gehoben, veraltend einem Ideal angenähert
Duden GWDS, 1999
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
ideal · idealisch · Ideal · idealisieren · Idealismus · Idealist · idealistisch
ideal
Adj.
‘nur gedacht, vorbildlich, mustergültig’.
Seit dem 17. Jh. wird
Ideal-,
aus
spätlat.
ideālis
‘dem Urbild entsprechend’
(5. Jh.),
abgeleitet von
lat.
idea
(s.
↗Idee),
alserstes Glied in Zusammensetzungen gebräuchlich,
vgl.
Idealform
‘mustergültige Form’
(17. Jh.,
nach
spätlat.
forma ideālis),
Idealbild,
Idealschönheit
(18. Jh.).
Um 1800 tritt
ideal
auch als selbständiges Adj. mit der Bedeutung
‘vorbildlich, mustergültig’
auf.
Spätlat.
ideālis
erhält in der Gelehrtensprache des 14. Jhs.
(Ockham)
die Bedeutung
‘nur geistig existent, gedanklich’,
im Dt. seit der 1. Hälfte des 18. Jhs. durch
ideal
‘nur gedacht, geistig vorgestellt’
wiedergegeben.
Daneben steht ebenfalls auf
ideālis
zurückgehendes
idealisch
Adj.
(nach der Mitte des 18. Jhs.),
zunächst gleichbed. mit
ideal
in beiden Verwendungen
und bis ins 19. Jh. gebräuchlich.
Im 19. Jh. setzt sich
ideal
‘vorbildlich, mustergültig’
gegenüber
idealisch
durch,
während
idealisch,
ideal
im Sinne von
‘nur gedacht, geistig vorgestellt’
durch
↗ideell
(s. d.)
ersetzt wird.
Ideal
n.
‘Vollkommenheitsbegriff, Muster, Vorbild’
(18. Jh.,
nach
Wieland
1775 bereits Modewort).
idealisieren
Vb.
‘etw. vollkommener sehen, als es in Wirklichkeit ist’
(18. Jh.),
zu
Ideal
gebildet.
Idealismus
m.
philosophische Grundrichtung,
die im Gegensatz zum Materialismus
das Bewußtsein gegenüber der Materie als primär und bestimmend ansetzt
(18. Jh.),
bei M. Mendelssohn
‘Lehre, nach der die Außenwelt nur im Bewußtsein existiert’;
auch
‘opferbereite Begeisterung’
(19. Jh.).
Idealist
m.
‘Anhänger des Idealismus, wer sich nach Idealen richtet’
(18. Jh.).
idealistisch
Adj.
‘den Idealismus betreffend, nach der Verwirklichung von Idealen strebend’
(19. Jh.).
Verwendungsbeispiele für ›idealisch‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Dem idealisch wohlgebildeten Mann konnte man freilich nur in Eliten huldigen, in denen der Homosexuelle offen auftreten durfte.
Süddeutsche Zeitung, 09.07.1999
Der Geist von 1815 war idealischer und jünglingshafter als der von 1914, aber wie dieser hat er tief in das folgende Jahrhundert hineingewirkt.
Die Zeit, 28.09.1984, Nr. 40
Auch hier zeigt noch das erste Buch, voller Überschwenglichkeit, die selbstgeschaffene Welt Meisters, idealisch überfüllt, voll Poesie und Schauspiel.
Bloch, Ernst: Das Prinzip Hoffnung Bd. 3, Berlin: Aufbau-Verl. 1956, S. 59
Falsch wäre es indes, das Marbacher Unternehmen ausschließlich unter das Vorzeichen einer idealischen Ausnüchterung zu stellen.
Der Tagesspiegel, 24.04.2005
Kein Zeitgenosse glaubt oder praktiziert noch die Spaltung von idealischer und animalischer Liebe.
Sloterdijk, Peter: Kritik der zynischen Vernunft Bd. 2, Frankfurt: Suhrkamp 1983, S. 605
Zitationshilfe
„idealisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/idealisch>, abgerufen am 01.03.2021.
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