Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

heimsuchen

Grammatik Verb
Aussprache 
Worttrennung heim-su-chen
Wortzerlegung heim- suchen
Wortbildung  mit ›heimsuchen‹ als Erstglied: Heimsuchung
eWDG

Bedeutung

etw. sucht etw., jmdn. heimetw. trifft etw., jmdn. als Unglück
Beispiele:
ein Unwetter, Krieg, eine Seuche sucht ein Land heim
diese Stadt wurde von einem Erdbeben heimgesucht
etw. befällt jmdn.
Beispiele:
eine schwere Krankheit hat ihn heimgesucht
jmd. wird von Verzweiflung, Vorahnungen, Schwindelanfällen heimgesucht
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Heim · Heimbürge · Heimgarten · heim · daheim · heimgehen · Heimgang · heimkehren · Heimkehr · heimzahlen · Heimzahlung · heimisch · heimleuchten · heimsuchen · Heimsuchung · heimwärts · Heimweg · Heimweh
Heim n. ‘Zuhause, Wohnung, Wohnstätte für einen bestimmten Personenkreis, Stätte für Zusammenkünfte und Veranstaltungen’, ahd. heima f. ‘Wohnsitz, Heim, Heimat’ (10. Jh.; vgl. faterheim m. und faterheima f. ‘Heimat, Vaterland, Geburtsland’, Hs. 12. Jh.), mhd. heim n. ‘Wohnstätte, Haus, Heimat’, asächs. hēm n., mnd. hēm(e) f., hēm n., mnl. heem, heim n., nl. (älter) heem, aengl. hām m., auch ‘Landgut, Dorf’, engl. home, anord. heimr m. ‘Heimat, Welt’, schwed. hem ‘Wohnung, Haus, Heimat’ (germ. *haima-) und (i-Stamm) got. haims f. ‘Dorf, Flecken’ gehören mit ie. mo- (bzw. mā-) Suffix wie griech. (dehnstufig) kṓmē (κώμη) ‘Dorf’, air. cōim, cōem, akymr. cum ‘lieb, teuer’, lit. šeimà ‘Familie, Gesinde’, russ.-kslaw. sěmь ‘Person’, russ. sem’já (семья) ‘Familie’ zur Wurzel ie. *k̑ei- ‘liegen’, auch ‘Niederlassung, Lager, Wohnsitz’ und weiter ‘traut, lieb’; dazu auch griech. ké͞isthai (κεῖσθαι) ‘liegen, sich befinden, stattfinden’ sowie Heirat, geheuer und vielleicht auch Oheim (s. d.). Die Bedeutung ‘Dorf, Gemeinde’ (vgl. got. haims) bewahren die Komposita Heimbürge m. ‘Gemeindevorsteher, Aufseher’, ahd. heimburgo (Hs. 12. Jh.), mhd. heimbürge (im Omd. auch ‘Leichenbestatter’, 17. Jh., dazu Heimbürgin ‘Leichenfrau’, 18. Jh.), und Heimgarten m. (obd.) ‘Gemeindegarten, Dorfanger’, ahd. heimgart(o) (10. Jh.), mhd. heim-, heingarte. Vom 16. Jh. an wird der Gebrauch des Substantivs Heim in der Literatursprache selten. Eine um die Mitte des 18. Jhs. einsetzende Neubelebung (mit neutralem Genus) erfolgt wohl unter Einfluß des nachfolgend genannten Adverbs heim. – heim Adv. ‘nach Hause’, hervorgegangen aus dem adverbiell gebrauchten Akkusativ Sing. Mask. des Substantivs, ahd. heim (9. Jh.), mhd. heim ‘nach Hause’, vgl. ahd. heime (9. Jh.), heimi (11. Jh.), mhd. heime ‘zu Hause’. daheim Adv. ‘zu Hause’, ahd. thār heime (9. Jh.), mhd. dā heim(e). Vielfach in Verbindung mit Verben, vgl. heimgehen Vb. ‘nach Hause gehen’ (15. Jh.), übertragen ‘sterben’ (18. Jh.), dazu entsprechend Heimgang m. (19. Jh.); heimkehren Vb. ‘in die Heimat, nach Hause zurückkehren’ (16. Jh.), Heimkehr f. (18. Jh.); heimzahlen Vb. ‘zurückzahlen, vergelten’ (18. Jh.), Heimzahlung f. (19. Jh.). heimisch Adj. ‘heimatlich, häuslich, vertraut, gewohnt’, ahd. heimisc (8. Jh.), mhd. heim(i)sch, auch ‘zahm, nicht wildwachsend’. heimleuchten Vb. ‘jmdn. mit einer Leuchte, Fackel nach Hause geleiten’ (16. Jh.), dann ‘wegjagen, einem Beine machen’ (18. Jh.). heimsuchen Vb. ‘in übelwollender Absicht, belästigend aufsuchen, als Unglück treffen, zustoßen’, mhd. heimsuochen ‘besuchen, feindlich überfallen’, aus mhd. heime suochen ‘in freundlicher oder feindlicher Absicht daheim aufsuchen’; Heimsuchung f. ‘schweres Unglück, harter Schicksalsschlag’, (obd.) ‘Haussuchung’, mhd. heimsuochunge ‘Hausfriedensbruch’. heimwärts Adv. ‘in Richtung Heimat, nach Hause zu’, ahd. heimwartes (9. Jh.), mhd. heimwart, heimwert (s. -wärts). Heimweg m. ‘Weg nach Hause’, mhd. heimwec. Heimweh n. ‘Sehnsucht nach der Heimat, nach dem Zuhause’ (Ende 16. Jh.). Das anfangs als Krankheitsbezeichnung wahrscheinlich in der Schweiz entstandene Substantiv verbreitet sich unter Aufgabe des medizinischen Sinnes von der 2. Hälfte des 18. Jhs. an. S. Nostalgie.

Thesaurus

Synonymgruppe
(jemanden) ergreifen  fig. · (jemanden) heimsuchen  fig. · (jemanden) überkommen  fig. · (jemanden) übermannen  fig. · ergriffen werden (von)  fig., Hauptform · (etwas) überrieselt jemanden  ugs., fig. · (jemanden) packen  ugs., fig. · (sich) jemandes bemächtigen  geh., veraltend
Assoziationen
Synonymgruppe
(jemandem) zusetzen · (jemanden) befallen · (jemanden) beuteln · (jemanden) heimsuchen · (jemanden) plagen  ●  (jemandem) zu schaffen machen (Sache)  Hauptform · zwicken und zwacken  ugs.
Synonymgruppe
abhetzen · aufreiben · brechen · enervieren · entkräften · entnerven · ermatten · ermüden · heimsuchen · mürbe hauen · mürbe klopfen · mürbe kriegen · mürbe machen · strapazieren · zermürben  ●  kleinkriegen  ugs.

Typische Verbindungen zu ›heimsuchen‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›heimsuchen‹.

Verwendungsbeispiele für ›heimsuchen‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Auch werden sie öfters von seltsamen Gelüsten anderer Art heimgesucht. [Thilo, Maria von: Die Hygiene des Weibes, Berlin: Möller 1904, S. 45]
Man sagte uns, die ganze Stadt sei verschont geblieben, und nur dies eine Haus werde vom Unheil heimgesucht. [Sudermann, Hermann: Das Bilderbuch meiner Jugend. In: Simons, Oliver (Hg.) Deutsche Autobiographien 1690-1930, Berlin: Directmedia Publ. 2004 [1922], S. 994]
Zumeist suchten sie den Medien zufolge aber spärlich bewohnte Gebiete bei Tageslicht heim. [Die Zeit, 15.04.2012 (online)]
Wie oft wird man sie wohl mit den immer selben Fragen heimgesucht haben? [Süddeutsche Zeitung, 14.11.1994]
Wenn ihr uns dazu zwingt, werden wir das Dritte Reich von einem Ende zum anderen heimsuchen. [Die Welt, 21.07.2003]
Zitationshilfe
„heimsuchen“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/heimsuchen>.

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