grauen2
Vb.
(unpersönlich oder reflexiv)
‘schaudern, sich fürchten’,
ahd.
grūēn
(11. Jh.),
ingrūēn
(um 800),
mhd.
grūwen,
grūen,
mnd.
mnl.
grūwen,
grouwen,
nl.
gruwen.
Dazu gehören
Greuel,
graulen,
grausen
(s. d.).
Man versucht,
die Wortgruppe an
ie.
*ghrēu-,
*ghrū-,
Erweiterung der Wurzel
ie.
*gher-
‘hart worüber streichen, zerreiben’,
anzuknüpfen,
und verweist dabei auf
ie.
*ghrēud-,
wozu nicht nur
Grieß
und
Grütze1
(s. d.),
sondern auch
lit.
grū́sti
‘stampfen, zerstoßen, wehmütig, traurig gestimmt werden, sich grämen’,
russ.
grustít’
(
грустить)
‘traurig sein’,
grust’
(
грусть)
‘Kummer, Trauer’
gehören,
so daß sich eine befriedigende semantische Beziehung
zu der oben genannten
germ. Wortgruppe herstellen läßt.
Aber auch Anschluß an die Wurzel
ie.
*g̑her(s)-
‘starren, beben’
(wozu
lat.
horrēre
‘starr sein, sich emporsträuben, schaudern, sich entsetzen’
gehört)
wird erwogen;
die
germ. Wörter um
grauen
wären dann als onomatopoetische Weiterbildungen zu erklären
(vgl.
Kluge ²⁵372).
Grauen
n.
‘Furcht, Entsetzen, Abscheu’
(16. Jh.),
substantivierter Infinitiv von
grauen,
älteres
Grau
m.
‘Schauder’
(
mhd.
grūwe)
verdrängend.
grauenhaft
Adj.
grauenvoll
Adj.
(beide 18. Jh.).