Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

hinlänglich

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GrammatikAdjektiv
Aussprache 
Worttrennung hin-läng-lich
Wortzerlegung hinlangen -lich
eWDG

Bedeutung

genügend, ausreichend
siehe auch langen (3)
Beispiele:
diese Tatsache ist mir hinlänglich bekannt
nach zwei Stunden hatte er sich hinlänglich erholt
ich bin darüber nicht hinlänglich informiert, unterrichtet
du hast diese Frage noch nicht hinlänglich beantwortet
es muss für hinlänglichen Ersatz gesorgt werden
um für ein hinlänglicheres und besseres Mahl Anstalten zu treffen [ Stifter2,209]
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
hin · hinnen · hingegen · hinweg · hinreißen · hinrichten · Hinrichtung · hinfällig · hinlänglich · Hinsicht · hinsichtlich
hin Adv. ‘von hier (nach dort)’, ursprünglich (im Gegensatz zu her, s. d.) den Standpunkt des Sprechenden als Ausgangspunkt einer zielgerichteten Handlung charakterisierend, daher bei Übertragung auf zeitliche Verhältnisse von der Gegenwart aus in die Zukunft oder in die Vergangenheit weisend (vgl. die zusammengesetzten Adverbien fernerhin, künftighin, späterhin, weiterhin bzw. letzthin, vorhin). Ahd. hina (8. Jh.), mhd. hin(e), asächs. hin- (in hinfard), mnd. hen, hēn(e), mnl. hēne, nl. heen, aengl. hin- (in Komposita) sind Bildungen mit n-Suffix zu dem auch in her, heuer, heute (s. d.) sowie in engl. he (s. er) vorliegenden Pronominalstamm germ. *hi-, der mit der unter hier (s. d.) dargestellten Bildung und außergerm. Formen wie dem ganz zu hin stimmenden air. cen ‘diesseits, ohne’, ferner air. ‘diesseitig’, lat. cis ‘diesseits’, lit. šìs, aslaw. , aruss. sь(sь) (neben sьjь, russ. älter sej, сей) ‘dieser’ auf ie. *k̑(e)i- ‘dieser, jener’ zurückgeht. Daneben stehen Formen wie lat. ce- (in cedo ‘gib her’, cēterus ‘der übrige, andere’), -ce (in ecce ‘siehe da’, verkürzt in hic ‘dieser’, illīc ‘dort’, nunc ‘jetzt’), die auf ie. *k̑e-, *k̑o- ‘dieser, jener’ weisen. Die Bedeutung ‘von hier’ lebt im Dt. vor allem in adverbiellen Zusammensetzungen weiter, die die Richtungsangabe präzisieren, vgl. hinab (mhd. hin abe, hin ab), hinauf (ahd. hina ūf, um 1000, mhd. hin ūf), hinaus (ahd. hina ūʒ, 9. Jh., mhd. hin ūʒ), hindurch (mhd. hin durch), hinein (ahd. hina in, um 1000, mhd. hin īn, hin in), hinzu (mhd. hin zuo) u. a. (wovon obd. und omd. Kürzungen wie nauf, naus, nein). Meist aber betont hin jetzt (bei Vernachlässigung des Sprecherstandpunkts) die Richtung auf ein in einer weiteren Ortsangabe genanntes Ziel zu (zum Meer, nach Süden hin, außerdem Zusammensetzungen wie dahin, dorthin, wohin, diese auch durch zwischengeschobene Satzglieder getrennt, vgl. wo willst du hin?); gelegentlich hebt es die Tatsache des Entfernens, Beseitigens hervor (synonym mit fort, weg, s. d., daher übertragene Verwendung wie ‘verloren, vernichtet, erschöpft, tot’) oder kennzeichnet den stetigen Fortgang einer Bewegung (über die Berge, am Flusse hin, hierzu wohl Adverbien wie gemeinhin, leichthin, schlechthin). Schon früh steht hin in enger Verbindung mit Zeitwörtern, namentlich Bewegungsverben; mit diesen wächst es im Nhd. zu trennbaren Verbalkomposita zusammen. Unter semantischem Einfluß bestimmter häufig hinzutretender Verben wie fallen, sinken, stürzen nimmt das Adverb auch den Sinn ‘auf den Boden zu, nieder’ an. – hinnen Adv. ‘von hier’, ahd. hin(n)ā̌n, hin(a)na (8. Jh.), mhd. hinne(n), hinnān, asächs. hinan(a), mnd. henne(n), hin(n)e(n), mnl. hēnen, nl. henen, aengl. heonon(e) (weitergebildet engl. hence). Das in den älteren dt. Sprachstufen auch temporal verwendete (‘von jetzt an’), auf Erweiterung der unter hin (s. oben) angeführten Formen beruhende Adverb (vergleichbar mit dannen, s. d.) tritt im Mhd. oft, im Nhd. regelmäßig in der verdeutlichenden präpositionalen Fügung von hinnen auf (mehrfach schon ahd. fona hinana, fona hinna, 8. Jh., fona hinan, 9. Jh., ‘fortan’); seit dem 19. Jh. schwindet es aus dem lebendigen Sprachgebrauch. hingegen Konj. ‘im Gegensatz dazu, dagegen’ (zuerst in der Verbindung da hingegen, Ende 16. Jh.), daneben im älteren Nhd. Adverb ‘daraufhin, als Antwort darauf’ (Mitte 16. Jh.) ist eine frühnhd. Bildung, der mhd. dar engegene, her engegene, als reine Ortsangabe auch hin engegene (s. entgegen) vorausgehen. hinweg Adv. ‘fort von hier, weg’, spätmhd. hinwec, nach dem Vorbild mit hin zusammengesetzter Adverbien (s. oben) umgeformt aus gleichbed. mhd. enwec (s. weg). hinreißen Vb. ‘in eine bestimmte Richtung fortreißen’, häufiger jedoch ‘begeistern, entzücken’, mhd. hin rīʒen ‘weg-, fortreißen’ (s. reißen). Die in der 1. Hälfte des 18. Jhs. sich ausbreitende metaphorische Verwendung wird besonders im adjektivischen und adverbiellen Gebrauch der Partizipien hingerissen ‘in höchstem Maße begeistert’ und hinreißend ‘bezaubernd, überwältigend’ deutlich (letzteres in neuerer Zeit oft nur eindringlich-verstärkende Übertreibung); vgl. ferner sich zu etw. hinreißen lassen ‘etw. im Affekt tun’ (19. Jh.). hinrichten Vb. ‘an jmdm. das Todesurteil vollstrecken’; im Frühnhd. zunächst ‘zugrunde richten, verderben, töten’ (15. Jh.), erklärbar aus der Verbindung von hin ‘nieder, zu Boden’ (s. oben) mit richten (s. d.) in derBedeutung ‘in eine bestimmte Richtung bringen’. Unter Einfluß der Rechtssprache, die frühnhd. richten (wie schon mhd. rihten) auch im Sinne von ‘das Todesurteil vollstrecken’ kennt, zeigt hinrichten vom frühen 16. Jh. an gelegentlich ebenfalls diese spezielle Verwendungsweise, die seit dem 19. Jh. ausschließlich gilt. Dazu Hinrichtung f. ‘Vollstreckung des Todesurteils’ (16. Jh.). hinfällig Adj. ‘altersschwach, gebrechlich, vergänglich’, mhd. hinvellec ‘umfallend, sterbend’, frühnhd. hinfellig auch ‘rückfällig’ und ‘vergänglich’ (15. Jh.), seit dem 17. Jh. daneben ‘gegenstandslos, haltlos’; Ableitung von mhd. hin vallen, frühnhd. hinfallen ‘zu Boden fallen’, im 16. Jh. auch ‘vergehen, verschwinden’ (wozu Anfang 17. Jh. hinfallen lassen ‘fallen lassen, gegenstandslos machen’). hinlänglich Adj. ‘ausreichend, genügend’, vorwiegend in adverbieller Funktion (17. Jh.), zum Verb hinlangen ‘sich bis zu einer bestimmten Stelle erstrecken’ (16. Jh.), ‘ausreichen’ (17. Jh., s. langen, gelangen). Hinsicht f. ‘das In-Betracht-Ziehen, Beziehung’, in der 2. Hälfte des 18. Jhs. aufkommende, besonders der Amts- und Gelehrtensprache angehörende Bildung (nach gleichbed. lat. respectus?, s. Respekt), nur üblich in formelhaften Wendungen wie in dieser, jeder, mancherlei Hinsicht und in Hinsicht auf etw. (vgl. älteres in Absicht, in Ansehung, in Betracht u. ä.); dazu hinsichtlich Präp. mit Genitiv, zunächst in der Konstruktion hinsichtlich auf etw. auch Adverb (um 1800).

Bedeutungsverwandte Ausdrücke

(es) reicht · ausreichend · gebührend · genug · genügend · hinlänglich · hinreichend · in Maßen · sattsam · zur Genüge  ●  über Mangel an (etwas) kann sich niemand beklagen floskelhaft, variabel · (und das) nicht zu knapp ugs. · reichlich ugs. · satt (nachgestellt) ugs.
Oberbegriffe
Assoziationen

durchaus · eher · einigermaßen (Gradadverb) · halb · nicht un... · reichlich · relativ · vergleichsweise · verhältnismäßig · ziemlich  ●  ganz ugs. · ganz schön ugs. · halbwegs ugs. · hinlänglich geh. · in Grenzen geh. · leidlich geh. · mäßig geh. · recht ugs. · schon ganz ugs.
Assoziationen
  • (es ist) nicht weit her (mit) · (sich) in Grenzen halten · (ziemlich) bescheiden · den Umständen entsprechend · durchschnittlich · durchwachsen · mittelmäßig · passabel  ●  einigermaßen ugs. · geht so ugs. · medioker geh., bildungssprachlich · mittelprächtig ugs. · mäßig geh. · mäßig bis saumäßig ugs., sarkastisch · na ja ugs. · nicht (so) berauschend ugs. · nicht (so) berühmt ugs. · nicht besonders ugs. · nicht so dolle ugs. · nicht so prickelnd ugs., fig., variabel · nicht so toll ugs. · so einigermaßen ugs. · so lala ugs.
  • nicht besonders gut  ●  Alles Scheiße, deine Elli. derb, Spruch, variabel · beschissen ist noch gestrunzt ugs., regional, Spruch, scherzhaft-ironisch · geht so ugs. · ging so ugs. · ich kann nicht besser klagen ugs., scherzhaft-ironisch · na ja okay ugs. · so so ugs.
  • (ganz) anständig · annehmbar · ausreichend · brauchbar · guter Durchschnitt · hinreichend · reicht (aus)  ●  (da) gibt's nichts zu meckern ugs. · (da) kann man nicht meckern ugs. · (da) kann man nichts sagen ugs. · (ganz) akzeptabel ugs. · (ist) auch schön! ugs., ironisierend · ganz gut ugs. · ganz ordentlich ugs. · geht in Ordnung ugs. · gut und schön (aber) ugs. · jetzt nicht (der absolute Hit o.ä.) ugs. · kann angehen ugs. · kann sich sehen lassen ugs. · keine Offenbarung (aber ...) ugs. · könnte schlimmer sein ugs., ironisch · leidlich gelungen geh. · nicht schlecht ugs. · nicht übel ugs. · passt schon ugs., süddt. · schon in Ordnung ugs. · schon okay ugs. · schön und gut (aber) ugs.
  • ausgesprochen (Gradadverb) · ganz und gar · gänzlich  ●  betont geh. · prononciert geh.
  • im Großen und Ganzen · in etwa · könnte man sagen · mehr oder weniger · sozusagen  ●  (so) quasi ugs. · irgendwie ugs. · keine Ahnung ugs. · oder so ugs. · praktisch ugs. · so ungefähr ugs. · so(was) in der Art ugs. · sone Art ugs. · sowas wie ugs.
  • gegenüber · gemessen an · im Vergleich zu · im Verhältnis zu · in Relation zu · neben · verglichen mit  ●  dafür (dass) ugs. · dagegen ugs.
  • relativ · tendenziell · vergleichsweise · verhältnismäßig  ●  eher ugs.
  • in Maßen · mäßig · nicht besonders · nicht sonderlich · nicht weiter
  • bis zu einem gewissen Grad(e) · in einem gewissen Umfang · in gewissem Maß(e) · in gewissem Rahmen · in gewissem Umfang · in gewisser Hinsicht · teilweise · zum Teil  ●  ein Stück weit ugs.
  • einigermaßen ansprechend · mäßig schön · nicht unbedingt hässlich  ●  keine Begeisterungsstürme auslösen(d) variabel · ganz okay ugs. · leidlich schön geh. · nicht schön, aber selten ugs., ironisch · schön ist anders ugs., salopp

akzeptabel · auskömmlich · gebührend · genügend · hinlänglich · hinreichend · zufriedenstellend · zur Genüge · zur Zufriedenheit (von jemandem)
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›hinlänglich‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›hinlänglich‹.

Verwendungsbeispiel für ›hinlänglich‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Allein die Beschreibung der Proben würde die damalige Zeit hinlänglich charakterisieren. [Schulze, Ingo: Neue Leben, Berlin: Berlin Verlag 2005, S. 450]
Allerdings wären wir damit dem hinlänglich bekannten biographischen Fehler verfallen, unserem Helden etwas vorzuwerfen. [Hildesheimer, Wolfgang: Marbot, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1981, S. 276]
Durch hinlängliche Grade außeralltäglicher asketischer Leistungen kann man schlechthin jede Wirkung erzielen. [Weber, Max: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. In: Weber, Marianne (Hg.) Gesammelte Aufsätze zur Religionssoziologie, Bd. II, Tübingen: Mohr 1921 [1920-1921], S. 141]
Die Geschichte, die ihn interessiert, ist nicht neu; es ist hinlänglich bekannt, daß Deutsche 1945 in Polen drangsaliert wurden. [konkret, 1995]
Daß daraus »erfolgreiche neun Jahre« geworden sind, vermag keiner der beiden hinlänglich zu erklären. [Der Spiegel, 13.11.1989]
Zitationshilfe
„hinlänglich“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/hinl%C3%A4nglich>.

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