jammernde, winselnde o. ä. Laute von sich geben
jammern
GrammatikVerb · jammert, jammerte, hat gejammert
Aussprache [ˈjamɐn]
Worttrennung jam-mern
GrundformJammer1
Wortbildung
mit ›jammern‹ als Erstglied:
Jammergestalt
· Jammergestell · Jammergreis · Jammerkasten · Jammerlappen · Jammerossi · Jämmerling
· mit ›jammern‹ als Letztglied: Gejammer · aufjammern · ausjammern · bejammern · volljammern · vorjammern
· mit ›jammern‹ als Letztglied: Gejammer · aufjammern · ausjammern · bejammern · volljammern · vorjammern
Bedeutungsübersicht
- 1. [meist abwertend] ⟨jmd. jammert⟩ sich
wiederholt und merklich (und oft stärker als dem Anlass angemessen) beklagen,
beschweren; jammernde, winselnde o. ä. Laute von sich geben
- ● ⟨jmd. jammert nach jmdm., etw.⟩ nach jmdm., etw. dringend verlangen
- 2. [veraltend] ⟨jmd., etw. jammert jmdn.⟩ Mitleid, Mitgefühl erregen
eWDG und ZDL
Bedeutungen
1.
meist abwertend ⟨jmd. jammert⟩ZDLsich wiederholt und merklich (und oft stärker als dem Anlass angemessen) beklagen, beschwerenZDL;
jammernde, winselnde o. ä. Laute von sich geben
jammernde, winselnde o. ä. Laute von sich geben
siehe auch klönen (2), plinsen
Kollokationen: ZDL
mit Adverbialbestimmung: laut, lauthals, allerorten, ständig, (zu) viel jammern
hat Präpositionalgruppe/-objekt: über die Hitze, Belastung, Kindheit, den Fachkräftemangel, die Kosten, [niedrigen] Zinsen jammern; auf hohem Niveau jammern (= sich nur über Unerhebliches beschweren (können))
in Koordination: jammern und klagen, schimpfen, stöhnen, heulen
Beispiele:
laut, klagend jammern
sie jammerte leise vor sich hin
wir hörten das Kind jammern
sie jammern über ihr Schicksal
er jammert um sein verlorenes Glück
ein jammernder (= winselnder) Köter
jammernd die Hände ringen
er verbrachte seine Tage mit Jammern und Klagen
Alle Jahre wieder wird über fehlende Lehrer
gejammert. [Münchner Merkur, 15.09.2022]ZDL
Der Kleine berappelt sich, weint, reibt sich die Augen, fasst sich an
die Beine und jammert: »Das tut sooooo
weh![«] [Fränkischer Tag, 14.09.2022]ZDL
Viele würden auf hohem Niveau jammern, leben
aber im absoluten Überfluss und Wohlstand. [Südkurier, 15.08.2022]ZDL
●
⟨jmd. jammert nach jmdm., etw.⟩ZDLnach jmdm., etw. dringend verlangen
Beispiele:
das kleine Mädchen jammert nach seiner Mutter
der Verwundete jammerte nach Wasser
Wir jammern nach Gerechtigkeit und
wundern uns, wenn auch die Jugend Gerechtigkeit für die Zukunft
fordert. [Schweriner Volkszeitung, 16.02.2019]ZDL
Leo, schon bedenklich außer Atem, jammert
nach seinen Keksen, die seine Mutter resigniert aus dem Rucksack zieht. [Rhein-Zeitung, 01.04.2014]ZDL
In einem Verschlag haben die Eltern sie [eine Zwangsverheiratete] nun eingesperrt. Sie hämmert an
die Eisentür, die von außen mit einem Vorhängeschloss verriegelt ist.
Sie jammert nach ihrer Mutter. [Welt am Sonntag, 27.04.2008]ZDL
2.
veraltend ⟨jmd., etw. jammert jmdn.⟩Mitleid, Mitgefühl erregenZDL
Beispiele:
der arme Mensch, sein Zustand jammert mich
es jammerte uns, sie so elend zu sehen
saloppdas kann ja einen Hund jammern (= das ist ja sehr schlimm)
»Es jammerte ihn«, heißt
es oft von Jesus in der Bibel. [Hamburger Abendblatt, 08.12.2020]ZDL
Es jammert mich, neben Schmerz fühle ich Wut
über den offensichtlich größten Feind des Waldes, die Forstwirtschaft. [Thüringer Allgemeine, 07.03.2015]ZDL
Er jammerte mich in seinem Jammer. [Der Tagesspiegel, 02.02.2001]ZDL
letzte Änderung:
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Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Jammer · jämmerlich · Jämmerlichkeit · jammern · Jammerlappen · jammerschade · Jammertal
Jammer m. ‘Wehgeschrei, beklagenswerter Zustand, Elend, Verzweiflung’, ahd. jāmar (9. Jh.), āmar (um 1000) n. m., mhd. jāmer, āmer n. m. ‘Betrübnis, Sehnsucht’ ist eine Substantivierung des Adjektivs ahd. jāmar (9. Jh.), āmar (um 1000) ‘traurig’, woraus sich das vom Ahd. bis ins Frühnhd. belegte neutr. Genus (neben dem mask.) erklären ließe; vgl. auch asächs. jāmar, giāmar, aengl. geōmor ‘leidvoll, betrübt’. Wahrscheinlich geht das Adjektiv auf einen Schmerzenslaut, einen Klageruf zurück, so daß in ahd. āmar, mhd. āmer (s. oben) sowie anord. amra, emja, ymja ‘heulen, schreien’ onomatopoetische Varianten vorliegen können. Die nhd. Form mit verkürztem Vokal setzt sich im 17. Jh. durch. – jämmerlich Adj. ‘elend, erbärmlich, heruntergekommen, feige’, ahd. āmarlīh (8. Jh.), mhd. jāmerlich, jæmerlich ‘kläglich, leidvoll’; Jämmerlichkeit f. (17. Jh.). jammern Vb. ‘wehklagen’, ahd. āmarōn (um 1000), mhd. jāmern, āmern ‘klagen, stöhnen, seufzen’. Jammerlappen m. ‘wehleidig klagender Mensch, Feigling’ (berlin. 19. Jh.), eigentlich (scherzhaft) ‘das zum Abwischen der Tränen benutzte Taschentuch’. jammerschade Adj. (nur prädikativ), Zusammenrückung der prädikativ verwendeten Fügung Jammer und Schade (18. Jh.). Jammertal n. ‘das irdische Dasein’, mhd. jāmertal, hier (wie auch bei Luther) Übersetzung von spätlat. vallis lacrimārum ‘Tal der Tränen’ (Vulgata, Psalm 83, 7, bei Luther 84, 7).
Bedeutungsverwandte Ausdrücke
Unterbegriffe |
Assoziationen |
|
(es) fließen Tränen ·
Tränen vergießen ·
jammern ·
schluchzen ·
schreien (Baby) ·
weinen (vor) ·
weinen (über) ·
wimmern ●
(jemandem) laufen die Tränen (über das Gesicht) variabel ·
(jemandem) kullern die Tränen (über das Gesicht) ugs., fig., variabel ·
(sich) ein Tränchen verdrücken ugs. ·
barmen geh., poetisch ·
bläken ugs., abwertend, regional ·
das heulende Elend haben ugs. ·
flennen ugs., regional ·
greinen ugs. ·
heulen ugs. ·
leise weinend (in der Ecke) ugs., floskelhaft ·
plieren ugs. ·
plinsen ugs., norddeutsch ·
plärren ugs., abwertend, regional
Oberbegriffe |
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Unterbegriffe |
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Assoziationen |
|
Assoziationen |
jammern ·
sich beklagen ·
stöhnen
Assoziationen |
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herumjammern ·
herumjanken ·
jammern (über) ●
(beredt) klagen (über) geh. ·
(ein) Klagelied anstimmen (über) geh. ·
herumnörgeln (an) ugs. ·
rumjammern ugs.
Assoziationen |
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