grätschen
GrammatikVerb · grätscht, grätschte, hat/ist gegrätscht
Aussprache [ˈgʀɛːʧn̩]
Worttrennung grät-schen
Wortbildung
mit ›grätschen‹ als Letztglied:
abgrätschen
· aufgrätschen · ausgrätschen · durchgrätschen · eingrätschen · hineingrätschen · quergrätschen · reingrätschen · rückgrätschen · seitgrätschen · untergrätschen · übergrätschen
· mit ›grätschen‹ als Grundform: Grätsche
· mit ›grätschen‹ als Grundform: Grätsche
Dieses Stichwort finden Sie im DWDS-Themenglossar Fußball. |
Bedeutungsübersicht
- 1. [Turnen] ⟨jmd. grätscht etw.⟩ beide Beine gleichzeitig spreizen
- 2. [Turnen] ⟨jmd. grätscht⟩ mit gespreizten Beinen springen
- 3. [Fußball] ⟨jmd. grätscht (etw.)⟩ mit
gespreizten Beinen auf den Ball zugleiten, um ihn noch zu erreichen bzw. vom
Gegenspieler zu
trennen
- ● [bildlich, umgangssprachlich] auf unfaire Art und Weise (verbal) attackieren
Wahrig und ZDL
Bedeutungen
1.
Turnen ⟨jmd. grätscht etw.⟩beide Beine gleichzeitig spreizen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Kollokationen:
mit Akkusativobjekt: die Beine grätschen
Beispiele:
2004 in Kitzbühel hatte er [der italienische Skirennläufer Kristian Ghedina] den Nerv, beim Zielsprung
– Tempo 140 – die Beine zu grätschen[…]. [Neue Zürcher Zeitung, 16.02.2021]
Er kam auf Elke zu und stellte sich zwei Meter von ihr entfernt auf,
grätschte seine Beine und verschränkte die Arme
hinter dem Kopf. [Jentzsch, Kerstin: Seit die Götter ratlos sind. München: Heyne 1999 [1994], S. 183]
Das Kinn wird an die Brust genommen, die Arme werden stark gebeugt,
damit der Körperschwerpunkt über die Holme gehoben wird, erst dann werden
die Beine weit gegrätscht und die Oberschenkel dicht
bei den Händen auf die Holme gelegt. [Borrmann, Günter / Mügge, Hans: Gerätturnen in der Schule. Berlin: Volk u. Wissen 1957, S. 207]
2.
Turnen ⟨jmd. grätscht⟩mit gespreizten Beinen springen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘sein’
Beispiele:
Die letzten beiden grätschen mit Schwung über
den stählernen Zaun des Grünstreifens. [Frankfurter Rundschau, 25.01.2021]
Die Sportlehrerin H[…] beobachtet
aufmerksam, wie an den Ringen geturnt und über den Stufenbarren
gegrätscht wird. [Frankfurter Rundschau, 05.01.2011]
Sie klatscht das Bild auf den Tisch zurück und
grätscht mit einem Sprung auf Katharinas Schoß. [Dölling, Beate: Hör auf zu trommeln, Herz. Weinheim: Beltz & Gelberg 2003, S. 99]
3.
Fußball ⟨jmd. grätscht (etw.)⟩mit gespreizten Beinen auf den Ball zugleiten, um ihn noch zu erreichen bzw. vom Gegenspieler zu trennen
Grammatik: Perfektbildung mit Hilfsverb ‘haben’
Kollokationen:
mit Adverbialbestimmung: brutal grätschen
mit Akkusativobjekt: den Ball grätschen
hat Präpositionalgruppe/-objekt: [jmdm.] in die Beine grätschen; ins Tor, ins Netz, ins Leere grätschen; über die Linie grätschen
Beispiele:
Plötzlich tauchte er dort auf, wohin ihn kein Gegner mehr verfolgen
konnte, und grätschte den Ball ins Ziel. [Süddeutsche Zeitung, 10.02.2021]
Da grätschte Demichelis […] seinem Gegner von hinten in die
Beine. [Welt am Sonntag, 20.07.2003]
Dem besonders oft unter Verletzungen nach Fouls leidenden Reus hatte
[…] Vladimir Darida von
hinten in die Achillesferse gegrätscht. [Süddeutsche Zeitung, 15.03.2021]
Zweikampf‑ und kopfballstark ist er schon enorm; wenn er
grätscht, steht der Gegner selten ohne Erste
Hilfe wieder auf. [Süddeutsche Zeitung, 19.08.2004]
●
bildlich, umgangssprachlich auf unfaire Art und Weise (verbal) attackieren
Beispiele:
Die seit 2014 geltende Zusatzstunde für Lehrer ist
verfassungswidrig, entschied das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg –
und grätschte damit mitten hinein in die Politik
der Ministerin. [Süddeutsche Zeitung, 18.06.2015]
Grätscht da ein gieriger Verband kreativen
Web‑Aktiven unfair in die Beine? [Der Spiegel, 19.03.2009 (online)]
Musikern wird während des Spiels gewöhnlich nicht in die Beine
gegrätscht. [Der Spiegel, 09.11.1992]
letzte Änderung:
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
grätschen · Grätsche
grätschen Vb. ‘die Beine spreizen, mit gespreizten Beinen springen’ (17. Jh.), üblich in der Fechtersprache (Mitte 18. Jh.), dann durch Vieth (1795) und Jahn (1814) in die Turnersprache übernommen; seitdem allgemein. Intensivbildung zu nicht mehr gebräuchlichem gräten ‘die Beine spreizen, große, weite Schritte machen’ (14./15. Jh.). Aus gräten und seinen zahlreichen mundartlichen Varianten (graten, grätten, gretten, greiten, gritten) kann ein Ansatz germ. *grī̌- ‘gespreizt, auseinanderklaffen’ erschlossen werden; weitere verwandtschaftliche Beziehungen sind nicht erkennbar. – Grätsche f. ‘Sprung, Stellung mit seitwärts gespreizten Beinen’, seit Jahn (1816) in der Turnersprache. Vgl. älteres Grät-, Grätschsprung (Vieth 1793), zuvor (in der Reitkunst) der gekretschelte Sprung (um 1660).
Typische Verbindungen zu ›grätschen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›grätschen‹.
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