Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

geraten

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GrammatikVerb · gerät, geriet, ist geraten
Aussprache 
Worttrennung ge-ra-ten
Wortbildung  mit ›geraten‹ als Erstglied: Geratewohl  ·  mit ›geraten‹ als Letztglied: abgeraten · abhandengeraten · aneinandergeraten · auseinandergeraten · danebengeraten · dazwischengeraten · durcheinandergeraten · hineingeraten · hingeraten · nachgeraten · wohl geraten · wohlgeraten · zusammengeraten
eWDG

Bedeutungen

1.
gelingen
Beispiele:
der Braten, Kuchen ist (mir) heute nicht geraten
nach diesem Rezept gerät der Kuchen immer
das ist mir ausgezeichnet, gut, nach Wunsch, schlecht geraten
umgangssprachlich, scherzhaftdas Kleid, der Rock ist zu kurz geraten (= zu kurz gemacht worden)
sich entwickeln
Beispiele:
seine Kinder geraten gut
alles gerät (ihm) zum Guten, zum besten
gedeihen
Beispiel:
das Korn, der Wein ist dieses Jahr gut geraten
2.
nach jmdm. geraten (= jmdm. ähnlich werden)
Beispiel:
das Kind gerät nach dem Vater, der Mutter
3.
unbeabsichtigt irgendwohin gelangen, kommen
a)
Beispiele:
in ein abgelegenes Dorf, in eine unwegsame Gegend geraten
wohin sind wir geraten?
das Schiff ist auf Grund geraten
in einen Schneesturm geraten
bildlich
Beispiele:
er ist auf Abwege geraten
er ist auf die schiefe Bahn geraten
er ist in schlechte Gesellschaft geraten
umgangssprachlichetw. gerät jmdm. in die Finger, Hände
in unrechte Hände geraten
saloppan die falsche, unrechte Adresse geraten
saloppwie bist du denn an den geraten?
umgangssprachlichan den Unrechten geraten
umgangssprachlichDu kannst froh sein, Lutz, daß du an mich geraten bist [ DürrenmattRichter64]
b)
übertragen in eine unangenehme Lage kommen
Beispiele:
in eine gefährliche Situation, in Gefahr geraten
in Not, Bedrängnis, Schwierigkeiten, Schulden geraten
umgangssprachlichin ein schönes Dilemma, in die Klemme geraten
saloppin (des) Teufels Küche geraten
in einen Zwiespalt geraten
umgangssprachlichzwischen zwei Feuer, Stühle geraten
umgangssprachlicher ist ins Hintertreffen geraten
umgangssprachlichunters Fußvolk geraten
in Misskredit, Verruf, Verdacht geraten
der Vorschlag ist in Vergessenheit geraten
in Versuchung geraten, etw. zu tun
verhüllendmit dem Gesetz in Konflikt geraten (= gegen das Gesetz verstoßen)
papierdeutschin Verzug geraten (= Rückstände haben)
papierdeutschin Verlust geraten (= verlorengehen)
c)
in eine andere Stimmung kommen
Beispiele:
in Erregung, Ärger, Wut, Zorn, Empörung, Aufregung, Verwirrung, Angst, Eifer, Ekstase geraten
umgangssprachlichin Harnisch geraten
er ist ganz aus seinem (inneren) Gleichgewicht geraten
aus der, außer Fassung, außer sich, außer Rand und Band geraten
umgangssprachlichaus dem Häuschen geraten
d)
drückt einen Beginn aus; in abgeschwächter Bedeutung
Beispiele:
die Ordnung gerät aus den Fugen
das Volk geriet in Aufruhr
sie sind in Streit geraten
umgangssprachlichsie sind sich in die Haare geraten
die Dinge geraten in Fluss, Bewegung
die Verhandlungen sind ins Stocken geraten
das Haus ist in Brand geraten
sein Entschluss geriet ins Wanken
ich bin in Zweifel geraten, ob das stimmt
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
geraten · Geratewohl · entraten
geraten Vb. ‘gelingen, gedeihen, sich entwickeln’ und ‘(an einen Ort) gelangen, (in eine Situation, einen bestimmten Zustand) kommen’, ahd. girātan ‘beraten, beschließen’ (um 800), mhd. gerāten ‘raten, anordnen, gelingen, gedeihen, wohin gelangen, anfangen, entbehren’, asächs. girādan ‘verschaffen, ausführen, bewirken’, mnd. gerāden ‘zu etw. kommen, wohin geraten, anraten, gedeihen’, got. garēdan ‘Vorsorge treffen’. Die Präfixbildung, zunächst nur nachdrücklichere Variante des unter raten (s. d.) behandelten Verbs, zeigt seit dem Mhd. und Mnd. die heutigen Verwendungsweisen, die sich vielleicht an die für mhd. gerāten vereinzelt bezeugte Bedeutung ‘treffen’ (vgl. mhd. rāten ‘erraten, das Richtige treffen’) anschließen lassen. Im Sinne von ‘entbehren’ (mhd. und frühnhd. geläufig, nach mhd. rāt ‘Entbehrung, Verzicht’, s. Rat) tritt geraten im 17. Jh. literatursprachlich hinter (jetzt ebenfalls unüblichem) entraten zurück. Substantivierung einer imperativischen Wunschformel (vgl. mhd. wol gerāten ‘gut gedeihen’) ist Geratewohl n. (älter auch m.), nur noch lebendig in der Wendung aufs Geratewohl ‘auf gut Glück’ (16. Jh., daneben auf ein Geratewohl bis ins 18. Jh., auf Geratewohl bis ins 19. Jh.). entraten Vb. ‘entbehren, ohne etw. auskommen’, mhd. entrāten.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(dringend) zu empfehlen · am Platz · angebracht · angezeigt · empfiehlt sich · geraten · ratsam · sehr zu empfehlen · zu raten  ●  tunlich veraltend
Assoziationen

Assoziationen

(jemandem) ähneln (in) · (nach jemandem) geraten · (nach jemandem) schlagen  ●  (etwas) von jemandem haben ugs. · (ganz) nach jemandem kommen ugs. · (jemandem) nacharten geh. · (jemandem) nachgeraten geh. · (jemandem) nachschlagen geh. · (nach jemandem) arten geh. · Der Apfel fällt nicht weit vom Birnbaum. ugs., ironisch · Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. ugs., Sprichwort · Wie der Vater, so der Sohn. ugs., Sprichwort · ganz der Papa ugs. · ganz der Vater (sein) ugs. · ganz die Mama ugs. · ganz die Mutter (sein) ugs. · viel von jemandem haben ugs.
Assoziationen
  • fortfahren · fortführen · fortsetzen · in jemandes Fußstapfen treten · kontinuieren · weiterführen · weitermachen
  • (jemandem) sehr ähnlich sehen · (jemandem) täuschend ähnlich sehen · (jemandem) wie aus dem Gesicht geschnitten sein · (praktisch jemandes) Doppelgänger (sein) · (sich) gleichen wie ein Ei dem anderen · (sich) sehr (stark) ähneln · (sich) täuschend ähnlich sehen · (sich) zum Verwechseln ähneln · (sich) zum Verwechseln ähnlich sehen · (sich) ähneln wie ein Ei dem anderen · (sich) ähneln wie eineiige Zwillinge · kaum zu unterscheiden sein · sehr ähneln · sehr ähnlich sein
  • Menschenschlag · Schlag (von) Menschen · Sorte Mensch · Typ  ●  aus ... Holz geschnitzt variabel, Redensart, fig. · Schlag ugs.
  • (bei jemandem) an jemanden (anderen) denken müssen · (jemanden) an jemanden erinnern

(irgendwohin) befördert werden · (irgendwohin) gelangen · (irgendwohin) geraten · (irgendwohin) gesteckt werden · (irgendwohin) geworfen werden · (irgendwohin) kommen · (irgendwohin) sortiert werden  ●  (irgendwo) landen ugs. · (irgendwohin) wandern ugs.
Assoziationen

(sich) entwickeln (zu) · (sich) gestalten (zu) · aus (A) wird (B) · geraten (zu) · werden (zu)
Oberbegriffe
Unterbegriffe
  • wurde  ●  ward geh., literarisch
Assoziationen
  • heranreifen · sich gut entwickeln · sich verbessern  ●  sich gut machen ugs. · sich machen ugs. · sich mausern (zu) ugs., fig.

(irgendwo) landen (unerklärlicherweise) · (irgendwohin) geraten  ●  (sich irgendwohin) verirren fig.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›geraten‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›geraten‹.

Verwendungsbeispiel für ›geraten‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Für mich rührt ein Teil unserer aus den Fugen geratenen Politik auch daher, daß bestimmte menschliche Formen nicht eingehalten werden. [Der Spiegel, 07.03.1988]
Aber das in die Defensive geratene Frankreich hat keine Alternativen zu bieten. [Die Zeit, 11.12.1987, Nr. 51]
Die aus den Fugen geratene Welt jedoch renkt es nicht wieder ein. [Die Zeit, 17.10.1980, Nr. 43]
Ziemlich schnell geriet ich in den Bann der deutschen Literatur, der deutschen Musik. [Reich-Ranicki, Marcel: Mein Leben, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1999, S. 25]
War ihm vielleicht die deutsche Mission auch für seinen Geschmack zu grandios geraten? [Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller, München Wien: Carl Hanser 2004, S. 617]
Zitationshilfe
„geraten“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/geraten>.

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