über Kreuz, gekreuzt
Etymologisches Wörterbuch (Wolfgang Pfeifer)
Etymologie
Kreuz · Kreuzgang · Kreuzfahrer · Kreuzritter · kreuzdonnerwetter · kreuzweise · Kreuzspinne · Kreuzotter · kreuzlahm · Kreuzfeuer · kreuzigen · Kreuzigung
Kreuz
n.
‘aus zwei sich rechtwinklig oder schräg schneidenden Balken oder Linien bestehendes Gebilde’.
Lat.
crux
(Genitiv
crucis)
‘Balken (mit Querholz), Marterpfahl (als Hinrichtungsgerät, an den Verbrecher geschlagen werden)’,
übertragen
‘Marter, Qual’
wird im Zuge der Christianisierung der Germanen
aus der lat. Kirchensprache zunächst als Bezeichnung für das
‘Kreuz Christi’
entlehnt in
ahd.
krūzi
(8. Jh.),
mhd.
kriuz(e),
asächs.
krūci,
krūzi,
mnd.
krǖze,
mnl.
crūce,
nl.
kruis,
aengl.
crūc,
mengl.
crouch.
Der Ausdruck löst die im Germ. dafür übliche ältere,
unter
↗Galgen
(s. d.)
dargestellte Bezeichnung ab.
Bald wird in Anlehnung an die lat. Vorlage
und im Hinblick auf das Leiden Christi der Verwendungsbereich erweitert zu
‘Mühsal, Not’
und zu
‘Zeichen des Kreuzes’
sowie
‘Kruzifix’
(mhd.),
danach
(an das Symbol des Christentums anknüpfend)
‘Ordenskreuz’
(15. Jh.),
ferner
‘unterer Teil des Rückgrates’
(17. Jh.,
vgl.
Kreuzbein)
und
(hinsichtlich der figürlichen bzw. graphischen Darstellung)
‘Notenzeichen’
(wohl 18. Jh.),
‘Spielkartenfarbe’
(19. Jh.).
Dazu Wendungen wie
zu Kreuze kriechen
‘sich demütigen, unterwerfen’,
eigentlich
zum Kreuz (‘Altarkreuz, Kruzifix’) kriechen
(16. Jh.)
als Teil der Kirchenbuße,
besonders am Karfreitag;
sein Kreuz auf sich nehmen,
mhd.
daʒ kriuze nemen
‘sich in sein Schicksal fügen’;
sein Kreuz (‘Schicksal’) tragen,
vgl.
wer nicht tregt seyn kreutz vnnd folgt myr nach, der kan nit meyn iunger seyn
(Luk. 14, 27,
Luther),
mhd.
du solt dīn kriuze hān enbor
(nach Mark. 8, 34).
Kreuzgang
m.
‘zu einem Klosterhof hin offener Bogengang’,
mhd.
kriuz(e)ganc,
eigentlich
‘Bittgang, Umgang mit dem Kreuz, Prozession’,
dann auch auf die mit bildlichen Darstellungen
der Kreuzstationen Christi versehenen Säulengänge
der Klöster und Kirchen übertragen.
Kreuzfahrer
m.
Kreuzritter
m.
(18. Jh.)
‘Teilnehmer an einem Feldzug (mhd. kriuzevart, nhd. Kreuzzug, 18. Jh.) zur Eroberung Palästinas, des (als Wirkungsstätte Christi) heiligen Landes, und des Grabes Christi’.
Aus Fluchwörtern wie
kreuzdonnerwetter
u. dgl. entwickeln sich das Grundwort verstärkende Bildungen wie
kreuzgut
(16. Jh.),
kreuzbrav
(18. Jh.),
kreuzfidel
(19. Jh.).
kreuzweise
Adv.
‘in Form eines Kreuzes’,
mhd.
kriuzewīse.
Kreuzspinne
f.
Spinne mit
hellem Kreuz auf dem Hinterleib (17. Jh.).
Kreuzotter
f.
Giftschlange mit dunkler, kreuzähnlich verschlungener Rückenzeichnung
(19. Jh.).
kreuzlahm
Adj.
‘an freier Bewegung durch Schmerzen am unteren Rückgrat gehindert, hüftlahm, erschöpft’
(18. Jh.).
Kreuzfeuer
n.
‘Beschuß von mehreren Seiten’
(19. Jh.).
kreuzigen
Vb.
‘ans Kreuz schlagen’,
ahd.
krūzigōn
(um 1000),
mhd.
kriuzigen,
auch
‘peinigen, plagen’,
nach
lat.
cruciāre
‘kreuzigen, martern’;
dazu
Kreuzigung
f.
ahd.
krūzigunga
(11. Jh.),
mhd.
kriuzigunge.
Thesaurus
Synonymgruppe
(jemandem) (mal) gestohlen bleiben (sollen)
·
(jemandem) den Buckel (he)runterrutschen (können / sollen)
·
(jemandem) gestohlen bleiben (können)
·
(jemanden) (doch) kreuzweise (sollen)
·
(jemanden) (mal) kreuzweise (können)
·
(jemanden) gerne haben (können)
●
(jemanden) mal können
ugs.
·
(sich) ins Knie ficken
vulg.
Assoziationen |
|
Verwendungsbeispiele für ›kreuzweise‹
maschinell ausgesucht aus den DWDS-Korpora
Man kann auch zwei Stangen kreuzweise zusammennageln und diese unterschieben.
Die Landfrau, 06.09.1924
Mir wurden die Hände auf dem Rücken zusammengebunden in der Weise, daß die Handgelenke kreuzweise aufeinandergelegt wurden.
Archiv der Gegenwart, 2001 [1942]
Dank der kreuzweise angeordneten vier Taster läßt sich der Monitor gut bedienen.
C't, 1998, Nr. 17
Es wird über die Schultern gelegt und mit kreuzweise geführten Bändern über Brust und Rücken nach vorn gebunden.
o. A.: Lexikon der Kunst - P. In: Olbrich, Harald (Hg.), Lexikon der Kunst, Berlin: Directmedia Publ. 2001 [1993], S. 18234
Der Kreuzschnabel besitzt in seinen kreuzweise übereinanderliegenden Schnabelhälften ein praktisches Instrument zum Öffnen der Tannenzapfen.
Lucanus, Friedrich von: Im Zauber des Tierlebens, Berlin: Wegweiser-Verl. 1926 [1926], S. 118
Zitationshilfe
„kreuzweise“, bereitgestellt durch das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache, <https://www.dwds.de/wb/kreuzweise>, abgerufen am 07.03.2021.
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