Klaue
f.
‘verhornte Zehe, Huf (der Paarhufer), Kralle (der Raubvögel)’.
Auf
germ.
*klēw-
beruhen
ahd.
klāwa
(9. Jh.),
mhd.
klā(we),
mnd.
klā
‘Kralle, Pfote, Tatze, Hornteil des gespaltenen Tierfußes’;
auf
germ.
*klauw-
bzw.
*klaw-
führen
mnd.
klauwe,
mnl.
clauw,
nl.
klauw,
aengl.
clēa
(
engl.
mundartlich
clee),
dazu als Neubildung aus den obliquen Kasus
aengl.
clawu,
engl.
claw;
germ.
*klōw-
setzen
ahd.
klōa
(um 800),
anord.
klō,
schwed.
klo
voraus.
Außergerm. vergleichen sich
aind.
gláuḥ
‘Ballen, kropfartiger Auswuchs’,
griech.
gínglymos
(
γίγγλυμος)
‘Knochengelenk des Ellenbogens und Oberarms, Türangel’,
glūtós
(
γλουτός)
‘Hinterbacke, Gesäß’,
wahrscheinlich auch
air.
glūn
‘Knie’
sowie
lit.
gliaumaĩ
‘Schleim’,
(älter)
glaumas
‘was beim Schleifen an schleimiger Substanz vom Stein abgeht’.
Daraus ist
ie.
*gleu-
erschließbar,
eine Weiterbildung der unter
↗
Kolben
(s. d.)
angeführten,
vielfach erweiterten Wurzel
ie.
*gel-
‘(sich) ballen, Gerundetes, Kugeliges’
(s.
↗
Kloß,
↗
Klotz,
↗
Knäuel),
und
Klaue
ist danach als
‘die sich Ballende, Zusammendrückende’
zu verstehen.
Für entsprechende Werkzeuge im Sinne von
‘Greifer, Haken’
steht
Klaue
seit dem 16. Jh.,
geringschätzig scherzhaft für
‘Fingernagel, Finger, Hand’
seit dem 17. Jh.;
von daher übertragen
‘schlechte Handschrift’
(Mitte 19. Jh.).
Klauenseuche
f.
(18. Jh.),
heute meist
Maul- und Klauenseuche,
durch Viren hervorgerufene Krankheit der Wiederkäuer
mit Bläschenbildung an Maul, Klauen und Euter.
klauen
Vb.
‘stehlen’.
Auszugehen ist von der alten
(heute noch in den Mundarten bewahrten)
Bedeutung
‘mit den Klauen fassen, packen, kratzen, krauen, krabbeln’
in
ahd.
klāwen,
klouwen
(9. Jh.),
mhd.
klöuwen,
mnd.
klouwen,
frühnhd.
kläuen,
kleien,
mnl.
clouwen,
aengl.
clāwian,
anord.
klā.
Aus
‘mit den Klauen packen, fassen’
entwickelt sich mundartlich
‘stehlen’
(19. Jh.,
vielleicht älter).