grinsen
Vb.
‘breit lächeln’
(als Ausdruck von Schadenfreude, Zufriedenheit, Einfalt oder Verlegenheit),
in dieser Bedeutung seit dem 16. Jh. bezeugt
(zuvor
‘knirschen’,
15. Jh.;
omd.
auch
‘weinen’,
17. Jh.),
ist eine Intensivbildung
(mit
mhd.
nhd.
-sen,
ahd.
-isōn,
das hier vielleicht anstelle von
mhd.
nhd.
-zen,
ahd.
-azzen
steht,
vgl. die noch im 19. Jh. literatursprachlich vorkommende Variante
grinzen)
zu dem nur bis ins 16. Jh. gebräuchlichen Verb
mhd.
frühnhd.
grinnen
‘knirschen, grunzen, keifen’
(vgl.
mnd.
grinsen
‘grunzen’,
grinnen,
gransen,
grensen
‘den Mund verziehen, knirschen, grunzen, murren’).
Dieses
grinnen
verschmilzt im
Nhd. offenbar mit verwandtem
greinen
Vb.
‘weinen, weinend klagen’,
ahd.
grīnan
‘bellen, heulen, knurren’
(9. Jh.),
mhd.
grīnen
‘lachend, knurrend, winselnd oder weinend den Mund verziehen’,
mnd.
grīnen
‘den Mund verziehen, weinen, knurren, grunzen, knirschen’,
selten
‘grinsen’,
mnl.
grīnen
‘schreien, heulen, hohnlachen’,
nl.
grijnen,
grienen
‘weinen, flennen’,
anord.
grīna
‘grinsen’,
schwed.
grina
‘grinsen, flennen’,
wozu mit Ablaut
aengl.
grānian,
engl.
to groan
‘stöhnen, seufzen’.
Nhd.
greinen,
im 17./18. Jh. von der starken zur schwachen Flexion übertretend,
bedeutet zunächst noch
‘knurren, grunzen, brüllen, keifen, weinen’,
engt sich aber seit dem 18. Jh.
auf die heutige Verwendung ein.
Die
nd. Form
grienen
Vb.
dringt dagegen im 19. Jh.
als Synonym für
grinsen
von Norden her in die Literatursprache ein.
Für die im
Germ. reich entwickelte Verbgruppe
(mit wechselndem Vokal,
vgl. auch
ahd.
granōn
‘grunzen’,
9. Jh.,
mhd.
grannen,
grennen
‘flennen, weinen’,
aengl.
grennian,
engl.
to grin
‘die Zähne fletschen’,
anord.
grenja
‘heulen’),
deren gemeinsame Ausgangsbedeutung als
‘den Mund breitziehen und die Zähne zeigen’
angegeben werden kann,
fehlen
außergerm. Verwandte
(
afrz.
grignier
‘den Mund verziehen, klagen, winseln’,
ital.
digrignare
‘die Zähne fletschen, knurren’
sind Entlehnungen aus dem
Germ.).
Die weitere Herkunft ist deshalb ungeklärt,
doch kommt möglicherweise Lautnachahmung in Betracht.