heimlich
GrammatikAdjektiv · Komparativ: heimlicher · Superlativ: am heimlichsten
Aussprache [ˈhaɪ̯mlɪç]
Worttrennung heim-lich
Wortbildung
mit ›heimlich‹ als Erstglied:
Heimlichkeit · heimlichtun
·
mit ›heimlich‹ als Letztglied:
klammheimlich
· unheimlich · verheimlichen
Mehrwortausdrücke
heimlich, still und leise ·
still und heimlich ·
still und leise
Bedeutungsübersicht
- 1. vor anderen verborgen oder möglichst unauffällig, vor allem weil es verboten, unerwünscht oder einem selbst unangenehm oder peinlich ist
- 2. nicht offiziell, nicht als solche Person, Sache bekannt
- 3. im Verborgenen aktiv, lebend oder geschehend; (noch) nicht oder selten bemerkt oder beobachtet; (noch) nicht oder wenig bekannt
- 4. [veraltet, regional] Synonym zu heimelig
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
vor anderen verborgen oder möglichst unauffällig, vor allem weil es verboten, unerwünscht oder einem selbst unangenehm oder peinlich ist
siehe auch insgeheim, geheim (a)
Kollokationen:
als Adjektivattribut: ein heimlicher Liebhaber, Plan, Traum, Vaterschaftstest, Wunsch; eine heimliche Hoffnung, Liebe, Sehnsucht
als Adverbialbestimmung: heimlich heiraten, rauchen; jmdn., etw. heimlich beobachten, filmen, fotografieren, schmuggeln; heimlich wegschleichen, verschwinden
Beispiele:
Alkohol ist in der Islamischen Republik verboten. Und doch bieten
ihn viele Teheraner Gastronomen heimlich an. [Neue Zürcher Zeitung, 13.05.2023]
17 Prozent landesweit, im Bezirk Bregenz gar 20 Prozent, das sei
schlicht überwältigend, sagte der Spitzenkandidat der Grünen. »Mein
heimliches Traumziel, das ich niemandem verraten
habe, waren 14 Prozent.« [Der Standard, 22.09.2014]
[…] so viele uneingestandene Wünsche, eigennützige Absichten oder heimlicher Groll oder sogar zornige Gedanken nisten geheimnisvoll in den Tiefen der Seele. [Rhein-Zeitung, 31.10.2002]
Wir hatten verlangt, daß die bayerische Regierung über diese dunkle
Angelegenheit nähere Auskunft gibt, sofern sie sich nicht dem Vorwurf
aussetzen will, daß sie ihr unliebsame Personen
heimlich verschwinden läßt. [Berliner Zeitung, 26.10.1947]
Oft schlich ich heimlich in den Stall, um dem
Hans zu schmeicheln und ihm die saftigsten Kleebüschel vorzuwerfen. [Müller-Jahnke, Clara: Ich bekenne. Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1904], S. 52470]
2.
nicht offiziell, nicht als solche Person, Sache bekannt
Grammatik: meist attributiv
Kollokationen:
als Adjektivattribut: heimliche Helden, Sieger, Stars, Steuererhöhungen, Verlierer; die heimliche Hauptfigur, Hauptperson, Hauptstadt
Beispiele:
Unter kalter Progression versteht man eine
heimliche Steuererhöhung durch Inflation: Ein
Arbeitnehmer muss genauso viel Steuern zahlen wie zuvor, obwohl er weniger
Kaufkraft hat, sein Realeinkommen sinkt. [Die Welt, 27.10.2022]
Zürich sonnt sich gerne in seiner Rolle als
heimliche Hauptstadt der Schweiz, als pulsierende
Geschäftsmetropole mit internationaler Ausstrahlung. [Basler Zeitung, 09.10.2010]
Der heimliche Höhepunkt der Ausstellung, der
womöglich nicht allzu viel Publikum anzieht und daher in Ruhe zu betrachten
sein könnte, ist das Spätwerk »Atelierfenster«. [Süddeutsche Zeitung, 20.05.2023]
Kunden der Firma aus Mittelfranken sind etwa die
Rennsportabteilungen von Audi, BMW, Porsche, aber auch namhafte
Chiphersteller, Flugzeugbauer oder die Medizintechnik, erklärte
K[…] stolz. Seine Firma ist das, was man
Neudeutsch einen »Hidden Champion«, also einen
heimlichen Sieger, nennt. [Mittelbayerische, 11.06.2018]
Der irische Autor entwickelt hier ein stilles, feines Stück über
begrabene Träume und vertane Chancen, ohne seine Figuren zu denunzieren: Im
Gegenteil, sie erweisen sich in ihrer Unvollkommenheit als
heimliche Helden, die trotz aller Katastrophen
beherzt tun, was getan werden muss. [Der Standard, 15.02.2003]
3.
im Verborgenen aktiv, lebend oder geschehend; (noch) nicht oder selten bemerkt oder beobachtet; (noch) nicht oder wenig bekannt
Beispiele:
Heimliche Volkskrankheit Fettleber: Meist symptomlos,
dennoch ein Alarmsignal
[Überschrift] [Oberösterreichische Nachrichten, 07.12.2022]
Sie [Wildkatzen] ähneln zwar getigerten
Hauskatzen, bilden aber eine eigene Art und leben »sehr
heimlich in strukturreichen, naturnahen
Waldgebieten«. [Salzburger Nachrichten, 30.11.2022]
»Zwar wissen wir durch seine Spuren, dass es ihn gibt, aber gesehen
habe ich einen Luchs hier noch nie.« Selbst für den Profi gibt es in der
Taiga von Kuhmo also noch Geheimnisse zu entdecken. Aber irgendwann wird er
auch den heimlichsten aller Waldbewohner mit der
Kamera erwischen. [Mittelbayerische, 20.05.2017]
Ganze 28 Arten konnten akustisch wie auch visuell erkannt werden,
darunter die bekannten Amsel, Buchfink sowie Kohl‑ und Blaumeise. Aber auch
die heimlicheren Gartenbaumläufer, Gartengrasmücken,
Sumpfmeisen und sogar ein Schwarzmilan wurden gesichtet. [Leipziger Volkszeitung, 21.04.2007]
Dass es aber noch heimlichere Wege des
Gentransfers gab, wurde bewiesen, als plötzlich manipulierte Rapsgene im
Erbgut der Darmbakterien von Honigbienen auftauchten. [Badische Zeitung, 21.12.2004]
4.
veraltet, regional Synonym zu heimelig
Beispiele:
Heimatliche Gefühle verbindet P[…] noch immer mit Schwadorf: »In Wien ist man erst bei seiner Haustür zu Hause, in Schwadorf bekommt man bereits das heimliche Gefühl auf der B10.« [Niederösterreichische Nachrichten, 14.11.2007]
Ich fühlte mich nicht mehr heimlich in den schönen Zimmern. [Jakob Wassermann: Christian Wahnschaffe. Berlin 1928]
Und als ihm in Merkendorf da und dort aus den Stuben ein heimliches Abendlicht entgegenschimmerte, wie vom Himmel die ersten Sterne, fühlte er ganz, was es heiße, Mutter und Heimat auf Nimmerwiederkommen zu verlassen. [[o. A.]: Deutsche Jugend. Teil 3. 4. Schuljahr. [Schülerband]. 10. Aufl. Braunschweig 1918]
Schützend springen die Dächer hervor, die zierlichen Zimmer 20 Reihn um den einsamen Hof heimlich und traulich sich her. [Porger, Gustav [u. a.]: Deutsches Lesebuch für Lyzeen und höhere Mädchenschulen. Siebenter Teil. 3. Klasse. [Schülerband]. Ausgabe für Hannover. 7. Auf. Bielefeld 1917]
letzte Änderung:
Zum Originalartikel des WDG gelangen Sie hier.
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
heimlich · unheimlich · Heimlichkeit · verheimlichen
heimlich Adj. ‘unauffällig, verstohlen, geheim’, ahd. heimlīh ‘häuslich, einheimisch, heimatlich’ (11. Jh.), mhd. heim(e)lich, auch ‘vertraut, vertraulich, zahm, geheim, verborgen’, mnd. hēmelīk, mnl. heimelijc, hēmelijc, nl. heimelijk ‘geheim, verstohlen’ sind abgeleitet (s. -lich) von den unter Heim (s. d.) behandelten Substantivformen. Aus einer Bedeutung ‘häuslich, dem begrenzten häuslichen Kreis angehörend’ entwickelt sich bereits im Mhd. ‘fremden Augen entzogen’, daher ‘geheim, versteckt’. – unheimlich Adj. ‘nicht vertraut, beunruhigend, Unbehagen hervorrufend’, mhd. unheimlich ‘nicht vertraut, fremd’; seit dem 19. Jh. auch in steigerndem Sinne ‘außerordentlich, riesig’. Heimlichkeit f. ‘Verborgenheit, Unauffälligkeit, geheimnisvolles Tun, Geheimnis’, mhd. heim(e)līchkeit ‘Annehmlichkeit, Freude, vertraute Gemeinschaft, Geheimnis’. verheimlichen Vb. ‘bewußt nicht mitteilen, verbergen, verschweigen’ (18. Jh.), Neubildung zu heimlich; vgl. mhd. heim(e)līchen ‘heimisch, zur Heimat machen, vertrauten Umgang pflegen, sich vertraut machen’.
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Assoziationen |
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Militär,
Politik
geheim ·
getarnt ·
heimlich ·
im Untergrund ·
verdeckt ●
hinter den Kulissen fig. ·
hinter jemandes Rücken fig. ·
klandestin veraltend, lat.
Assoziationen |
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Assoziationen |
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Antonyme |
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(möglichst) unauffällig ·
heimlich ·
heimlich, still und leise ·
im Geheimen ·
im Stillen ·
im Verborgenen ·
in aller Stille ·
insgeheim ·
ohne dass jemand das mitbekommt ·
stillschweigend ·
unbemerkt ·
unbeobachtet ·
verborgen ·
verdeckt ·
versteckt ·
verstohlen ●
hinter vorgehaltener Hand fig. ·
im Hintergrund fig. ·
in den Hinterzimmern fig. ·
unter der Hand fig. ·
unterm Tisch fig. ·
bei Nacht und Nebel ugs., fig. ·
klammheimlich ugs. ·
stickum ugs. ·
stieke ugs., veraltend, berlinerisch ·
stiekum ugs. ·
still und leise ugs. ·
ungesehen ugs.
Assoziationen |
|
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