Der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute.

kräftig

Grammatik Adjektiv
Aussprache 
Worttrennung kräf-tig
Wortzerlegung Kraft -ig
Wortbildung  mit ›kräftig‹ als Letztglied: beweiskräftig · finanzkräftig · heilkräftig · kapitalkräftig · kaufkräftig · lebenskräftig · schlagkräftig · stimmkräftig · urteilskräftig · widerstandskräftig · willenskräftig · wunderkräftig · zahlungskräftig
 ·  mit ›kräftig‹ als Grundform: -kräftig
eWDG

Bedeutungen

1.
stark, kraftvoll
a)
mit, voll Körperkraft
Beispiele:
ein kräftiger Mann, Bursche, Stammhalter
seine kräftige Konstitution, Natur
hier werden kräftige Arme, Fäuste gebraucht
ein kräftiger Hieb, Schlag, Händedruck
iss, damit du groß und kräftig wirst!
er ist viel kräftiger als du
sie fühlte sich wieder kräftig
jmdm. kräftig die Hand drücken
jmdn. kräftig auf die Schulter schlagen
du musst das Reinigungsmittel vor dem Gebrauch kräftig schütteln!
diese Tätigkeit war selbst für die Kräftigsten unter uns zu aufreibend
energisch
Beispiele:
jmdm. kräftig seine Meinung sagen
er ist kräftig für mich, für unsere Sache eingetreten
du hast kräftig in die Diskussion eingegriffen
umgangssprachlichmit jmdm. ein kräftiges Wörtchen reden (= jmdm. energisch und deutlich seinen Standpunkt klarmachen)
b)
gut entwickelt
Beispiele:
der Baum hat kräftige Zweige, Triebe
die Blume hat einen kräftigen Stiel
er hat ein kräftiges Kinn
das Mädchen ist recht kräftig
c)
nahrhaft, kräftigend
Beispiele:
eine kräftige Fleischbrühe, Suppe, Mahlzeit
ein kräftiges Brot, Essen, Futter
ich möchte etwas Kräftiges essen
d)
derb, grob
Beispiele:
kräftige Ausdrücke, Flüche gebrauchen
er hat eine kräftige Ausdrucksweise
er redete, führte eine kräftige Sprache
2.
übertragen drückt ein großes Ausmaß, große Intensität aus
a)
groß
Beispiele:
kräftigen Hunger, Durst haben
er nahm einen kräftigen Schluck aus der Flasche
intensiv
Beispiele:
ein kräftiges Blau, Rot
das Bild ist in kräftigen Farben gemalt
ein kräftiges Hochdruckgebiet, ein kräftiges Tief liegt über der Ostsee
deutlich spürbar
Beispiele:
ein kräftiger Geschmack, Geruch
ein kräftiges Muster
b)
sehr, in hohem Grade
Grammatik: adverbiell
Beispiele:
er isst kräftig, langt kräftig zu
wir fluchten kräftig
die Preise sind kräftig gestiegen
er sprach der Flasche kräftig zu
den Boden kräftig düngen
kräftig auf die Leinwand aufgetragene Farben
Dieses Wort ist Teil des Wortschatzes für das Goethe-Zertifikat B1.
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)

Etymologie

Kraft · kraft · entkräften · verkraften · kräftig · kräftigen · bekräftigen · Kraftausdruck · Kraftbrühe
Kraft f. ‘Stärke, Fähigkeit, Wirksamkeit’, ahd. kraft ‘Stärke, Vermögen, Fähigkeit, Macht, Tugend’ (8. Jh.), mhd. kraft ‘Stärke, Gewalt, Heeresmacht, Menge, Fülle’, asächs. kraft und (mit Wandel von ft zu cht) kraht, mnd. kraft, kracht, mnl. craft, cracht, nl. kracht, aengl. cræft, engl. craft, anord. (aus dem Aengl.?) kraptr, krǫptr, schwed. kraft lassen sich auf eine Labialerweiterung ie. *grep- der Wurzel ie. *ger- ‘drehen, winden’ (s. auch Krampf) zurückführen. Mit Kraft würde sich dann ursprünglich die Vorstellung der Muskelanspannung verbinden. Rechtssprachlich bedeutet bereits ahd. kraft ‘Gültigkeit, Wirksamkeit’; daran anknüpfend vgl. rechtskräftig sowie in Kraft treten, sein, bleiben, außer Kraft setzen, treten, bleiben. In neuerer Zeit (seit Ende 18. Jh.) vielfach bezogen auf den Menschen als ‘Träger der Kraft’, vgl. Streitkräfte (Ende 18. Jh.), frische Kräfte, Lehrkräfte, Arbeitskraft (19. Jh.), eine qualifizierte, bewährte Kraft (20. Jh.). – kraft Präp. (mit Genitiv) ‘vermöge, auf Grund, infolge’ (16. Jh.), aus präpositionalen Fügungen wie aus, durch, in Kraft (vgl. in kraft diß abschids, um 1500) entstanden. entkräften Vb. ‘die Kraft entziehen, schwächen, etw. gegenstandslos machen, widerlegen’ (16. Jh.). verkraften Vb. ‘etw. bewältigen, damit fertig werden’ (20. Jh.). kräftig Adj. ‘stark, kraftvoll, derb’, ahd. kreftīg ‘stark, mächtig, gewaltig, groß, wichtig, schwer, wirksam’ (8. Jh.), mhd. kreftic, kreftec ‘Kraft habend, von rechtlicher Geltung und Wirksamkeit, zahlreich, kräftigend’. kräftigen Vb. ‘jmdn. stärken’, ahd. kreftīgen (9. Jh.), gikreftīgōn ‘groß machen’ (um 1000), mhd. kreftigen ‘stärken, mehren’; bekräftigen Vb. ‘einer Angelegenheit Nachdruck verleihen, etw. bestätigen’, mhd. bekreftigen. Kraftausdruck m. ‘derber Ausdruck’ (18. Jh.). Kraftbrühe f. ‘Fleischbrühe’ (18. Jh.). In Zusammensetzungen des 20. Jhs. besonders für maschinell erzeugte Energie, z. B. Kraftfahrzeug, Kraftfahrer, Kraftrad, Kraftwagen, Kraftwerk.

Thesaurus

Synonymgruppe
bärenstark · kraftstrotzend · kraftvoll · kräftig · kämpferisch · machtvoll  ●  (körperlich) stark  Hauptform · Bärenkräfte haben  fig.
Assoziationen
Synonymgruppe
kräftig · körperlich leistungsfähig
Synonymgruppe
deftig · geschmacksintensiv · herzhaft · kräftig · würzig  ●  umami  japanisch
Assoziationen
Synonymgruppe
dass es nur so (...) · kräftig · mit aller Gewalt · mit maximaler Stärke · mit voller Kraft · mit voller Wucht · stark  ●  dass es nur so eine Art hat(te)  veraltend · so fest(e) wie möglich  ugs. · volle Pulle  ugs.
Assoziationen
Synonymgruppe
ausgiebig · deutlich · dramatisch (journal.) · erheblich · heftig · intensiv · kräftig · mächtig · sehr (vor Verben oder Partizipien 2) · stark  ●  dass es nur so (...)  ugs., variabel · doll  ugs. · tüchtig  ugs.
Assoziationen
Synonymgruppe
ausgeprägt · intensiv · kräftig · scharf · stark  ●  heftig  negativ
Unterbegriffe
  • Kaffee, der Tote zum Leben erweckt übertreibend, fig. · Kaffee, in dem der Löffel stehenbleibt übertreibend, fig. · starker Kaffee Hauptform
Assoziationen
  • Kaffee, der Tote zum Leben erweckt übertreibend, fig. · Kaffee, in dem der Löffel stehenbleibt übertreibend, fig. · starker Kaffee Hauptform
Antonyme
Synonymgruppe
gehaltvoll · kräftig · stark (Kaffee, Tee)  ●  Mit dem (Kaffee) kann man Tote wieder zum Leben erwecken.  ugs., fig., variabel · da bleibt der Löffel drin stehen  ugs., fig.
Assoziationen
Antonyme
Synonymgruppe
Assoziationen

Typische Verbindungen zu ›kräftig‹ (berechnet)

Detailliertere Informationen bietet das DWDS-Wortprofil zu ›kräftig‹.

Verwendungsbeispiele für ›kräftig‹

maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora

Die Farben treten mit der Klarheit der Luft kräftiger als sonst hervor. [Ketman, Per u. Wissmach, Andreas: DDR – ein Reisebuch in den Alltag, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1986, S. 288]
Wenn du dich sehr verspannt fühlst, blase etwas kräftiger oder seufze bei jedem Ausatmen. [Wilberg, Gerlinde M.: Zeit für uns, München: Frauenbuchverl. 1979, S. 40]
Eine kräftige Lust am Denken löste das lyrische Schwelgen ab. [Safranski, Rüdiger: Friedrich Schiller, München Wien: Carl Hanser 2004, S. 37]
Induzierte Mutationen sucht man daher unter den wenigen Überlebenden einer kräftig behandelten größeren Population. [Bresch, Carsten: Klassische und molekulare Genetik, Berlin u. a.: Springer 1965 [1964], S. 155]
Zwar ist in diesem Jahr noch nicht mit einem kräftigen Wachstum zu rechnen. [Archiv der Gegenwart, 2001 [1999]]
Zitationshilfe
„kräftig“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/kr%C3%A4ftig>.

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