Gift
n.
‘Stoff, der an oder in einem lebenden Organismus schädliche Wirkungen, Krankheiten oder Tod hervorruft’,
ahd.
(9. Jh.),
mhd.
mnd.
gift
f.
‘das Geben, Gabe, Geschenk, Gift’,
mnl.
ghifte,
ghichte,
nl.
gift
f.
‘Gabe, Gift’,
aengl.
gift,
gyft
f. n.
‘Gabe, Belohnung, Brautpreis’,
Plur.
‘Hochzeit’,
anord.
gipt,
gift
f.
‘Gabe, Glück, Vermählung (der Frau)’,
got.
fragifts
f.
‘Verleihung’,
Plur.
‘Verlobung’,
ist eine
germ. Abstraktbildung
(
*gefti-)
mit
t-Suffix
(und dadurch bedingtem Wandel von
b
zu
f)
zu dem unter
geben
(s. d.)
behandelten Verb.
Die ursprüngliche Bedeutung
‘Gabe, Geschenk, Schenkung’
(
die Gift
noch bei
Goethe)
ist heute geschwunden
und hat sich nur in der Zusammensetzung
Mitgift
f.
‘Heiratsgut der Braut, Aussteuer’,
frühnhd.
mitegift
(15. Jh.),
mnd.
medegift
(13. Jh.),
eigentlich
‘das Mitgegebene’,
erhalten.
Der Bedeutungswandel von
‘Gabe’
zu
‘tödliche Gabe, Gift’,
euphemistisch zuerst im
Ahd. bei
Notker,
steht später unter dem Einfluß von
griech.-spätlat.
dosis,
das
‘Geschenk, Gabe, bestimmte Menge Arznei’
bedeutet
(s.
Dosis),
aber auch als verhüllender Ausdruck für
‘Gift’
verwendet wird.
Gift
behält das ursprünglich fem. Genus
in beiden Bedeutungen vorerst bei,
wird dann als
‘schädlicher Stoff’
zuerst Mask.
(Anfang 15. Jh.),
später Neutr.
(Mitte 16. Jh.),
das sich im 18. Jh. durchsetzt
und
Gift
f.
‘Gabe’
verdrängt.
–
giften
Vb.
(auch reflexiv)
‘ärgern, erzürnen’
(15. Jh.),
an den bildlichen Gebrauch von
Gift
‘Arglist, Bosheit, Ärger, Wut, Zorn’
anknüpfend;
vgl.
mhd.
giften
‘geben, schenken, vergiften’,
ahd.
giften
‘ausliefern, aussetzen’
(10. Jh.).
vergiften
Vb.
‘mit Gift durchsetzen, durch Gift schädigen, mit Gift töten’,
ahd.
firgiften
‘verkaufen, übergeben, zuerkennen’
(10. Jh.),
mhd.
vergiften,
vergiftigen
‘schenken, vermachen, vergiften’.
giftig
Adj.
‘Gift enthaltend, boshaft, gehässig’,
mhd.
giftec.
Giftmischer
m.
‘wer in verbrecherischer Absicht Gift bereitet’
(1. Hälfte 16. Jh.),
scherzhaft
‘wer beruflich mit Gift zu tun hat’,
vor allem für den
‘Apotheker’,
zuweilen auch den
‘Arzt’
(2. Hälfte 18. Jh.),
neuerdings auch für den
‘Barmixer’.