grob
Adj.
‘rauh, nicht fein, derb, unhöflich, barsch’,
ahd.
g(e)rob
‘grob, dick, tief tönend’
(um 1000),
mhd.
grop,
grob
(vereinzelt
gerop),
mnd.
grof
‘massig, stark, reichlich, ungebildet, unangemessen’
(
mnd.
auch
‘tief tönend, einfach, verständlich’),
mnl.
grof,
groef,
grouf
‘dick, schwer, schwanger, groß, reichlich, nicht fein’,
nl.
grof
‘grob, roh, plump’.
Die Herleitung des nur dem
dt.-nl. Bereich angehörenden Adjektivs
(
anord.
grōfr
‘groß, grob’
entstammt dem
Nd.,
engl.
gruff
‘mürrisch, grob’
dem
Nl.)
ist nicht gesichert.
In der Regel wird
ahd.
g(e)rob
als Präfixbildung mit
germ.
*ga-
(s.
ge-)
aufgefaßt,
deren Stamm sich zu
ahd.
(h)riob
‘aussätzig’
(9. Jh.),
(h)ruf
(8. Jh.),
frühnhd.
ruf(e)
‘Schorf, Aussatz’
(15. Jh.),
aengl.
hrēof
‘rauh, schorfig, aussätzig’,
anord.
hrjūfr
‘uneben, rauh, schorfig’
stellen
und mit
lit.
kraupùs
‘rauh, uneben, struppig’,
aslaw.
krupica
‘Brosame, Krümchen’,
russ.
krupá
(
крупа)
‘Grütze, Graupen’,
krúpnyj
(
крупный)
‘grobkörnig, groß’
auf
ie.
*kreup-
‘Schorf, sich verkrusten’
zurückführen ließe.
Andere Erklärungsversuche betrachten
gr-
als Stammanlaut
(mit jungem Sproßvokal)
und verweisen auf
ie.
*ghrēu-,
*ghrəu-
‘scharf darüber reiben, zerreiben’,
Erweiterung der Wurzel
ie.
*gher-
‘hart worüber streichen, zerreiben’;
nächste Verwandte wären dann
Griebe,
Griebs
und
groß
(s. d.).
In beiden Fällen ergibt sich für
grob
eine Ausgangsbedeutung
‘körnig, rauh’,
aus der der in den älteren Sprachstufen vorherrschende Sinn
‘massig, dick’
hervorgeht.
Die heute mit dem Adjektiv verbundene negative Wertung
tritt erst im
Nhd. stärker zutage.
gröblich
Adj.
‘beträchtlich, stark, schlimm’,
adverbiell
‘heftig, sehr’,
mhd.
grobelich
Adj.,
grobelīche(n)
Adv.,
mnd.
gröflīk,
groflīk
Adj.,
gröflīk(en),
groflīk(en)
Adv.
‘groß, stark, heftig, in hohem Maße, sehr, viel’;
zunächst Adverbialbildung zum Adjektiv
mhd.
grop,
mnd.
grof
(s. oben),
der adjektivische Gebrauch ist bis in die Gegenwart
nur schwach bezeugt
(vgl.
gröblicher Irrtum).
Grobheit
f.
‘Derbheit, Unfreundlichkeit’,
auch
‘barsche, unhöfliche Äußerung’,
mhd.
(besonders
spätmhd.)
gropheit,
grobheit
‘Dicke, Unebenheit, Rauheit, Körperlichkeit’,
mnd.
grofhēt
‘Rauheit, Unebenheit, Roheit, Unhöfischkeit’.
Grobian
m.
‘derber, ungesitteter Mensch’
(15. Jh.),
bis ins 18. Jh. auch
Grobianus,
latinisierende humanistische Scherzbildung
in Anlehnung an Heiligennamen auf
lat.
-ānus,
vgl.
Cyprian(us),
Damian(us).
vergröbern
Vb.
‘gröber machen’
(Anfang 18. Jh.,
zuvor
vergröben,
17. Jh.),
Präfixbildung zu einem nur vereinzelt belegten Faktitiv
frühnhd.
gröbe(r)n.
grobschlächtig
Adj.
‘von grobem Schlage, derb, plump’
(19. Jh.).
Die Zusammensetzung lehnt sich wohl an andere,
besonders im
Obd. verbreitete Adjektive mit
-schlächtig
an.
Zum zweiten Kompositionsglied,
das auf
mhd.
-slaht
‘geartet’
beruht, s.
ungeschlacht
und
Geschlecht.
Grobschmied
m.
vom 17. bis ins 19. Jh. gebräuchliches Synonym für
Schmied
(s. d.),
das den Unterschied zum
(Schlosserarbeiten ausführenden)
Kleinschmied
hervorhebt
(vgl.
frühnhd.
grop werk
‘grobe Schmiedearbeit’,
15. Jh.).