Kalb
n.
‘neugeborenes oder junges Rind’.
Die Etymologie ist nicht klar festzulegen,
da ein solches Elementarwort der Tierhaltung
unterschiedliche Eigenentwicklungen erfahren haben mag.
Ahd.
kalb
(8. Jh.),
mhd.
kalp,
asächs.
mnd.
nl.
kalf,
aengl.
cælf,
mnl.
engl.
calf,
anord.
kalfr,
schwed.
kalv
erweist sich nach den Pluralformen
ahd.
kelbir,
aengl.
calfru,
cealfru
als alter
es
/
os-Stamm
(germ.
*kalƀaz,
*kalƀiz).
Im Ablaut dazu begegnet
ahd.
kilbur
(11. Jh.),
kilburra,
kilbirra
(9. Jh.),
aengl.
ceolbor-,
cilfor(lamb)
‘Mutterlamm’.
Daneben steht ein femininer
n-Stamm
got.
kalbō
‘junge Kuh, Kalb’,
ahd.
kalba,
mhd.
kalbe
‘über ein Jahr alte Kuh, die noch nicht gekalbt hat’.
Unter Berücksichtigung der Anlautverhältnisse
und unter Annahme einer Bedeutungsentwicklung
‘Anschwellung ‒ Mutterleib ‒ Leibesfrucht’
ist Rückführung auf
ie.
*gelb(h)-
möglich,
eine wohl nur im Germ. vertretene Variante von
ie.
*glēb(h)-,
*gleb(h)-
‘zusammballen’
(s.
↗
Klafter,
↗
Kolben),
Labialerweiterungen der Wurzel
ie.
*gel-
‘(sich) ballen, Gerundetes, Kugliges’,
wozu auch
gall.-lat.
galba
‘Schmerbauch, dicke Person’,
lat.
globus
‘Kugel, Ball, Klumpen’
gehören.
Semantische Beziehungen zu
ie.
*gu̯elbh-
‘Gebärmutter, Tierjunges’
mit
griech.
delphýs
(
δελφύς)
‘Gebärmutter’,
délphax
(
δέλφαξ)
‘Sau, Mutterschwein’
und
aind.
gárbhaḥ
‘Mutterleib, Leibesfrucht’
sind nicht zu übersehen;
der ie. labiovelare Anlaut
ist allerdings mit den oben genannten germ. Formen
nicht vereinbar.
kalben
Vb.
‘ein Kalb zur Welt bringen’,
mhd.
kalben.
kälbern,
kalbern
Vb.
‘kalben’,
auch
‘herumalbern, Spaß machen’
(16. Jh.),
eigentlich
‘herumtollen wie ein junges Kalb’.
Kalbfell
n.
oft bildlich für
‘Trommel’
(16. Jh.).