umgangssprachlich ⟨jmd. hottet (etw.)⟩
a)
(in leidenschaftlicher Weise) Jazz, insbesondere Hot (1) spielen
Beispiele:
»Wir hotteten, bis uns die Finger
bluteten«, schreibt [Jazzpianist Michael]
Naura in seinem Buch
Jazz-Attacken. [Frankfurter Rundschau, 18.02.2004]
Es hotteten 35 Bands mit 220 Musikern aus
zehn Ländern und boten an fünf Festivaltagen für rund eine halbe Million
Zuschauhörer mehr als 300 Stunden Jazz. [Leipziger Volkszeitung, 30.12.2008]
Vom begeisterten
Publikum gedrängt, setzten sie sich am Schluss gleichzeitig alle ans
Klavier und hotteten sechshändig Jazz nach Strich
und Faden. [Aachener Zeitung, 07.11.2008]
Ganz früher haben sie schon mal gemeinsam gejazzt und
gehottet, die drei Herren im gesetzten
Alter. [Allgemeine Zeitung, 18.02.2003]
allgemeinerGediegenes Handwerk mit Folkie‑Einschlag ist [beim Konzert von »Toad The Wet Sprocket«] zu erwarten,
vielleicht sogar Momente jener Rührung, die entsteht, wenn sympathische
Neurotiker sich auf der Bühne in die Enthemmung
hotten. [die tageszeitung, 06.02.1993]
Die drei Saxophonspieler im Vordergrund spielen, oder besser
gesagt »hotten« im Stehen. [Neues Deutschland, 20.11.1946]
b)
ausgelassen, verausgabend tanzen
besonders mit rhythmisch betonter Gestik zu Jazzmusik
besonders mit rhythmisch betonter Gestik zu Jazzmusik
Beispiele:
Ab 21 Uhr bis
tief in die Nacht wird dann wild »gehottet«:
Swing‑Fans zwischen 18 und 30 Jahren wirbeln ihre Arme und Beine durch
die Luft, springen übereinander und kreisen die Hüften, bis ihnen die
Schweißperlen auf der Stirn stehen. Getanzt werden Lindy‑Hop, Shag,
Boogie‑Woogie und Charleston. [Welt am Sonntag, 03.08.2008]
Wollen junge Leute Spaß haben und mal eine Nacht durchmachen,
geht’s ab in die Disko. Da wird auf der Tanzfläche
gehottet, gesprungen, sich verrenkt. [Leipziger Volkszeitung, 14.01.2019]
»Ich habe mich der Musik hingegeben wie einer Droge«, sagt er.
Vor allem aber fühlte er sich aufgehoben in der Gemeinschaft: »Bei den
Swings (= oppositionelle Jugendkultur im Nationalsozialismus) habe ich gelernt, frei zu atmen,
ohne in Angst zu leben.« Statt im Gleichschritt zu marschieren,
»hotteten« sie – abgeleitet von »Hot Music«,
dem Synonym für Jazz. [Der Spiegel, 20.11.2016 (online)]
Ab 19.30 Uhr soll die Innenstadt in ein großes Tanzfest
verwandelt werden. An zehn Orten und Plätzen kann kostenlos geswingt,
gehottet, gerockt und klassisch getanzt
werden. [Badische Zeitung, 12.07.2008]
Während Deutschland gerade dabei ist, Moskau erobern zu wollen,
wird in »Leo’s Bar« ausgelassen zu »The Swing Is On« […] geswingt und
gehottet. [Berliner Morgenpost, 22.02.2005]
Damals haben wir ganz wild gehottet, zu
Pop, Wave und Hits aus den 70er‑ und 80er‑Jahren. Schön war das, nicht
so ein Krach, wie ihn die Jugend heute hört! [Hamburger Abendblatt, 19.04.2001]
Von der Tanzmeile Hasenheide heißt es: »Man ging nicht tanzen,
sondern puffern, schweuern, hotten, zittern«.
[…] Der
Obrigkeit war dieses hemmungslose Treiben durchaus unheimlich. [die tageszeitung, 01.06.1990]