greifen
Grammatik Verb · greift, griff, hat gegriffen
Aussprache [ˈgʀaɪ̯fn̩]
Worttrennung grei-fen
Wortbildung
mit ›greifen‹ als Erstglied:
Greifarm
· Greifbagger · Greifbewegung · Greifer · Greiffuß · Greifhand · Greifreflex · Greiftrupp · Greifvogel · Greifzange · Greifzirkel · greifbar
· mit ›greifen‹ als Letztglied: abgreifen · angreifen · aufgreifen · ausgreifen · begreifen · danebengreifen · durchgreifen · eingreifen · ergreifen · fehlgreifen · herausgreifen · hereingreifen · herumgreifen · hinaufgreifen · hinausgreifen · hindurchgreifen · hineingreifen · hingreifen · hinübergreifen · ineinandergreifen · nachgreifen · umgreifen · vergreifen · vorgreifen · zugreifen · zurückgreifen · übereinandergreifen · übergreifen
· mit ›greifen‹ als Binnenglied: handgreiflich · raumgreifend · tief greifend · tiefgreifend · weit greifend · weitgreifend
· mit ›greifen‹ als Letztglied: abgreifen · angreifen · aufgreifen · ausgreifen · begreifen · danebengreifen · durchgreifen · eingreifen · ergreifen · fehlgreifen · herausgreifen · hereingreifen · herumgreifen · hinaufgreifen · hinausgreifen · hindurchgreifen · hineingreifen · hingreifen · hinübergreifen · ineinandergreifen · nachgreifen · umgreifen · vergreifen · vorgreifen · zugreifen · zurückgreifen · übereinandergreifen · übergreifen
· mit ›greifen‹ als Binnenglied: handgreiflich · raumgreifend · tief greifend · tiefgreifend · weit greifend · weitgreifend
Mehrwortausdrücke
aus der Luft gegriffen ·
die Gelegenheit beim Schopf ergreifen ·
die Gelegenheit beim Schopf greifen
·
die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen ·
die Gelegenheit beim Schopfe greifen ·
einem nackten Mann in die Tasche greifen ·
in ein Wespennest greifen ·
jmdm. unter die Arme greifen ·
nach dem Mond greifen ·
nach den Sternen greifen ·
tief in die Tasche greifen ·
zum Greifen nah ·
zum Greifen nahe ·
zum Strick greifen ·
zum großen Besteck greifen
Bedeutungsübersicht
- 1. etw. (rasch) in die Hand nehmen, etw., jmdn. (rasch) berühren, anfassen (und festhalten)
- ⟨nach etw., jmdm. greifen⟩
- ⟨zu etw. greifen⟩
- ⟨sich an etw. greifen⟩ etw. (rasch) berühren, anfassen
- [übertragen] ...
- 2. jmdn. fassen, gefangen nehmen
- [landschaftlich] ⟨Greifen⟩ Kinderspiel: Haschen, Fangen
- 3. ⟨etw. greift um sich, greift Platz⟩ etw. breitet sich aus
eWDG
Bedeutungen
1.
etw. (rasch) in die Hand nehmen, etw., jmdn. (rasch) berühren, anfassen (und festhalten)
Beispiele:
er griff sich [Dativ] ein Buch vom Bücherbrett
der Zauberkünstler griff Karten aus der Luft
im Dunkeln suchend um sich greifen
ins Leere greifen
das Gebirge lag zum Greifen nahe vor uns
⟨nach etw., jmdm. greifen⟩
Beispiele:
das Kind griff vergeblich nach der roten Kugel, nach der Mutter
nach allem Neuen, Glänzenden greifen
er griff nach seinem Hut, Mantel, um fortzugehen
nach der Zange, Schaufel, zur Zange, Schaufel greifen
⟨sich [Dativ] an etw. greifen⟩etw. (rasch) berühren, anfassen
übertragen
Beispiele:
der Bagger greift das Erdreich (= nimmt es auf)
die Räder greifen schlecht (= haben wenig Reibung) auf der glatten Straße
umgangssprachlichden werde ich mir schon greifen (= mit dem werde ich abrechnen)
er griff einige Akkorde auf dem Klavier (= schlug sie an)
diese Melodie greift ans Herz (= rührt)
diese Behauptung ist völlig aus der Luft gegriffen (= ist frei erfunden)
Sport, umgangssprachlichhinter sich greifen (= ein Tor in Kauf nehmen) müssen
umgangssprachlicher musste tief in den Beutel greifen (= musste viel bezahlen)
eins greift ins andere (= alles ist organisch untereinander verbunden)
das lässt sich mit Händen greifen (= ist ganz deutlich)
er greift gern nach, zu einem guten Buch (= liest gern)
nach den Sternen greifen (= Unmögliches erreichen wollen)
nach dem rettenden Strohhalm greifen
salopp, scherzhaftjmdm. unter die Arme greifen (= jmdm. helfen)
verhüllendzum Branntwein greifen (= ein Trinker werden)
zu den Waffen, zum Gewehr greifen (= kämpfen wollen)
zum Wanderstab greifen (= wandern, weggehen wollen)
zu einer List, zu strengeren Maßnahmen, unerlaubten Mitteln, zur Selbsthilfe greifen (= sie anwenden)
⟨etw. ist hoch, niedrig gegriffen⟩etw. ist hoch, niedrig geschätzt
Beispiel:
diese Zahl ist nicht zu hoch gegriffen
2.
jmdn. fassen, gefangen nehmen
Beispiele:
einen Dieb greifen
der Täter konnte bald gegriffen werden
der Hund greift (= fängt) den Hasen
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1. |
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
greifen · greifbar · Greifer · angreifen · Angriff · Angreifer · ergreifen · übergreifen · Übergriff · vergreifen
greifen Vb. ‘nehmen, fassen’. Das gemeingerm. Verb ahd. grīfan (um 800), mhd. grīfen, asächs. grīpan, mnd. mnl. grīpen, nl. grijpen, afries. grīpa, aengl. grīpan, engl. to gripe, anord. grīpa, schwed. gripa, got. greipan (germ. *greipan) hat neben sich ein schwaches Iterativum ahd. greifōn (um 800), mhd. greifen, aengl. grāpian ‘tasten, mit der Hand berühren’. Im Dt. vermischen sich semantisch schon früh (bereits ahd.) das starke und das schwache Verb; im Nhd. fallen sie auch formal zusammen. Die germ. Bezeugungen sind nur vergleichbar mit den balt. Formen lit. griẽbti ‘anfassen, ergreifen’, lett. greibt ‘greifen, fassen’, griba ‘Wunsch, Wille’, gribēt ‘wollen’. Weitere Beziehungen sind unklar. – greifbar Adj. ‘zum Greifen nahe, verfügbar’ (18. Jh.). Greifer m. ‘wer ergreift, faßt, fängt’ (17. Jh.), in der Technik ‘zum Greifen geeignete Vorrichtung an Maschinen, Kränen, Baggern’ (19. Jh.); voraus geht ein zum schwachen Verb gehörendes ahd. greifāri (um 1100), frühnhd. greifer ‘Schmeichler, Liebkosender’. angreifen Vb. ahd. anagrīfan (9. Jh.), mhd. an(e)grīfen ‘berühren, anfassen’, seit 16. Jh. auch ‘anfallen, feindlich entgegentreten’; Angriff m. ‘Offensive, Überfall’, ahd. anagrif ‘das Anfassen, Angreifen’ (11. Jh.), mhd. an(e)grif, auch ‘Handhabe’; vgl. langobard. anagrip ‘Antastung’ (7. Jh.); die heutige Bedeutung entwickelt sich über ‘feindliche Berührung, Tätlichkeit’ im 14./15. Jh.; Angreifer m. (15. Jh.). ergreifen Vb. ‘fassen, packen, im Innersten anrühren’, mhd. ergrīfen; vgl. ergreifend ‘rührend’, ergriffen ‘gerührt’, Ergriffenheit f. (19. Jh.). übergreifen Vb. ahd. ubargrīfan ‘überschreiten, übersteigen’ (10./11. Jh.), mhd. übergrīfen ‘über etw. hingreifen, es bedecken, beschädigen’; Übergriff m. ‘ungesetzliche Gewalttätigkeit’, ahd. ubargrif (11. Jh.), spätmhd. übergrif. vergreifen Vb. reflexiv ‘falsch, daneben greifen, einen Mißgriff tun, gegen jmdn. tätlich werden’, mhd. vergrīfen; vgl. vergriffen Part.adj. ‘ausverkauft, nicht mehr lieferbar’ (18. Jh.). S. auch Griff, Grippe.
Thesaurus
Synonymgruppe
(jemandes) habhaft werden ·
auffliegen lassen ·
aufgreifen ·
ausheben ·
ergreifen ·
ertappen ·
erwischen ·
fangen ·
fassen ·
festnehmen ·
greifen ·
hochgehen lassen ·
stellen ·
verhaften ·
zu fassen kriegen ●
(jemandem) das Handwerk legen fig. ·
(wieder) einkassieren ugs., salopp, fig. ·
am Schlafittchen packen ugs. ·
arripieren geh., veraltet ·
aufbringen (Schiff) fachspr., Jargon ·
hochnehmen ugs. ·
hoppnehmen ugs. ·
hopsnehmen ugs. ·
kaschen ugs. ·
kassieren ugs. ·
kriegen ugs. ·
packen ugs. ·
schnappen ugs.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(sich) (ungerechtfertigterweise) aneignen ·
(sich) einverleiben ·
(ungerechtfertigterweise) in seinen Besitz bringen ·
an sich bringen ·
an sich nehmen ·
einheimsen ·
erbeuten ·
erjagen ·
zugespielt bekommen ●
(sich) zueignen juristisch ·
kapern fig. ·
(sich an etwas) gesund stoßen ugs. ·
(sich) an Land ziehen ugs. ·
(sich) grabschen ugs. ·
(sich) greifen ugs. ·
(sich) gönnen ugs. ·
(sich) krallen ugs. ·
(sich) reinpfeifen ugs. ·
(sich) reinziehen ugs. ·
(sich) schnappen ugs. ·
(sich) unter den Nagel reißen ugs. ·
abgreifen ugs. ·
absahnen ugs. ·
abstauben (u.a. Sport) ugs. ·
einsacken ugs. ·
einstreichen ugs.
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(seine) Wirkung entfalten ·
(sich) auswirken ·
Wirkung zeigen ·
einen Effekt haben ·
fruchten ·
funktionieren ·
wirken ●
greifen (Maßnahmen) fig.
Unterbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(sich) einer Sache bedienen ·
(zu etwas) heranziehen ·
anwenden ·
benutzen ·
benützen ·
einsetzen ·
gebrauchen ·
greifen (zu) ·
in Gebrauch nehmen ·
nutzen ·
nützen ·
verwenden ·
zum Einsatz bringen ●
zur Anwendung bringen Papierdeutsch ·
adhibieren geh., veraltet
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
angeln (nach) ·
fischen (nach) ·
grabschen (nach) ·
haschen (nach) ·
schnappen (nach) ·
zu erhaschen versuchen ·
zu erwischen versuchen ·
zu fangen versuchen ●
greifen (nach) Hauptform
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(sich) greifen ·
(sich) schnappen ·
ergreifen ·
fassen ·
festhalten ·
in die Hand nehmen ·
nicht aus der Hand geben ·
nicht loslassen ·
packen ●
nehmen ugs.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(jemandem etwas) nicht durchgehen lassen ·
zur Rechenschaft ziehen ●
(sich jemanden) vornehmen Hauptform ·
(sich jemanden) greifen ugs. ·
(sich jemanden) kaufen ugs., veraltend ·
(sich jemanden) vorknöpfen ugs. ·
(sich jemanden) zum Geburtstag schenken ugs. ·
(sich jemanden) zur Brust nehmen ugs.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
einkassieren ·
einstreichen ·
eintreiben ·
einziehen ●
(Geld von jemandem) kassieren Hauptform ·
(Geld) abknöpfen ugs. ·
(sich) greifen ugs.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(jemanden) bekommen ·
(jemanden) finden ·
(jemanden) kriegen ●
(jemanden) einfangen fig. ·
(jemanden irgendwo) her haben ugs., variabel ·
(jemanden) abkriegen ugs., negativ ·
(jemanden) auffischen ugs., fig. ·
(jemanden) aufgabeln ugs., fig. ·
(jemanden) auflesen ugs., fig. ·
(jemanden) auftreiben ugs., salopp ·
(sich jemanden) an Land ziehen ugs., fig. ·
(sich jemanden) greifen ugs., fig. ·
sich jemanden angeln ugs., fig.
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(etwas) greifen (können) ·
(etwas) packen (können) ·
(etwas) zu fassen bekommen ·
(etwas) zu packen bekommen
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
(mit Glück noch) bekommen ●
(noch) erhaschen poetisch, regional ·
ergattern (knappe Ware / letztes vorhandenes) Hauptform ·
(noch) erwischen ugs. ·
(sich) an Land ziehen ugs., salopp ·
(sich) grabschen ugs., salopp ·
(sich) greifen ugs., salopp ·
(sich) krallen ugs., salopp ·
(sich) schnappen ugs., salopp ·
abbekommen ugs. ·
glücklich einen der letzten ... bekommen geh., variabel
Oberbegriffe |
|
Assoziationen |
|
Synonymgruppe
Synonymgruppe
(sich etwas) greifen ·
(sich etwas) nehmen ·
(sich etwas) packen ●
(sich etwas) grabschen ugs. ·
(sich etwas) krallen ugs.
Typische Verbindungen zu ›greifen‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›greifen‹.
Verwendungsbeispiele für ›greifen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Daß Geld nicht glücklich macht, wäre wahrscheinlich die zu kurz gegriffene Erklärung.
[Die Zeit, 02.06.1997, Nr. 22]
Ich erkenne sie augenblicklich, die eiserne Platte zu ebener Erde mit dem blank gegriffenen Ring.
[Die Zeit, 02.09.1988, Nr. 36]
Auch zu einer List dürfen Sie in einem solchen Fall nicht greifen.
[Chamrath, Gustav: Lexikon des guten Tons, Wien: Ullstein 1954 [1953], S. 22]
Aber wenn man erst gewaltsam nach erhabenen Worten suchen muß, greift man auch wieder leicht zu hoch.
[Bodenreuth, Friedrich [d.i. Jaksch, Friedrich]: Alle Wasser Böhmens fließen nach Deutschland, Berlin: Büchergilde Gutenberg 1938 [1937], S. 66]
Dennoch greift, wie man weiß, die Verschiebung auch in der Theorie Raum.
[Busch, Werner: Das sentimentalische Bild, München: Beck 1993, S. 374]
Zitationshilfe
„greifen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/greifen>.
alphabetisch vorangehend | alphabetisch nachfolgend |
---|---|
greifbar gregorianisieren gregorianisch graziös grazioso |
greinen greis greisenhaft grell grell beleuchtet |
selten | häufig | |||||
Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.
Weitere Wörterbücher
- Deutsches Wörterbuch (¹DWB)
- Deutsches Wörterbuch, Neubearbeitung (²DWB)
- Wörterbuch der deutschen Gegenwartssprache (WDG)
Belege in Korpora
Referenzkorpora
Metakorpora
Zeitungskorpora
Webkorpora
Spezialkorpora
- DTA-Erweiterungen (1465–1969)
- Archiv der Gegenwart (1931–2000)
- Polytechnisches Journal
- Filmuntertitel
- Gesprochene Sprache
- DDR
- Politische Reden (1982–2020)
- Bundestagskorpus (1949–2017)
- Soldatenbriefe (1745–1872)
- Korpus Patiententexte (1834–1957)
- A. v. Humboldts Publizistik (dt., 1790–1859)
- Nachrichten aus der Brüdergemeine (1819–1894)
- Der Neue Pitaval (1842–1890)
- Briefe von Jean Paul (1780–1825)
- Deutsche Kunst und Dekoration (1897–1932)
- Neuer Deutscher Novellenschatz (1884–1887)
- stimm-los – Wiedergefundene Perlen der Literatur
- Wikibooks-Korpus
- Wikipedia-Korpus
- Wikivoyage-Korpus
- Gesetze und Verordnungen (1897–2023)