Klasse
f.
Gegen Ende des 16. Jhs. wird
Classe
(später
Klasse)
in der allgemeinen Bedeutung
‘Abteilung, Gruppe mit gemeinsamen Merkmalen’,
auch
‘Gruppe gleichaltriger Schüler’
sowie der
‘für diese bestimmte Raum’
(vgl.
Klassenzimmer)
aus
lat.
classis
‘militärisches Aufgebot, Heer, Flotte, Abteilung, Klasse von Schülern’
entlehnt.
Im 18. Jh. wird
Klasse
zu einem wissenschaftlichen Einteilungsbegriff
‘Einheit mit gemeinsamen, sich von anderen unterscheidenden Merkmalen’,
besonders im biologischen System der Tiere und Pflanzen
zwischen Stamm und Ordnung
(
Klasse der Säugetiere,
der Nadelhölzer).
Schließlich gilt
Klasse
als kategorialer Begriff auch auf verschiedenen anderen Gebieten,
z. B. zur Gliederung einer Akademie
(
Klasse für Mathematik,
Medizin),
im Sport zur Einteilung der Sportler, Mannschaften
nach Alter, Gewicht, Leistung
(
Klasse der Junioren,
Meister aller Klassen),
bei Motorfahrzeugen zur Einteilung nach der Stärke des Motors
(
Klasse bis 1000 Kubikzentimeter),
bei Segelbooten nach der Bauart
(
Klasse der Jachten),
bei öffentlichen Verkehrsmitteln zur Qualitätsangabe der Dienstleistung
(
Abteil,
Fahrkarte erster Klasse),
bei Auszeichnungen zur Bezeichnung der Rangstufe
(
Schwarzer Adlerorden,
Verdienstkreuz erster Klasse).
Aus derartigen Verwendungen entwickelt sich die Bedeutung
‘Qualität’
(
ein Künstler,
Geiger erster Klasse
‘hervorragend’,
Hotel dritter Klasse
‘weniger gut’,
große Klasse
‘ganz ausgezeichnet’).
Vor allem aber steht
Klasse
seit dem 18. Jh. unter Einfluß von
frz.
classe
und
engl.
class
für
‘Menschengruppe innerhalb der Gesellschaft’
(vgl.
lat.
classis
‘Volksklasse’
in der von
Servius Tullius
eingeführten Einteilung der römischen Bürger
nach ihrem Besitz in sechs Klassen).
Der Begriff wird von französischen Historikern
und englischen Sozialökonomen aufgenommen,
die die Existenz von Klassen in der bürgerlichen Gesellschaft
aus ökonomischen Verhältnissen erklären.
Er wird daraufhin zu einem zentralen Wort des Marxismus.
Marx
und
Engels
bestimmen
Klasse
als
‘große Gruppe von Menschen, die sich von einer anderen besonders nach ihrem Verhältnis zu den Produktionsmitteln und dadurch auch in der Erlangung und dem Umfang des Anteils am gesellschaftlichen Reichtum unterscheidet’
(s.
↗
Arbeiterklasse).
Vgl. dazu
Klassenbewußtsein
n.
‘Widerspiegelung der materiellen Existenzbedingungen, der Klassenunterschiede im Bewußtsein der Angehörigen einer bestimmten gesellschaftlichen Klasse’
(
Engels
1865);
klassenbewußt
Adj.
(
Engels
1888).
Klassengesellschaft
f.
‘aus antagonistischen Klassen bestehende Gesellschaftsformation auf der Grundlage des Privateigentums an den Produktionsmitteln und der politischen Macht in den Händen der besitzenden Klasse’
(
Engels
1878).
Klassenkampf
m.
‘offener oder versteckter Kampf zwischen den ausgebeuteten und den ausbeutenden Klassen’
(
Marx,
Engels
1847).
Klassenstaat
m.
‘Staat, in dem eine bestimmte gesellschaftliche Klasse über andere Klassen die Herrschaft ausübt’
(
Marx
1877).
Klassement
n.
‘Einteilung, Ordnung’,
im Sport
‘Rangliste, Reihenfolge’,
Übernahme (19. Jh.) von
frz.
classement.
klassieren
Vb.
‘einteilen’,
im Bergbau
‘das Geförderte bei der Aufbereitung nach der Größe sortieren’
(19. Jh.),
nach
frz.
classer
‘nach Klassen einteilen, ordnen’;
dazu
deklassieren
Vb.
‘jmdn. aus einer Gesellschaftsklasse, -schicht in eine niedrigere verweisen, herabsetzen’,
im Sport
‘einem Gegner um eine Klasse überlegen sein und ihn unerwartet hoch besiegen’
(19. Jh.),
nach
frz.
déclasser
‘die Klasseneinteilung umstoßen, aus einer (Gesellschafts-, Rang)klasse streichen’;
älter
(vereinzelt 18. Jh.)
reflexiv
‘eine gesellschaftliche Ordnung verlassen’.
Klassifikation
f.
‘Einteilung, Einordnung’
(18. Jh.),
nach
frz.
classification;
klassifizieren
Vb.
‘nach Klassen oder anderen Merkmalen einteilen, ordnen’;
Klassifizierung
f.
(beide 18. Jh.).
-klassig
in Zusammensetzungen wie
erstklassig
‘ausgezeichnet’,
zweitklassig
‘von geringerem Wert’
(20. Jh.).