Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

kommunistisch

Grammatik Adjektiv · Komparativ: kommunistischer · Superlativ: am kommunistischsten, Steigerung selten
Aussprache 
Worttrennung kom-mu-nis-tisch
Wortbildung  mit ›kommunistisch‹ als Letztglied: antikommunistisch · prokommunistisch
Herkunft vgl. gleichbedeutend communistefrz, communistengl < commūnislat ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein’, commūnelat ‘gemeinschaftlicher Besitz, gemeinschaftliches Vermögen’
eWDG

Bedeutung

den Grundsätzen des Kommunismus entsprechend
Beispiele:
die kommunistische Idee, Weltanschauung, Gesellschaft(sordnung)
seine kommunistische Gesinnung beweisen
ein kommunistischer Staat
die kommunistischen Parteien
historischdie Kommunistische Partei Deutschlands
historischdie Kommunistische Partei der Sowjetunion
das Kommunistische Manifest (= programmatisches Dokument des Marxismus, das von Marx und Engels im Auftrag des Bundes der Kommunisten ausgearbeitet und 1848 erstmals veröffentlicht wurde)
die Kommunistische Internationale (= von Lenin 1919 begründete, bis 1943 tätige Internationale der kommunistischen Parteien und Organisationen)
kommunistisch denken, handeln
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Kommunismus · Kommunist · kommunistisch
Kommunismus m. Gesellschaftsformation, die auf dem gesellschaftlichen Eigentum an Produktionsmitteln beruht, sowie die Lehre vom Aufbau, den Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten dieser Gesellschaftsordnung; Kommunist m. ‘wer für den Kommunismus eintritt, für ihn kämpft’. Von vereinzelten Frühbelegen abgesehen (vgl. engl. communists or socialists ‘Personen, die sich für Gemeinbesitz des Kapitals einsetzen’, 1827, frz. communiste ‘Person, die das Weiderecht auf dem Gemeindeland hat’, 18. Jh., bei Mirabeau), beginnt die zusammenhängende Geschichte der hier behandelten Wortgruppe im Frz., Engl. und Dt. um 1840. Frz. communiste, seit 1834 (Lamennais) nachzuweisen, wird vor allem mit É. Cabets Schrift Comment je suis communiste (verfaßt 1840) geläufig, frz. communisme ist seit 1840 belegt. Die frühesten Nachweise für engl. communist, communism stammen von 1843 (engl. communist Adj. bereits 1841, s. unten), der Engländer Barmby hat allerdings nachträglich (1848) für sich in Anspruch genommen, bei einem Besuch in Frankreich 1840 als erster die Bildung auf -ism geschaffen zu haben. In Deutschland werden die Termini Kommunisten und Kommunismus durch Heines Berichte aus Paris (1841) bekannt. Da die Wortprägungen (samt den zugehörigen Begriffen) dem Kreis der französischen und englischen utopischen Sozialisten entstammen, werden Kommunismus bzw. engl. communism zunächst (1843) von Marx und (in einer engl. Veröffentlichung) von Engels noch unterschiedlich akzentuiert gebraucht, von Marx negativ in der Polemik gegen falsche, einseitige Auffassungen, von Engels dagegen positiv als Ausdruck der Erkenntnis von der Notwendigkeit entscheidender gesellschaftlicher Veränderungen. Dazu kommunistisch Adj. Vorauf gehen adjektivisches frz. communiste (1840), engl. communist (1841 gründet Barmby The London Communist Propaganda Society). Danach erscheint das dt. Adjektiv in Weitlings Schrift Die Regierungsform des kommunistischen Prinzips (1842) und bei Marx und Engels in der programmatischen Darstellung Manifest der Kommunistischen Partei (1847/48). Zugrunde liegt der gesamten hier behandelten Wortgruppe lat. commūnis ‘gemeinsam, gemeinschaftlich, allgemein’, dazu das substantivierte Neutrum lat. commūne ‘gemeinschaftlicher Besitz, gemeinschaftliches Vermögen’ (auch ‘Gemeinwesen’, s. Kommune), etymologisch verwandt mit gemein, gemeinsam (s. d.). Die Wortschöpfungen des 19. Jhs. heben also das Gemeineigentum als das entscheidende Moment der künftigen Gesellschaftsordnung hervor. Dazu bereits (doch ohne Auswirkung auf die vorgenannte Entwicklung) nlat. communistae Plur. als Bezeichnung der Angehörigen einer religiösen Gemeinschaft (16. Jh.).

Thesaurus

Synonymgruppe
bolschewistisch · kommunistisch
Synonymgruppe
links · linksgerichtet · linksorientiert · politisch links stehend · rot · sozialistisch  ●  kommunistisch (sein) Hauptform · (eine) rote Socke (sein) ugs., fig., abwertend · vaterlandslose Gesellen ugs., politisch, abwertend, historisch, Schlagwort
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›kommunistisch‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›kommunistisch‹.

Verwendungsbeispiele für ›kommunistisch‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Das Ritual der langen Reden, die die Diskussion ersetzten, beherrschte er wie alle kommunistischen Führer. [Brandt, Willy: Erinnerungen, Berlin: Ullstein 1997 [1989], S. 179]
Unter kommunistischen Führern ist dies schon seit langem ein unumstößliches Ritual. [Giesder, Gabriele: Gutes Benehmen, Düsseldorf: Econ-Taschenbuch-Verl. 1991 [1986], S. 74]
Dadurch kontrastiert es sehr scharf mit dem kommunistischen Bild des Arbeiters. [Friedrich, Carl Joachim: Totalitäre Diktatur, Stuttgart: Kohlhammer 1957, S. 88]
Die Theorie, auch die kommunistische Theorie, ist Funktion des Werdens. [Mannheim, Karl: Ideologie und Utopie, Frankfurt a.M: Klostermann 1985 [1929], S. 378]
Und es dauerte bis 1991, dann verloren die kommunistischen Größen ihren hohen Rang. [Die Zeit, 04.03.1999, Nr. 10]
Zitationshilfe
„kommunistisch“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/kommunistisch>.

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Worthäufigkeit

selten häufig

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