehend ugs.
Assoziationen |
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Synonymgruppe
boshaft ·
gemein ·
untergriffig
Synonymgruppe
Assoziationen |
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Synonymgruppe
Assoziationen |
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Synonymgruppe
08/15 ·
Allerwelts... ·
Alltags... ·
Durchschnitt ·
Mittelmaß ·
Null Acht Fünfzehn ·
Standard ·
allgemein ·
alltäglich ·
banal ·
billig ·
durchschnittlich ·
einfach ·
gemein ·
gewöhnlich ·
gibt's im Überfluss ·
mittelmäßig ·
nichts Besonderes ·
normal ·
nullachtfünfzehn ·
ordinär ·
profan ·
schlicht ·
schnöde ·
seriell ·
überall vorhanden ●
Dutzendware abwertend, fig. ·
Hausmannskost fig. ·
handelsüblich fig. ·
von der Stange fig. ·
Plain Vanilla fachspr., Jargon ·
mittelprächtig ugs. ·
stinknormal ugs.
Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›gemein‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›gemein‹.
Verwendungsbeispiele für ›gemein‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Sicherlich hat sie noch viel anderes mit ihr gemein, zu viel.
[Feuchtwanger, Lion: Erfolg. In: ders., Gesammelte Werke in Einzelbänden, Bd. 6, Berlin: Aufbau-Verl. 1993 [1930], S. 427]
Er findet die Geschichte zu gemein, ich finde sie bloß ulkig.
[Mann, Heinrich: Der Untertan, Gütersloh: Bertelsmann 1990 [1918], S. 284]
Was soll der Tod mit der »konkreten Situation« des Handelns gemein haben?
[Heidegger, Martin: Sein und Zeit, Tübingen: Niemeyer 1986 [1927], S. 293]
Mit der Lehre des alten B. hat sie nichts mehr gemein.
[Edsman, C.-M.: Buddhismus. In: Die Religion in Geschichte und Gegenwart, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1957], S. 8660]
Mit den von Ihnen angesprochenen Intentionen haben diese Überlegungen nichts gemein.
[konkret, 1999]
Zitationshilfe
„gemein“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/gemein>.
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