umgangssprachlich grinsen
grienen
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
grinsen · greinen · grienen
grinsen
Vb.
‘breit lächeln’
(als Ausdruck von Schadenfreude, Zufriedenheit, Einfalt oder Verlegenheit),
in dieser Bedeutung seit dem 16. Jh. bezeugt
(zuvor
‘knirschen’,
15. Jh.;
omd.
auch
‘weinen’,
17. Jh.),
ist eine Intensivbildung
(mit
mhd.
nhd.
-sen,
ahd.
-isōn,
das hier vielleicht anstelle von
mhd.
nhd.
-zen,
ahd.
-azzen
steht,
vgl. die noch im 19. Jh. literatursprachlich vorkommende Variante
grinzen)
zu dem nur bis ins 16. Jh. gebräuchlichen Verb
mhd.
frühnhd.
grinnen
‘knirschen, grunzen, keifen’
(vgl.
mnd.
grinsen
‘grunzen’,
grinnen,
gransen,
grensen
‘den Mund verziehen, knirschen, grunzen, murren’).
Dieses
grinnen
verschmilzt im Nhd. offenbar mit verwandtem
greinen
Vb.
‘weinen, weinend klagen’,
ahd.
grīnan
‘bellen, heulen, knurren’
(9. Jh.),
mhd.
grīnen
‘lachend, knurrend, winselnd oder weinend den Mund verziehen’,
mnd.
grīnen
‘den Mund verziehen, weinen, knurren, grunzen, knirschen’,
selten
‘grinsen’,
mnl.
grīnen
‘schreien, heulen, hohnlachen’,
nl.
grijnen,
grienen
‘weinen, flennen’,
anord.
grīna
‘grinsen’,
schwed.
grina
‘grinsen, flennen’,
wozu mit Ablaut
aengl.
grānian,
engl.
to groan
‘stöhnen, seufzen’.
Nhd.
greinen,
im 17./18. Jh. von der starken zur schwachen Flexion übertretend,
bedeutet zunächst noch
‘knurren, grunzen, brüllen, keifen, weinen’,
engt sich aber seit dem 18. Jh.
auf die heutige Verwendung ein.
Die nd. Form
grienen
Vb.
dringt dagegen im 19. Jh.
als Synonym für
grinsen
von Norden her in die Literatursprache ein.
Für die im Germ. reich entwickelte Verbgruppe
(mit wechselndem Vokal,
vgl. auch
ahd.
granōn
‘grunzen’,
9. Jh.,
mhd.
grannen,
grennen
‘flennen, weinen’,
aengl.
grennian,
engl.
to grin
‘die Zähne fletschen’,
anord.
grenja
‘heulen’),
deren gemeinsame Ausgangsbedeutung als
‘den Mund breitziehen und die Zähne zeigen’
angegeben werden kann,
fehlen außergerm. Verwandte
(afrz.
grignier
‘den Mund verziehen, klagen, winseln’,
ital.
digrignare
‘die Zähne fletschen, knurren’
sind Entlehnungen aus dem Germ.).
Die weitere Herkunft ist deshalb ungeklärt,
doch kommt möglicherweise Lautnachahmung in Betracht.
Thesaurus
Synonymgruppe
Unterbegriffe |
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Assoziationen |
|
Typische Verbindungen zu ›grienen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›grienen‹.
Verwendungsbeispiele für ›grienen‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
An diesem Abend grient er die meiste Zeit ins Rund.
Die Welt, 28.06.2005
Wenn ich geschimpft habe, grientest Du einfach, und ich dachte, ja, so funktioniert es.
Süddeutsche Zeitung, 26.01.1994
Der Jubilar ist übrigens bei dem ganzen Gedöns grienend sitzen geblieben.
Degenhardt, Franz Josef: Für ewig und drei Tage, Berlin: Aufbau-Verl. 1999, S. 264
Der Kellner an ihrer Seite, der nichts verstand, griente sie an.
Jentzsch, Kerstin: Seit die Götter ratlos sind, München: Heyne 1999 [1994], S. 330
Er drohte der Menge mit dem Zeigefinger, hat dann aber doch noch gegrient.
Kursbuch, 1966, Bd. 4
Zitationshilfe
„grienen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/grienen>, abgerufen am 17.04.2021.
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