von Heiden geprägt
heidnisch
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Heide1 · heidnisch · Heidentum · Heidenangst · Heidengeld · Heidenlärm
Heide1
m.
‘Anhänger einer nichtchristlichen Religion’.
Das Substantiv
ahd.
heidan
(8. Jh.),
mhd.
mnd.
mnl.
nl.
heiden,
aengl.
hǣþen,
engl.
heathen
und die Adjektive
ahd.
heidan
‘heidnisch’,
heidanisc
(s. unten),
asächs.
hēðin
(vgl. auch die Substantivierung
hēðino
neben
hēðin man),
mnl.
heiden,
anord.
heiðinn
schließen sich an
got.
haiþnō
‘Heidin’
an,
das Mark. 7, 26
griech.
Hellēnís
(Ἑλληνίς)
‘Hellenin, Griechin’,
daher
‘Nicht-Jüdin’,
wiedergibt.
Man sieht in der got. Bildung,
die mit der gotischen Mission ins Westgerm. gelangt,
eine singularisierte Entlehnung aus
griech.
(neutestamentlich)
tá éthnē
(τὰ ἔθνη)
‘die Heiden’
(eigentlich
‘die Völker’).
Für dieses ist,
wie auch für
griech.
ethnikós
(ἐθνικός)
‘zum (fremden) Volke gehörig, volkstümlich, heidnisch’,
spätgriech. Aspirierung anzunehmen,
so daß
got.
haiþn-
entsteht,
wobei
got.
ai
als Wiedergabe (in Lehnwörtern) von
griech.
ε
betrachtet werden muß;
vgl.
Man kann ferner vermuten,
daß
got.
in: PBB (T)
93 (1971) 29 ff.
haiþn-
mit
got.
haiþi
‘Feld, Acker’
(s.
Heide2
f.)
in Verbindung gebracht und als
‘zum fremden (nichtchristlichen) Volk gehörig, auf dem freien, unbebauten Lande lebend’
verstanden wurde;
vgl.
Die im Nhd. gültige Form
Kl. Schr.
517 ff.
Heide
tritt zuerst md. im 14. Jh. auf,
setzt sich im 16. Jh. durch
und bezeichnet,
vor allem in der Sprache der Bibel,
den Nichtjuden und Nichtchristen,
im Mittelalter und bis ins 16. Jh.
speziell auch den Mohammedaner,
in neuerer Zeit ferner
den dem Christentum Fernstehenden
(vgl.
moderner Heide).
heidnisch
Adj.
‘die Heiden betreffend, ihrer Art gemäß’,
ahd.
heidanisc
(8. Jh.),
mhd.
heidenisch.
Heidentum
n.
‘Gesamtheit der Heiden, heidnische Welt und Kultur’,
ahd.
heidantuom
(9. Jh.),
mhd.
heidentuom.
Seit dem 19. Jh. begegnet
Heiden-,
ausgehend von der Vorstellung des Ungezügelten, Furchterregenden, Schrecklichen
(vgl.
mhd.
heidenkraft
‘Heidenheer’,
heidendrō
‘Heidenzorn’),
als verstärkendes Bestimmungswort in Zusammensetzungen wie
Heidenangst
f.
‘panische Angst’,
Heidengeld
n.
‘große Menge Geldes’,
Heidenlärm
m.
‘starker Lärm’.
Typische Verbindungen zu ›heidnisch‹ (berechnet)
Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›heidnisch‹.
Verwendungsbeispiele für ›heidnisch‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Schade, aber in diesem Moment versagte sein heidnisches Empfinden, und er wurde ärgerlich.
[Reventlow, Franziska Gräfin zu: Herrn Dames Aufzeichnungen. In: Deutsche Literatur von Frauen, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1913], S. 8384]
Er ist vor allem aber nicht statisch beschaffen, wie alle heidnischen Götter bisher.
[Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung Bd. 3, Berlin: Aufbau-Verl. 1956, S. 328]
Wenn wir von den «Alten» sprechen, meinen wir damit die heidnischen Autoren.
[Curtius, Ernst Robert: Europäische Literatur und lateinisches Mittelalter, Tübingen: Francke 1993 [1948], S. 250]
Und wie verschieden ist der Glaube der getauften Christen von demjenigen ihrer heidnischen Väter!
[Haeckel, Ernst: Die Welträtsel, Berlin: Directmedia Publ. 2000 [1899], S. 34367]
Schließlich hatte sich die Kirche zunächst heftig gegen diesen heidnischen Brauch gewehrt.
[Die Zeit, 05.12.1997, Nr. 50]
Zitationshilfe
„heidnisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/heidnisch>.
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