spöttisch etw. aus Gnade tun, sich gnädig zu etw. herbeilassen
geruhen
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
geruhen Vb. ‘sich (gnädig) herbeilassen, belieben, etw. zu tun’, mhd. geruochen ‘seinen Sinn auf etw. richten, Rücksicht nehmen auf, belieben, gewähren, wünschen, begehren’, mnd. gerōken sind durch Präfix verstärkte Bildungen zu dem in ahd. ruohhen ‘Rücksicht nehmen, besorgt, bedacht sein’ (um 800), mhd. ruochen, asächs. rōkian, mnd. rōken, mnl. roeken, aengl. rēcan, engl. to reck ‘sich kümmern um, beachten’, anord. rœkja belegten Simplex, das zu Substantivbildungen wie ahd. ruohha f. ‘Fürsorge, Bemühung’ (8. Jh.), ruoh ‘Bedenken, Beachtung’ (9. Jh.), mhd. ruoche f., ruoch m. ‘Acht, Bedacht, Sorge’, mnd. rōke gehört. Sie folgen mit verwandtem griech. arōgḗ (ἀρωγή) ‘Hilfe, Schutz’ der ō-Stufe der unter recht (s. d.) angeführten Wurzel ie. *reg̑- ‘gerade, geraderichten, lenken, recken, strecken, aufrichten’ bei einer Bedeutungsentwicklung von ‘aufrichten’ zu ‘helfen’. Zur gleichen Wurzel gehören auch recken, reich, richten (s. d.). Im Frühnhd. gerät mhd. (ge)ruochen unter den lautlichen Einfluß von ruhen, woraus sich die heutige Form erklärt. Der alte Lautstand ist erhalten in ruchlos und verrucht (s. d.).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
(die) Güte haben (und / zu) ·
(sich) bereitfinden ·
(sich) erbarmen (und / zu) ·
(sich) herablassen ·
(sich) herbeilassen ·
die Freundlichkeit besitzen (und / zu) ·
freundlicherweise (tun) ·
netterweise (tun) ·
so freundlich sein (und / zu) ·
so freundlich sein (zu) ·
so gnädig sein (zu) ·
so lieb sein (und) ·
so nett sein (zu) ●
geruhen veraltet ·
(sich) bemüßigt fühlen geh. ·
(sich) bemüßigt sehen geh. ·
belieben zu geh., veraltet
Assoziationen |
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Typische Verbindungen zu ›geruhen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›geruhen‹.
Verwendungsbeispiele für ›geruhen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Nur weil es im Moment so schauerlich pladdert, geruht er ein Nickerchen bei mir zu machen.
[Noll, Ingrid: Ladylike, Zürich: Diogenes 2006, S. 206]
Bonaparte hat geruht, Würde und Titel eines Imperators zu akzeptieren.
[Seidel, Ina: Das Wunschkind, Frankfurt a. M. u. a.: Ullstein 1987 [1930], S. 909]
Das Schweigen wurde vom Bürgermeister mit der Frage unterbrochen, ob Exzellenz nicht geruhen wolle, das Mittagessen in seinem Haus zu nehmen.
[Wassermann, Jakob: Caspar Hauser, Berlin: Aufbau-Verl. 1987 [1908], S. 29]
Draußen prallte er auf Robert, den Diener, der wartete, bis man geruhen würde, ihm und der Zofe zu rufen.
[Niebelschütz, Wolf von: Der blaue Kammerherr, Stuttgart u. a.: Dt. Bücherbund [1991] [1949], S. 314]
Wir warten nicht mehr, bis jemand geruht, uns gnädig zu bedienen.
[Süddeutsche Zeitung, 02.09.2000]
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