zweifelnd, nicht von festem Glauben
kleingläubig
Grammatik Adjektiv
Aussprache
Worttrennung klein-gläu-big
Wortbildung
mit ›kleingläubig‹ als Erstglied:
↗Kleingläubigkeit
eWDG
Bedeutung
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
klein · verkleinern · zerkleinern · Kleinheit · Kleinigkeit · Kleinigkeitskrämer · kleinlich · Kleinlichkeit · Kleinbürger · kleinbürgerlich · Kleinbürgertum · kleingläubig · Kleinkunst · kleinlaut · kleinmütig · Kleinmut · Kleinstaat · Kleinstaaterei · kleinstädtisch · Kleinstädter · Kleinstadt
klein
Adj.
‘von geringem Ausmaß, von geringer Größe (an Raum und Zeit, Gewicht, Zahl und Wert), jung, nicht erwachsen, unbedeutend’,
ahd.
kleini
‘glänzend, glatt, sauber, sorgfältig, zierlich, dünn, gering’
(9. Jh.),
mhd.
klein(e)
‘rein, niedlich, zierlich, fein, hübsch, scharfsinnig, klug, unansehnlich, gering, schwach’,
asächs.
klēni
‘zart, schlank, klug, scharfsinnig’,
mnd.
klēne
‘dünn, zierlich, wenig’,
mnl.
cleine,
clēne,
nl.
klein
‘klein, gering, wenig’,
aengl.
clǣne
‘rein, keusch, unschuldig, klar, offen, treu’,
engl.
clean
‘rein, sauber’
führen auf den
nur im Westgerm. auftretenden
ja-Stamm
germ.
*klainja-,
der sich außergerm. mit
griech.
glainó͞i
(γλαινοί)
Plur.
‘Schmuck (an der Kopfbedeckung, am Helm)’
vergleicht und mit ableitendem Nasal zu
ie.
*g̑ləi-,
einer erweiterten Form der Wurzel
ie.
*g̑el(ə)-
‘hell, heiter glänzen, heiter sein, lächeln, lachen’,
gehören kann,
vgl.
armen.
całr
‘Gelächter’,
griech.
gelā́n
(γελᾶν)
‘lachen’,
aglaós
(ἀγλαός)
‘glänzend, herrlich’,
glḗnos
(γλῆνος)
‘Prachtstück’.
‘Glänzend’
geht im Westgerm. über zu
‘rein, sauber’
(wie noch in
engl.
clean),
woraus sich im Dt. die zahlreichen weiteren Bedeutungen entwickeln.
Aber auch Anschluß an unter
↗kleben
(s. d.)
angeführtes
ie.
*glei-
‘kleben, schmieren’
bei Verwandtschaft mit den Nasalableitungen
griech.
glínē
(γλίνη)
‘Leim’,
aslaw.
glinьnъ
‘tönern, irden’,
russ.
(landschaftlich)
glína
(глина)
‘Lehm, Ton’
wird erwogen,
wobei ein Bedeutungsübergang von
‘geschmiert, verschmiert, verputzt’
zu
‘glänzend (vor Fettigkeit), glatt, rein’
vorauszusetzen wäre.
Aus
‘fein, zierlich, niedlich’
(mhd.)
entwickelt sich
klein
zum Gegenwort von
groß.
verkleinern
Vb.
‘kleiner machen, verringern’
(17. Jh.),
älter
verkleinen
(mhd.
verkleinen).
zerkleinern
Vb.
‘in kleine Stücke teilen’
(19. Jh.),
neben
zerkleinen
(im Bergbau)
‘Gestein zerschlagen’
(19. Jh.).
Kleinheit
f.
‘geringe Größe, geringes Ausmaß, Beschränktheit, Enge’,
mhd.
kleinheit
‘Zartheit, Feinheit’.
Kleinigkeit
f.
‘Sache von geringem Wert, Geringfügigkeit’,
mhd.
kleinecheit
‘Feinheit, Kleinheit’;
Kleinigkeitskrämer
m.
‘wer Kleinigkeiten übertrieben wichtig nimmt’
(18. Jh.).
kleinlich
Adj.
‘pedantisch, engherzig’,
mhd.
kleinlich
‘fein, zart, zierlich, mager, scharf sehend’;
vgl.
ahd.
kleinlīhho
Adv.
(9. Jh.);
Kleinlichkeit
f.
‘übertriebene Genauigkeit, Pedanterie’,
mhd.
kleinlīcheit
‘Fein-, Zart-, Kleinheit’.
Kleinbürger
m.
Angehöriger der unteren Mittelschicht,
im Sinne von
‘Spießbürger’
wohl zuerst bei
Börne
(um 1830),
zuvor gelegentlich für
‘Arbeiter’
(18. Jh.);
kleinbürgerlich
Adj.
‘spießig, beschränkt’
(Immermann
1838),
‘das Kleinbürgertum betreffend, zu ihm gehörend’
(19. Jh.).
Kleinbürgertum
n.
(19. Jh.);
kleingläubig
Adj.
‘zweifelnd, nicht von festem Glauben’
(16. Jh.).
Kleinkunst
f.
‘kleine künstlerische Arbeit, die entsprechende Kunstrichtung selbst, Kunsthandwerk’
(um 1860),
auch
‘kabarettistische Darbietungen’
(20er Jahre 20. Jh.;
vgl.
Kleinkunstbühne
‘Kabarett’).
kleinlaut
Adj.
‘verlegen, nicht vorlaut’,
älter
‘schwach lautend, leise’
(15. Jh.).
kleinmütig
Adj.
‘mutlos, verzagt, ohne Entschlußkraft’,
mhd.
kleinmuotic;
dazu die Rückbildung
Kleinmut
m.
‘Mangel an Mut und Entschlußkraft’
(16. Jh.).
Kleinstaat
m.
‘kleiner, aber souveräner Staat’,
Kleinstaaterei
f.
‘Aufspaltung in viele Kleinstaaten, politische Zerrissenheit’
(beide
Jahn
1814).
kleinstädtisch
Adj.
‘einer Kleinstadt eigen, provinziell’
(17. Jh.),
Kleinstädter
m.
(18. Jh.);
danach
Kleinstadt
f.
(19. Jh.).
Thesaurus
Synonymgruppe
von Zweifeln geplagt
·
zweifelnd
●
kleingläubig
religiös
Verwendungsbeispiele für ›kleingläubig‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Vielleicht bin ich auch zu kleinmütig, kleingläubig auf jeden Fall.
Die Zeit, 02.11.1990, Nr. 45
So triumphiert der einsam entschlossene Führer noch im Tode über sein kleingläubiges Volk.
Die Zeit, 05.04.1963, Nr. 14
Er aber lebt - siebzig Jahre, nachdem eine kleingläubige Welt ihn für tot erklärt hatte.
Süddeutsche Zeitung, 19.01.1995
Erfahrungen mit Hochgeschwindigkeitsstrecken zum Beispiel in Frankreich legen allerdings den Ratschluß nahe, nicht kleingläubig zu sein.
Die Welt, 12.05.1999
So kleingläubig und besorgt tun eben nur Vertreter einer Nation, die in ihrer Nachkriegsgeschichte noch keine Gelegenheit hatte, auf den demokratischen Härtefall zu setzen.
o. A.: EIN KRIEGSPROGRAMM - DEMOKRATISCH GEWÄHLT. In: Marxistische Zeit- und Streitschrift 1980-1991, München: Gegenstandpunkt Verl. 1998 [1988]
Zitationshilfe
„kleingläubig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/kleingl%C3%A4ubig>, abgerufen am 15.04.2021.
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