Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

grob

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GrammatikAdjektiv · Komparativ: gröber · Superlativ: am gröbsten
Aussprache 
eWDG

Bedeutungen

1.
in gegensätzlicher Bedeutung zu fein
a)
rau, derb
Beispiele:
ein grobes Gewebe, Leinen, Tuch, Papier
grobe Fäden, Säcke
ein grob gewirkter Mantel
ein grobes Sieb (= Sieb mit großen Löchern)
sie hat von der Arbeit grobe Hände bekommen
eine grobe Arbeit verrichten
sie hat eine grobe Stimme
ein Mensch mit groben, grob geschnittenen Gesichtszügen
übertragen
Beispiele:
grobe (= stark bewegte) See
es herrschte grober Seegang
Vielleicht kriegen wir Sturm und grobe See […] [ Hausm.Abel13]
b)
ohne Feinheiten, unscharf
Beispiele:
eine grobe stoffliche Abgrenzung
etw. in groben Umrissen schildern, wiedergeben
einen groben Überblick geben
eine Sache in groben Zügen darlegen, entwickeln
etw. grob unterscheiden
grob geschätzt, dürften es an die 20 Teilnehmer sein
c)
wenig zerkleinert
Beispiele:
grobes Mehl, Brot
grober Kies, Sand
grobe Graupen, Späne
sie hatte den Kaffee grob gemahlen
die Mandeln grob hacken
Gewürze grob zerkleinern
2.
Grammatik: in Verbindung mit negativen Begriffen
a)
schlimm, groß
Beispiele:
ein grober Unfug, Verstoß, Irrtum, Betrug
eine grobe Verletzung der Verkehrsordnung
eine grobe Lüge, Fahrlässigkeit, Fälschung
eine grobe Belästigung der Urlauber
einen groben Fehler begehen
etw. als grobe Beleidigung, Taktlosigkeit ansehen
umgangssprachlichwir sind aus dem Gröbsten heraus (= haben die größten Schwierigkeiten überwunden)
b)
sehr
Grammatik: adverbiell
Beispiele:
etw. grob missachten, verletzen
er lügt gar zu grob
3.
unhöflich, derb
Beispiele:
ein grober Mensch
saloppein grober Klotz
ein grobes Betragen
grobe Worte, Reden gebrauchen
grobe Späße machen
grob sein, werden gegen jmdn.
jmdn. grob behandeln, anfahren, zurückstoßen
etw. grob sagen, erwidern
übertragen
Beispiele:
jmdn. grob anfassen (= derb, unnachsichtig behandeln)
saloppgegen jmdn. mit grobem Geschütz auffahren (= jmdm. mit scharfen, eindeutigen Worten entgegentreten)
sprichwörtlichauf einen groben Klotz gehört ein grober Keil (= Grobheiten erwidert man mit Grobheiten)
[…] es wurde das Gröbste vom Groben geboten […] [ Feuchtw.Füchse78]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
grob · gröblich · Grobheit · Grobian · vergröbern · grobschlächtig · Grobschmied
grob Adj. ‘rauh, nicht fein, derb, unhöflich, barsch’, ahd. g(e)rob ‘grob, dick, tief tönend’ (um 1000), mhd. grop, grob (vereinzelt gerop), mnd. grof ‘massig, stark, reichlich, ungebildet, unangemessen’ (mnd. auch ‘tief tönend, einfach, verständlich’), mnl. grof, groef, grouf ‘dick, schwer, schwanger, groß, reichlich, nicht fein’, nl. grof ‘grob, roh, plump’. Die Herleitung des nur dem dt.-nl. Bereich angehörenden Adjektivs (anord. grōfr ‘groß, grob’ entstammt dem Nd., engl. gruff ‘mürrisch, grob’ dem Nl.) ist nicht gesichert. In der Regel wird ahd. g(e)rob als Präfixbildung mit germ. *ga- (s. ge-) aufgefaßt, deren Stamm sich zu ahd. (h)riob ‘aussätzig’ (9. Jh.), (h)ruf (8. Jh.), frühnhd. ruf(e) ‘Schorf, Aussatz’ (15. Jh.), aengl. hrēof ‘rauh, schorfig, aussätzig’, anord. hrjūfr ‘uneben, rauh, schorfig’ stellen und mit lit. kraupùs ‘rauh, uneben, struppig’, aslaw. krupica ‘Brosame, Krümchen’, russ. krupá (крупа) ‘Grütze, Graupen’, krúpnyj (крупный) ‘grobkörnig, groß’ auf ie. *kreup- ‘Schorf, sich verkrusten’ zurückführen ließe. Andere Erklärungsversuche betrachten gr- als Stammanlaut (mit jungem Sproßvokal) und verweisen auf ie. *ghrēu-, *ghrəu- ‘scharf darüber reiben, zerreiben’, Erweiterung der Wurzel ie. *gher- ‘hart worüber streichen, zerreiben’; nächste Verwandte wären dann Griebe, Griebs und groß (s. d.). In beiden Fällen ergibt sich für grob eine Ausgangsbedeutung ‘körnig, rauh’, aus der der in den älteren Sprachstufen vorherrschende Sinn ‘massig, dick’ hervorgeht. Die heute mit dem Adjektiv verbundene negative Wertung tritt erst im Nhd. stärker zutage. – gröblich Adj. ‘beträchtlich, stark, schlimm’, adverbiell ‘heftig, sehr’, mhd. grobelich Adj., grobelīche(n) Adv., mnd. gröflīk, groflīk Adj., gröflīk(en), groflīk(en) Adv. ‘groß, stark, heftig, in hohem Maße, sehr, viel’; zunächst Adverbialbildung zum Adjektiv mhd. grop, mnd. grof (s. oben), der adjektivische Gebrauch ist bis in die Gegenwart nur schwach bezeugt (vgl. gröblicher Irrtum). Grobheit f. ‘Derbheit, Unfreundlichkeit’, auch ‘barsche, unhöfliche Äußerung’, mhd. (besonders spätmhd.) gropheit, grobheit ‘Dicke, Unebenheit, Rauheit, Körperlichkeit’, mnd. grofhēt ‘Rauheit, Unebenheit, Roheit, Unhöfischkeit’. Grobian m. ‘derber, ungesitteter Mensch’ (15. Jh.), bis ins 18. Jh. auch Grobianus, latinisierende humanistische Scherzbildung in Anlehnung an Heiligennamen auf lat. -ānus, vgl. Cyprian(us), Damian(us). vergröbern Vb. ‘gröber machen’ (Anfang 18. Jh., zuvor vergröben, 17. Jh.), Präfixbildung zu einem nur vereinzelt belegten Faktitiv frühnhd. gröbe(r)n. grobschlächtig Adj. ‘von grobem Schlage, derb, plump’ (19. Jh.). Die Zusammensetzung lehnt sich wohl an andere, besonders im Obd. verbreitete Adjektive mit -schlächtig an. Zum zweiten Kompositionsglied, das auf mhd. -slaht ‘geartet’ beruht, s. ungeschlacht und Geschlecht. Grobschmied m. vom 17. bis ins 19. Jh. gebräuchliches Synonym für Schmied (s. d.), das den Unterschied zum (Schlosserarbeiten ausführenden) Kleinschmied hervorhebt (vgl. frühnhd. grop werk ‘grobe Schmiedearbeit’, 15. Jh.).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

abweisend · barsch · brüsk · derb · flegelhaft · grob · grobklotzig · grobschlächtig · gröblich · kurz angebunden · rau · raubeinig · rauborstig · ruppig · rüde · rüpelhaft · schroff · uncharmant · unflätig · unfreundlich · ungalant · ungehobelt · ungeschliffen · unhöflich · unsanft · unwirsch · unzivilisiert · wenig galant · wirsch  ●  nicht (gerade) die feine englische Art fig. · bärbeißig geh., fig. · hantig ugs., bayr. · harsch geh. · hau-drauf-mäßig ugs. · in Wildwest-Manier ugs. · nassforsch geh. · pampig ugs. · raubauzig ugs. · rotzig ugs. · rustikal ugs., scherzhaft-ironisch · wie die Axt im Walde ugs.
Assoziationen

abgestumpft · bräsig · dickhäutig · gefühllos · gefühlskalt · gleichgültig · grob · insensibel · mitleidlos · taktlos · teilnahmslos · unempfindlich · unsensibel  ●  abgebrüht ugs. · dickbramsig ugs. · dickfellig ugs. · schmerzfrei ugs.
Assoziationen

allgemein gesehen · ganz allgemein gesagt · grob · grob gesagt · im Allgemeinen · im Großen und Ganzen · im großen Ganzen · ohne auf Details einzugehen · ohne ins Einzelne zu gehen  ●  grosso modo geh. · soweit (so weit) ugs.
Assoziationen

allgemein gehalten · breit angelegt · en bloc · grob · holzschnittartig · in Bausch und Bogen · nur in allgemeiner Form · pauschal · pauschalierend · undifferenziert · verallgemeinernd  ●  generalisierend geh.
Assoziationen

Assoziationen

(Betrag) plus/minus (Abweichungsbetrag/Toleranz) · Stücker (+ Zahl) · annähernd · annäherungsweise · etwa · gegen · geschätzt · grob (geschätzt) · grob gesagt · in etwa · rund · schätzungsweise · um · ungefähr · vielleicht · zirka  ●  ca. Abkürzung · circa Abkürzung · überschlägig kaufmännisch · (so) in dem Dreh ugs. · Pi mal Daumen ugs. · approximativ fachspr., mathematisch · gefühlt ugs., Neologismus · lass es (+ Zahl) gewesen sein ugs. · lass es (+ Zahl) sein ugs. · mehr oder weniger ugs. · näherungsweise geh. · plus/minus (Betrag) ugs. · round about ugs., engl., Jargon · so (in) etwa ugs. · so circa ugs. · so gegen ugs. · so um die ugs. · so ungefähr ugs. · um den Dreh (rum) ugs. · um die ugs. · wohl geh. · über den Daumen (gepeilt) ugs.
Assoziationen

grob · grobschlächtig · klobig · klotzig · vierschrötig  ●  ungeschlacht geh.
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›grob‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›grob‹.

Verwendungsbeispiele für ›grob‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Mit jedem Tag deutlicher schält sich ein unbekanntes Wesen aus der groben Form. [Riedel, Susanne: Eine Frau aus Amerika, Berlin: Berlin Verlag 2003, S. 8]
Außer der groben Arbeit hast du selbst Ordnung zu halten. [Braun, Lily: Memoiren einer Sozialistin. In: Lehmstedt, Mark (Hg.) Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1909], S. 4846]
Sie rekonstruierten die Schriften zunächst noch philologisch grob, dann mit immer raffinierteren Methoden. [Garin, Eugenio: Die Kultur der Renaissance. In: Propyläen Weltgeschichte, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1964], S. 4827]
Die Qualität war niedrig, in jedem Spiel gab es grobe Fehler. [Der Spiegel, 21.09.1992]
Wann sich die beiden aber voneinander getrennt haben, verrät der grobe Test nicht. [Die Zeit, 25.03.1999, Nr. 13]
Zitationshilfe
„grob“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/grob>.

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