Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

Bedeutungsübersicht

  1. [gehoben] sehnsüchtig warten
    1. ⟨jmds., einer Sache harren⟩ jmdn., etw. herbeisehnen, herbeiwünschen
    2. [übertragen] ...
eWDG

Bedeutung

gehoben sehnsüchtig warten
Beispiele:
sie harrten den ganzen Tag
die harrende Menge
sprichwörtlichHoffen und Harren macht manchen zum Narren (= wer immer bloß abwartet und selbst nichts unternimmt, hat nichts zu erwarten)
jmds., einer Sache harrenjmdn., etw. herbeisehnen, herbeiwünschen
Beispiele:
wir haben seiner lange geharrt
er harrte gespannt der Dinge, die da kommen sollten
übertragen
Beispiele:
das große Werk harrte der Vollendung
die der Lösung harrenden Aufgaben
Teiche auf den Tauwind harren [ St. GeorgeGedichte10]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
harren · ausharren · beharren · beharrlich · Beharrlichkeit · Beharrungsvermögen · verharren
harren Vb. ‘sehnsüchtig, geduldig warten’. Die Herkunft des erst im Mhd. auftretenden Verbs (mhd. harren) ist nicht geklärt. Größere Verbreitung erfährt es in frühnhd. Zeit vom omd. Raum aus, besonders durch Luther. Heute vornehmlich in Präfixbildungen: ausharren Vb. ‘aushalten, geduldig warten’ (15. Jh.). beharren Vb. ‘zäh festhalten, standhaft sein, nicht nachgeben’, mhd. beharren; beharrlich Adj. ‘zäh, standhaft, hartnäckig’ (15. Jh.); Beharrlichkeit f. (17. Jh.; um 1500 Beharrlicheit); Beharrungsvermögen n. ‘Fähigkeit, fest an einer Stelle, einem Fleck zu bleiben’ (Ende 18. Jh.), in der Physik ‘Trägheit’ (Mitte 19. Jh.). verharren Vb. ‘zäh festhalten, aushalten’, spätmhd. verharren.

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(sich) gedulden · (sich) in Geduld fassen · (sich) in Geduld üben · abpassen · abwarten · ausdauern · ausharren · beharren · harren · warten · zuwarten  ●  nicht ungeduldig werden ugs. · teufen ugs., plattdeutsch, regional
Assoziationen
  • Ausdauer · Beharrlichkeit · Geduld
  • (etwas) geschehen lassen · den Dingen ihren Lauf lassen · nicht aktiv werden (in einer Sache) · nichts machen · nichts tun · nichts unternehmen · untätig bleiben  ●  (die) Dinge treiben lassen negativ · (die) Hände in den Schoß legen fig. · keinen Finger rühren fig. · tatenlos zusehen negativ
  • (abwarten bis) Gras über etwas gewachsen ist · aussitzen (wollen) · darauf spekulieren, dass etwas (mit der Zeit) vergessen wird  ●  Wenn du lange genug am Fluss sitzt, siehst du irgendwann die Leiche deines Feindes vorbeischwimmen. sprichwörtlich, variabel · auf ein Wunder warten fig. · hoffen, dass sich etwas von selbst erledigt variabel
  • Attentismus · auf Risikovermeidung bedacht  ●  Appeasement-Politik fachspr.
  • sehr gespannt sein (auf) · ungeduldig erwarten · ungeduldig warten (auf)  ●  (den) Moment herbeiwünschen (an dem ...) positiv · (einer Sache) entgegenfiebern positiv · (etwas) kaum erwarten können positiv · auf heißen Kohlen sitzen ugs., fig., negativ
  • (es) nicht eilig haben (mit) · (sich) endlos Zeit lassen (mit) · (zeitlich) nach hinten schieben · Zeit verstreichen lassen · auf den letzten Drücker erledigen · aufschieben · hinausschieben · retardieren · verdrängen · verschieben · verschleppen · verzögern · zurückhalten  ●  (etwas) liegen lassen fig. · (etwas) (sehr) ruhig angehen lassen ugs. · auf die lange Bank schieben ugs., fig. · hintanstellen geh. · prokrastinieren fachspr. · vor sich herschieben ugs., fig.
  • (jemandem) auflauern · (seinen) Beobachtungsposten beziehen · (sich) auf die Lauer legen
  • (die Dinge) auf sich zukommen lassen · (einfach) abwarten · darauf warten, was kommt · keine vorschnelle(n) Entscheidung(en) treffen (wollen)  ●  Abwarten und Tee trinken. Spruch · nicht übers Knie brechen (wollen) fig. · Erst tun mer mal garnix, dann schau'n mer mal, und dann wer'n mer scho' seh'n. ugs., scherzhaft, süddt., Spruch, variabel · abwarten! ugs., variabel · der Dinge harren, die da kommen (werden / mögen / sollen) geh., Redensart · ma kucken! ugs., ruhrdt. · schau'n mer mal! ugs., Spruch · schau'n wir mal! ugs., Spruch

harren · sich nicht (von der Stelle) rühren · stehen bleiben · verharren · verweilen · vor Ort bleiben · warten · weilen

Typische Verbindungen zu ›harren‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›harren‹.

Verwendungsbeispiel für ›harren‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Das alles ist dunkel, dunkel und harrt noch der Aufklärung. [Mann, Thomas: Buddenbrooks, Frankfurt a. M.: Fischer 1989 [1901], S. 209]
Nach Demonstrationen wie nach Wahlen harren die Probleme immer noch der Lösung. [Die Zeit, 13.06.1986, Nr. 25]
So begann man der gewaltigen Dinge zu harren, die da kommen sollten. [Die Zeit, 15.06.1984, Nr. 25]
Zunächst harrten fast alle der Dinge, die da geschehen mochten, eine Spannung, die wohl nicht zuletzt auf die verwirrende Architektur zurückzuführen war. [Die Zeit, 03.11.1967, Nr. 44]
Er war verrückt geworden, aber die Welt hatte ihn trotzdem nicht verlassen, sondern harrte geduldig bei ihm aus, ihrem letzten Bewohner. [Ransmayr, Christoph: Die letzte Welt, Gütersloh: Bertelsmann 1990 [1990], S. 233]
Zitationshilfe
„harren“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/harren>.

Weitere Informationen …

Diesen Artikel teilen:

alphabetisch vorangehend alphabetisch nachfolgend
Harpunengeschütz
Harpunenkanone
Harpunier
harpunieren
Harpyie
harsch
Harsch
Harscheisen
harschen
harschig

Worthäufigkeit

selten häufig

Wortverlaufskurve

Wortverlaufskurve 1600−1999
Wortverlaufskurve ab 1946

Geografische Verteilung

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Verteilung über Areale

Bitte beachten Sie, dass diese Karten nicht redaktionell, sondern automatisch erstellt sind. Klicken Sie auf die Karte, um in der vergrößerten Ansicht mehr Details zu sehen.

Weitere Wörterbücher

Belege in Korpora

Referenzkorpora

Metakorpora

Zeitungskorpora

Webkorpora

Spezialkorpora