grobschlächtig
Grammatik Adjektiv
Aussprache
Worttrennung grob-schläch-tig
Wortbildung
mit ›grobschlächtig‹ als Erstglied:
Grobschlächtigkeit
eWDG
Bedeutung
von derber, plumper Art, von grobem Schlag
Beispiele:
ein grobschlächtiger Mensch
sein grobschlächtiges Benehmen
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
grob · gröblich · Grobheit · Grobian · vergröbern · grobschlächtig · Grobschmied
grob Adj. ‘rauh, nicht fein, derb, unhöflich, barsch’, ahd. g(e)rob ‘grob, dick, tief tönend’ (um 1000), mhd. grop, grob (vereinzelt gerop), mnd. grof ‘massig, stark, reichlich, ungebildet, unangemessen’ (mnd. auch ‘tief tönend, einfach, verständlich’), mnl. grof, groef, grouf ‘dick, schwer, schwanger, groß, reichlich, nicht fein’, nl. grof ‘grob, roh, plump’. Die Herleitung des nur dem dt.-nl. Bereich angehörenden Adjektivs (anord. grōfr ‘groß, grob’ entstammt dem Nd., engl. gruff ‘mürrisch, grob’ dem Nl.) ist nicht gesichert. In der Regel wird ahd. g(e)rob als Präfixbildung mit germ. *ga- (s. ge-) aufgefaßt, deren Stamm sich zu ahd. (h)riob ‘aussätzig’ (9. Jh.), (h)ruf (8. Jh.), frühnhd. ruf(e) ‘Schorf, Aussatz’ (15. Jh.), aengl. hrēof ‘rauh, schorfig, aussätzig’, anord. hrjūfr ‘uneben, rauh, schorfig’ stellen und mit lit. kraupùs ‘rauh, uneben, struppig’, aslaw. krupica ‘Brosame, Krümchen’, russ. krupá (крупа) ‘Grütze, Graupen’, krúpnyj (крупный) ‘grobkörnig, groß’ auf ie. *kreup- ‘Schorf, sich verkrusten’ zurückführen ließe. Andere Erklärungsversuche betrachten gr- als Stammanlaut (mit jungem Sproßvokal) und verweisen auf ie. *ghrēu-, *ghrəu- ‘scharf darüber reiben, zerreiben’, Erweiterung der Wurzel ie. *gher- ‘hart worüber streichen, zerreiben’; nächste Verwandte wären dann Griebe, Griebs und groß (s. d.). In beiden Fällen ergibt sich für grob eine Ausgangsbedeutung ‘körnig, rauh’, aus der der in den älteren Sprachstufen vorherrschende Sinn ‘massig, dick’ hervorgeht. Die heute mit dem Adjektiv verbundene negative Wertung tritt erst im Nhd. stärker zutage. – gröblich Adj. ‘beträchtlich, stark, schlimm’, adverbiell ‘heftig, sehr’, mhd. grobelich Adj., grobelīche(n) Adv., mnd. gröflīk, groflīk Adj., gröflīk(en), groflīk(en) Adv. ‘groß, stark, heftig, in hohem Maße, sehr, viel’; zunächst Adverbialbildung zum Adjektiv mhd. grop, mnd. grof (s. oben), der adjektivische Gebrauch ist bis in die Gegenwart nur schwach bezeugt (vgl. gröblicher Irrtum). Grobheit f. ‘Derbheit, Unfreundlichkeit’, auch ‘barsche, unhöfliche Äußerung’, mhd. (besonders spätmhd.) gropheit, grobheit ‘Dicke, Unebenheit, Rauheit, Körperlichkeit’, mnd. grofhēt ‘Rauheit, Unebenheit, Roheit, Unhöfischkeit’. Grobian m. ‘derber, ungesitteter Mensch’ (15. Jh.), bis ins 18. Jh. auch Grobianus, latinisierende humanistische Scherzbildung in Anlehnung an Heiligennamen auf lat. -ānus, vgl. Cyprian(us), Damian(us). vergröbern Vb. ‘gröber machen’ (Anfang 18. Jh., zuvor vergröben, 17. Jh.), Präfixbildung zu einem nur vereinzelt belegten Faktitiv frühnhd. gröbe(r)n. grobschlächtig Adj. ‘von grobem Schlage, derb, plump’ (19. Jh.). Die Zusammensetzung lehnt sich wohl an andere, besonders im Obd. verbreitete Adjektive mit -schlächtig an. Zum zweiten Kompositionsglied, das auf mhd. -slaht ‘geartet’ beruht, s. ungeschlacht und Geschlecht. Grobschmied m. vom 17. bis ins 19. Jh. gebräuchliches Synonym für Schmied (s. d.), das den Unterschied zum (Schlosserarbeiten ausführenden) Kleinschmied hervorhebt (vgl. frühnhd. grop werk ‘grobe Schmiedearbeit’, 15. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
abweisend ·
barsch ·
brüsk ·
derb ·
flegelhaft ·
grob ·
grobklotzig ·
grobschlächtig ·
gröblich ·
kurz angebunden ·
rau ·
raubeinig ·
rauborstig ·
ruppig ·
rüde ·
rüpelhaft ·
schroff ·
uncharmant ·
unflätig ·
unfreundlich ·
ungalant ·
ungehobelt ·
ungeschliffen ·
unhöflich ·
unsanft ·
unwirsch ·
unzivilisiert ·
wenig galant ·
wirsch ●
nicht (gerade) die feine englische Art
fig.
·
bärbeißig
geh., fig.
·
hantig
ugs., bayr.
·
harsch
geh.
·
hau-drauf-mäßig
ugs.
·
in Wildwest-Manier
ugs.
·
nassforsch
geh.
·
pampig
ugs.
·
raubauzig
ugs.
·
rotzig
ugs.
·
rustikal
ugs., scherzhaft-ironisch
·
wie die Axt im Walde
ugs.
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Typische Verbindungen zu ›grobschlächtig‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›grobschlächtig‹.
Verwendungsbeispiele für ›grobschlächtig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Die bereitet der Geschichte ein ebenso blutiges wie grobschlächtig motiviertes Ende.
[Die Zeit, 01.05.1981, Nr. 19]
Er ist dem grobschlächtigen Holmes beträchtlich überlegen, wenn auch ohne ihn kaum denkbar.
[Die Zeit, 22.05.1959, Nr. 21]
Bei solchen grobschlächtigen Lügen bin ich ihm natürlich gehörig in die Parade gefahren.
[Süddeutsche Zeitung, 19.05.2003]
Wir wollten weg von unserem, wie soll ich sagen, etwas grobschlächtigen Image.
[Süddeutsche Zeitung, 02.09.1995]
Nicht sehr mutig, gewiß, aber so leicht wollte ich es den Herren mit der grobschlächtigen Art der Literaturhinrichtung nicht machen.
[Rathenow, Lutz: Die Geschichte zur Geschichte. In: ders., Die lautere Bosheit, Remchingen: Maulwurf 1992, S. 112]
Zitationshilfe
„grobschlächtig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/grobschl%C3%A4chtig>.
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